Der in Amerika entstandene Volkstanz Squaredance hält nicht nur den Körper fit, sondern auch den Geist.
Vier Paare stehen um einen gemeinsamen Mittelpunkt zusammen und bilden auf diese Weise ein Quadrat. Drei solcher „Squares“, also 12 Paare, bzw. 24 Tänzer, stehen heute Abend zusammen in der Aula einer Schule, dem regelmäßigen Treffpunkt des Sqaredance-Clubs „The Helter Skelters“. Auf der Bühne hat der „Caller“ seine Anlage fertig aufgebaut, ein flotter Countrysong erschallt und der Caller beginnt dazu zu singen. Was dann kommt, lässt jeden staunen, der zum ersten Mal beim Squaredance zusieht: Die Tänzer beginnen in atemberaubenden Tempo Tanzfiguren und komplizierte Choreographien zu tanzen, jeder findet irgendwie immer zur richtigen Zeit einen Partner für den „Swing“, die schnelle Drehung, bei der die Petticoats fliegen, immer gibt es eine Ordnung im Chaos, auch wenn man nicht weiß, wieso, und am Ende hat jeder seinen ursprünglichen Partner wieder an der Hand. Ist das Zauberei?
Der Caller singt die Tanzschritte
Der uneingeweihte Beobachter hat tatsächlich den Eindruck, die Tänzer hätten eine höchst komplizierte und lange Abfolge von Schritten einstudiert und im Kopf behalten – dabei machen sie nur das, was der Caller ihnen gerade vorsingt. Als unwissender Beobachter hört man es auch nicht, dass der Liedtext um einige „circle left“, „lead to the right“, „pass thru“ und etliches mehr angereichtert ist. Durch solche Ansagen (Calls) in gesprochener oder auch gesungener Form werden während des Tanzes die jeweils nächsten Tanzschritte vorgegeben. Die Kunst des Callers ist es, seine Ansagen so im Gesang unterzubringen, dass sie in den Rhythmus eingebettet sind und den Tänzern Zeit zum Reagieren lassen.
Tanzfaule Cowboys
Man sagt, dass der Squaredance einst erfunden wurde, weil die Cowboys die Standard-Tanzschritte der üblichen Tänze nicht behalten konnten. Deswegen begann man damit, die jeweils nächsten Schritte während des Tanzes anzusagen. Daraus entwickelte sich der Squaredance. Nach Deutschland wurde diese Art des Tanzens durch die Amerikaner nach dem Zweiten Weltkrieg gebracht. Schnell hat er sich auch hier verbreitet, denn er ist eine einzigartige Kombination von Tanz und Sport, von jedem zu erlernen, und auch ohne dass man seinen Partner mitbringt, tanzbar. (Das letztere wird als großer Vorteil von all denen geschätzt, deren Partner „Tanzmuffel“ sind.)
Von den Tänzern ist nicht nur körperliche, sondern auch geistige Fitness gefordert
Squaredance ist höchste Konzentration. Die Tänzer setzen die gehörte Tanzfigur blitzschnell in Laufarbeit um und das meistens über Stunden hinweg. Nicht ohne Grund absolviert man zuerst eine einjährige „class“, um die Schritte zu lernen und das Zuhören zu üben. Nach einem Jahr erfolgt die „Graduation“, die vom ganzen Club mit viel Spaß gefeiert wird. Spaß und Gemeinsamkeit werden sowieso groß geschrieben beim Squaredance – genauso wie die Freundschaft und das gegenseitige Besuchen der Vereine untereinander.
Es gibt über 100 verschiedene Tanzschritte
Alle Figuren, die man im Squaredance tanzen kann, sind in mehreren aufeinander aufbauenden Lernprogrammen zusammengefasst. „Basic“ hat 50 Figuren, „Mainstream“ noch einmal 20 zusätzliche. Es gibt aber auch noch „Plus“, „A1“ und „A2“ und mit jedem dieser Programme kommen weitere und kompliziertere Formen dazu. Hat man die einjährige „class“ absolviert, ist man in der Lage, im Mainstream-Programm zu tanzen, was schon sehr anspruchsvoll ist. Die Figuren sind weltweit in englischer Sprache und genormt. So kann ein Tänzer aus Deutschland jederzeit mit Tänzern aus den USA, Japan, Dänemark oder anderen Ländern ohne Schwierigkeiten zusammen tanzen. Auf der Internetseite www.opensquares.de werden die einzelnen Tanzfiguren als Animationen vorgestellt.
Squaredance ist gesund: In einer halben Stunde tanzen können 300-400 Kalorien verbrannt werden
Und nicht nur das: Regelmäßiges Tanzen stärkt auch das Herz, senkt den Blutdruck und wirkt sich positiv auf den Cholesterinspiegel aus. Für alle, die sich auch im Alter noch mit viel Spaß und auf anspruchsvolle Weise bewegen wollen, ist Squaredance eine gute Alternative zu Aerobic oder Joggen. Die Geselligkeit sorgt dafür, dass man sich wohl fühlt, denn mit netten Menschen und guter Musik macht Bewegung doppelt so viel Spaß. Aber auch der Kopf wird gefordert, denn beim Tanzen werden Ausdauer, Reaktionsvermögen und Reaktionsschnelligkeit optimal trainiert. Squaredance ist Teamarbeit, denn die acht Tänzer eines Squares müssen zusammen arbeiten. Da sind Integration, Köpfchen und Konzentration gefragt. Man darf nicht eine Sekunde unkonzentriert sein, denn es reicht ein falscher Schritt eines einzelnen Tänzers, um den gesamten eigenen Square zum Stehen zu bringen. Und eben diese Konzentration sorgt für optimale Förderung des Gehirns. Durch die aktive Konzentration schaltet man außerdem komplett vom Alltag und all seinen Sorgen ab. Die Seele hat Ruhe und man tankt neue Kraft.