Nach EHEC nun die Hinweise des Bundesinstitut für Risikobewertung zum Umgang mit Sprossen und Sprossensamen.
Die Buchstabenkombination EHEC hat inzwischen ihren Schrecken verloren. Die Behörden in Europa und Deutschland haben nun ihre Untersuchungen zu der EHEC-Epidemie abgeschlossen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Berlin hat am 29. November 2011 seine Schlussfolgerungen für Landwirte und Verbraucher veröffentlicht.
Die Vorgeschichte
Im Frühjahr und Sommer hielt der EHEC-Erreger die Menschen in Deutschland in Atem. Wochenlang wurde gerätselt, wo die Quelle der Infektion sei. Spanische Gurken, Tomaten aus aller Welt, Salat und Gemüse aus Deutschland wurden fälschlicherweise verdächtigt. Es kam sogar zu internationalen diplomatischen Verwicklungen. Auch auf suite101 fanden diese falschen Spuren ihren deutlichen Niederschlag.
Ein Kartoffelhaus in Lübeck führten dann die Ermittler des Robert-Koch-Instituts endlich auf die richtige Fährte. Die führte zu einem Biohof in Bienenbüttel, der sich auf die Anzucht von Sprossen spezialisiert hatte. Von hier kamen die Sprossen, die in Lübeck etliche Gäste mit EEC infizierten. Aber auch andere Sprossenzüchter hatten sich den Erreger EHEC eingefangen. So kam es endgültig zu der Erkenntnis, dass bereits das Saatgut mit dem Erreger belastet war. Und das kam aus Ägypten. Dort ließ sich die Spur des Erregers aber nicht mehr weiter fortführen.
Die Ursachen aus Behördensicht
Die Quelle für den Ausbruch der EHEC- Epidemie ist aus der Sicht der beteiligten Behörden Bockshornkleesamen aus Ägypten. Der wurde in dem niedersächsischen Gartenbaubetrieb und von Privatpersonen zur Anzucht von Sprossen eingesetzt. Nicht mehr zu ermitteln war, wo und wie diese Samen mit dem Erreger in Kontakt kamen.
Dazu stellte der Präsident des BfR, Professor Dr. Dr. Andreas Hensel, fest: „Dieser Ausbruch war einer der folgenschwersten lebensmittelbedingten Ausbrüche der Nachkriegszeit in Europa. Die bei der Aufklärung des Ausbruchs gesammelten Erfahrungen nutzen wir, um für zukünftige Krisen optimal in Deutschland und Europa gerüstet zu sein.“
Empfehlungen zum Umgang mit Sprossen
Auf der Grundlage von Erkenntnissen der abgeschlossenen Ausbruchsuntersuchung und einer am 15. November 2011 veröffentlichten Stellungnahme des Gremiums für biologische Gefahren der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat das BfR nun seine Handlungsempfehlungen für Landwirte und Verbraucher aktualisiert.
Folgende Empfehlungen des Bundesinstituts für Risikobewertung sollen Infektionen nach Verzehr von Sprossen und Keimlingen vorbeugen. Sie richten sich an Produzenten, Händler und Verbraucher von Keimlingen, Sprossen und Sprossensamen. Bei Anzucht, Lagerung, Behandlung und Transport von Samen zur Sprossenherstellung sollten strenge hygienische Anforderungen eingehalten werden um das Risiko einer Kontamination mit Krankheitserregern zu minimieren. Für die Anzucht von Sprossen wird außerdem empfohlen, dass nur solches Saatgut zum Einsatz kommt, das die zum Zweck der Sprossenproduktion gewonnen wurde. Nach Möglichkeit sollten Sprossensamen so behandelt werden, das eventuell vorhanden Keime reduziert werden. Das gilt vor allem dann, wenn die daraus erzeugten Sprossen roh verzehrt werden sollen. Der ganze Herstellungsprozess und die produzierten Sprossen sollten durch mikrobiologischer Kontrollen in angemessenen Abständen überprüft werden.
Das BfR weist noch einmal darauf hin, dass Sprossen mit Krankheitserregern belastet sein können. Die lassen sich durch Kochen und Braten abtöten. Es wird daher empfohlen, dass Personen mit geschwächter Immunabwehr Sprossen vorsichtshalber nur ausreichend erhitzt verzehren. Sprossen, die roh verzehrt werden sollen, sollten zur Senkung der Belastung mit Keimen gründlich gewaschen und dann möglichst schnell verbraucht werden. Doch gilt weiterhin, dass Krankheitserreger sich durch das Waschen nicht vollständig entfernen lassen.
Schließlich wird noch empfohlen, dass vor Oktober gekaufte Bockshornkleesamen vorsichtshalber nicht zur Sprossenzucht verwendet werden.