Der Atomausstieg ist beschlossen und Experten halten eine komplette Umstellung auf erneuerbare Energien bis 2050 für machbar. Ein Ausblick. Bislang ist nicht viel zu sehen von Deutschlands grünem Umschwung. Jedenfalls in den Statistiken nicht. Im aktuellen Energiemix machen die erneuerbaren Energien gerade einmal 16% aus. Mit 56% sind die fossilen Brennstoffe Kohle und Erdgas immer noch Energielieferant Nummer eins und auch die Kernenergie schlägt mit satten 23% zu Buche. Wie allgemein bekannt, hat der Bundestag kürzlich mit parteiübergreifendem Konsens den Ausstieg aus der Atomkraft beschlossen. In nur elf Jahren wird also knapp ein Viertel unseres Stroms nicht mehr verfügbar sein. Dazu kommt, dass der Bedarf stetig steigt und sich ein immer größerer Marktanteil von Elektroautos abzeichnet. Wie kann diese Versorgungslücke geschlossen werden?
The answer is blowing in the Wind
Auch wenn Bob Dylan wohl kaum die Windkraft gemeint haben dürfte, so ist diese doch eine der vielversprechendsten Technologien für die Zukunft. Immerhin hat sie schon heute einen Anteil von über 6% an den insgesamt 16% erneuerbaren Energien. Wind ist schließlich überall frei verfügbar und der Bau von Windparks relativ kostengünstig. Doch auch hier regt sich Widerstand. Anwohner fühlen sich nicht nur durch die Geräusche der Windräder belästigt, sondern klagen auch über die zunehmende Zerstörung des Landschaftsbildes. Deutschland soll natürlich nicht zu einem einzigen großen Windpark werden. Forscher haben nun zwei verschiedene Lösungsstrategien vorgeschlagen.
Zum einen soll die Effizienz der Windkraftanlagen erhöht werden. Durch einen höheren Wirkungsgrad könnte die Anzahl der Windräder bei gleicher Leistung reduziert werden. Zum anderen sollen so genannte Offshore-Windparks gebaut werden. Hier stehen die Anlagen nicht mehr im Inland, sondern weit vor der Küste. Dort herrschen durchschnittlich bessere Windverhältnisse und es gibt keine Anwohner mehr, die belästigt werden. Allerdings ist diese Variante sehr viel kostenintensiver. Zudem müsste das Stromtrassennetz ausgebaut werden, damit auch das Alpenvorland versorgt ist.
Strom aus Strömungen – die Wasserkraft
Die Wasserkraft funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie die Windkraft, die Rotoren werden lediglich durch Wasserströmungen anstatt durch Wind angetrieben. Grundsätzlich unterscheidet man zwei verschiedene Typen von Kraftwerken: den Staudamm an Flüssen und das Strömungskraftwerk im Meer.
Auch wenn Wasserkraftwerke immerhin 3,2% unseres Strombedarfs decken, geraten sie doch zunehmend in Kritik. Umweltschützer befürchten, dass Meeres- und Flusstiere in ihren natürlichen Wanderbewegungen gestört werden. So seien teilweise Laich- oder Jagdgebiete nicht mehr oder nur noch sehr schwer erreichbar. Außerdem stößt die Wasserkraft schon jetzt an ihre Grenzen. In Deutschland ist bereits an nahezu jeder sinnvollen Stelle ein Staudamm errichtet worden und Schätzungen zufolge existieren weltweit nur rund drei Dutzend Orte, an denen Strömungskraftwerke wirtschaftlich arbeiten würden.
Maisbauern ernten Strom – Biomasse hat ausgedient
Eigentlich war es eine geniale Idee. Pflanzen speichern Sonnenenergie und können diese mit den richtigen Verfahren wieder freigeben. Dabei wird aber nur soviel CO2 ausgestoßen, wie diese Pflanzen vorher der Atmosphäre entnommen haben.
Trotzdem wird sich dieser verlockende Vorschlag letztendlich nicht durchsetzten. Warum? Weil viel zu viel Biomasse benötigt wird, um wirtschaftlich zu Strom verarbeitet zu werden. Viele Bauern witterten eine Goldgrube und verkauften ihre gesamte Ernte an die Stromkonzerne. Besonders der Mais wurde in riesigen Mengen an die Kraftwerke geliefert, was den Preis für Futtermais in die Höhe schnellen ließ. Außerdem fand man schnell heraus, welche Pflanzen die meiste Energie aufnehmen und damit auch den besten Preis erzielen. Daraus resultierten schließlich flächendeckende Monokulturen. Diese Art der Stromerzeugung fügt Mensch und Natur also mehr Schaden zu, als sie Nutzen bringt und wird damit langfristig keine große Rolle im deutschen Energiemix spielen.
Photovoltaik – Energie der Zukunft oder Subventionenschlucker?
Mit derzeit nur ca. einem Prozent Anteil an der deutschen Stromversorgung fällt der Solarstrom kaum ins Gewicht. Trotzdem fließen Jahr für Jahr hohe Summen an Subventionen in diesen Wirtschaftszweig. Wie passt das zusammen? Strom direkt aus Sonne zu gewinnen ist die Form von erneuerbarer Energie mit dem wohl größten Potential. Die Sonneneinstrahlung eines Monats würde theoretisch ausreichen, um den weltweiten Energiebedarf für ein Jahrtausend zu decken. Die Schwierigkeit besteht allerdings darin, diese Energie aufzufangen, in Strom umzuwandeln und zu transportieren.
Das wohl bekannteste und größte Projekt ist DESERTEC. Diese Anfang 2009 gegründete Organisation will in den nächsten Jahren ein Netzwerk von Photovoltaikanlagen in den Wüsten von Nordafrika bauen und von dort aus ganz Europa mit Strom versorgen. Auch wenn logistische, technische und auch politische Probleme die Arbeit erschweren, dürfte der Strommarkt in wenigen Jahren eine kleine Revolution erleben. Der Solarstrom wird eine zunehmend große Rolle spielen und langfristig zu den Stützpfeilern der weltweiten Energieversorgung gehören.