Harninkontinenz in Form von Stressinkontinenz tritt vor allem bei Frauen auf. Grund für die Inkontinenz ist meist eine schwacher Beckenboden.
Von Harninkontinenz spricht man, wenn ein Mensch unfreiwillig Urin verliert. Jede zweite Frau leidet im Laufe ihres Lebens, wenn auch nur zeitweise, an unfreiwilligem Harnverlust. Die Ursachen des Leidens sind vielfältig, ebenso das Erscheinungsbild. Neben Dranginkontinenz, Reflexinkontinenz und Überlaufinkontinenz sind vor allem Frauen öfters von Stressinkontinenz betroffen. Warum ist das so und was kann man dagegen tun?
Stressinkontinenz – was ist das?
Verliert man beim Niesen, Husten, Lachen oder Hüpfen plötzlich Urin, dann liegt möglicherweise Stressinkontinenz vor. Der unvermittelte Abgang von Urin wird in diesem Fall von einem erhöhten Druck im Bauchraum verursacht, welcher auch auf die Blase drückt. Der Harnröhrenverschluss kann nicht standhalten und Urin geht ab, ohne dass die Betroffene zuvor einen Harndrang verspürt hat. Die Person wird meist überrascht und erschrickt – eine ziemlich unangenehme Situation. Auch das Heben schwerer Lasten oder anstrengende Bewegungen wie Treppensteigen oder Joggen können Harnverlust auslösen.
Ursachen von Blasenschwäche – schwacher Beckenboden
Eine Ursache von Stressinkontinenz bei Frauen ist eine schwache Beckenbodenmuskulatur ausgelöst durch Schwangerschaft und Geburt. Beim Geburtsvorgang wird der Beckenboden der Frau extrem beansprucht und überdehnt. Erfolgt keine vollständige Rückbildung durch Beckenbodengymnastik, so kann die Muskulatur dauerhaft erschlaffen. Natürlich spielen auch die Zahl der Schwangerschaften und eine anlagebedingte Bindegewebsschwäche eine Rolle. Eine vorübergehende Stressinkontinenz, die mehrere Wochen nach der Geburt anhält, ist durchaus normal. Entsprechende Rückbildungsgymnastik ist deshalb wichtig und kann später auftretenden Problemen mit der Blase vorbeugen.
Stressinkontinenz in den Wechseljahren
Bei Frauen im Alter zwischen 45 und 60 Jahren kommt es durch das Sinken des Östrogenspiegels zu einer Gewebeschwäche, die Muskeln verlieren allgemein an Festigkeit. Auch hier spielt der Beckenboden eine wichtige Rolle. Er liegt als Muskelplatte im unteren Bauchraum und stützt die inneren Organe ab. Die hormonelle Umstellung kann eine Absenkung von Gebärmutter, Scheide, Enddarm und Blase zur Folge haben. Dadurch verändert sich die Krümmung der Harnröhre und der Blasenverschluss wird beeinträchtigt. In der Folge kann sich eine Stressinkontinenz entwickeln, die zunehmend schlimmer wird.
Auch können ständige Verstopfung und das Pressen beim Stuhlgang den Beckenboden über die Maßen beanspruchen. Ebenso bedeutet Übergewicht eine zusätzliche Last, die auf den Beckenboden Druck ausübt. Auch das permanente Heben schwerer Lasten sowie schwere körperliche Arbeit können zu einer Schwächung des Beckenbodens führen.
Behandlung von Blasenschwäche bei Frauen
Bei leichter Stressinkontinenz erzielt man mit Beckenbodengymnastik gute Erfolge. Frauen, die Kinder geboren haben, sollten unbedingt einen entsprechenden Kurs belegen, aber auch Betroffene im späteren Lebensalter, die bereits Symptome einer Stressinkontinenz zeigen, profitieren von einer Stärkung der Beckenbodenmuskulatur durch Gymnastik. Wichtig ist, regelmäßig über mehrere Monate zu üben.
Man kann den Beckenboden auch mittels Elektrostimulation stärken. Dabei wird eine Elektrode in die Scheide eingeführt, die mittels schwacher Stromimpulse den Schließmuskel stimuliert.
Der Arzt kann bei Stressinkontinenz Medikamente verschreiben, welche die Verschlussspannung in der Harnröhre erhöhen. Die sogenannten Alpha-Adrenergetika sind allerdings aufgrund von möglichen Nebenwirkungen wie Herzrasen und Blutdrucksteigerung problematisch.
Operation bei schwerer Stressinkontinenz
Stressinkontinenz ist meist mit hohem Leidensdruck für die Patientin verbunden, weshalb sich viele Frauen bei schweren Formen des Leidens zu einer Operation entschließen. Eine OP ist medizinisch gesehen nicht unbedingt notwendig, denn Stressinkontinenz gefährdet in der Regel weder Gesundheit noch Leben. Es gibt verschiedene Operationsmethoden, je nach Befund der Patientin und persönlicher Erfahrung des Arztes. Ziel ist es, die Gebärmutter im Bauchraum zu fixieren, was in durchschnittlich 70% der Fälle auch gelingt.
Frauen, die unter Stressinkontinenz leiden, sollten sich entweder an den Hausarzt oder einen Gynäkologen wenden.