Sprach- und Gesangs-Aufnahmen können in einer Linux-Umgebung mit hohen Ansprüchen produziert werden. Dazu stehen mehrere hilfreiche Recording-Suites bereit.
Mit der Stimme werden Emotionen transportiert. Soll Sprache oder Gesang aufgenommen werden, sind hohe Anforderungen an die Ausrüstung gestellt. Noch vor vergleichsweise wenigen Jahren war es kaum möglich, Gesang oder auch Hörspiele im Heimstudio mit einigermaßen akzeptablen Ergebnissen aufzunehmen. Vor allem die Nachbearbeitung und das Schneiden waren schwer außerhalb professioneller Studios zu bewerkstelligen. Zudem brauchte der Umgang mit Tonspulen und Schneidetisch einiges an Übung.
Digitale Aufnahme-Technik seit Mitte der 1990er Jahre im professionellen Bereich
Erst in den 1990er Jahren war die digitale Technik so weit entwickelt, dass sie in professionelle Studios Einzug hielt. Die 1991 auf den Markt gekommene Software Pro-Tools war eines der Programme, die Ende der 1990er einen Umbruch in der damaligen Schnitt- und Aufnahme-Technik einläuten sollte. Die Software gilt heute als Industrie-Standard und läuft auf PC und Mac-Oberflächen. Im freien Linux-Bereich gibt es mittlerweile einige leistungsfähige Schnittprogramme, die durchaus im semi-professionellen und zum Teil auch im professionellen Bereich Anwendung finden können.
Ardour ist ein leistungsfähiger Mehrspur-Editor
Die digitale Audio-Workstation Ardour erinnert in Aufbau und Bedienung an das in Aufnahme-Studios bekannte Pro-Tools. Es sind unbegrenzt viele Aufnahme-Spuren verfügbar, die Eingänge lassen sich in einem Anfangsbildschirm relativ leicht und übersichtlich konfigurieren. Funktionen für Schnitt und Fade sind logisch angeordnet. Die für Sprachaufnahmen wichtige „Normalisier“-Funktion ist im Grundpaket vorhanden. Weitere Plugins stehen durch die Unterstützung des LADSPA- und des LV2-Standards zahlreich zur Verfügung. Aus Lizenzgründen unterstützt Ardour allerdings keinen mp3-Support. Hier wird auf das freie Format Vorbis (.ogg) ausgewichen. Wichtiger sind im Studio-Bereich allerdings das Wave- und das Wave 64-Format, die beide im Grundpaket enthalten sind.
Nützliche Alternative für kleinere Projekte
Für einzelne und kleinere Projekte eignet sich das im semi-professionellen Bereich beliebte Programm Audacity. Es lässt sich relativ leicht konfigurieren und bringt im Gegensatz zu Ardour im Grundpaket gleich einige hilfreiche Effekte, wie zum Beispiel einen Kompressor, mit.
Da Audacity einen optionalen mp3-Support bietet, eignet es sich auch gut zum Umwandeln. Das für große Aufnahme-Projekte wichtige Wave 64-Format wird von Audacity allerdings nicht unterstützt. Des Weiteren unterstützt das Programm laut Hersteller außer dem optionalen mp3 über lame beziehungsweise lipmad keine weiteren geschützten Formate.
Jokosher, Traverso und mhWaveEdit sind brauchbare Hilfsmittel
Der Mehrspur-Editor Traverso bietet eine schöne und übersichtliche Oberfläche. Das Programm verzichtet auf eine Vielzahl von Funktionen und eignet sich für sporadische Projekte ohne größere technische Anforderungen an Schnitt oder Aufnahme. Das gleiche gilt für die Software Jokosher, die allerdings im Gegensatz zu Traverso das mp3-Format unterstützt.
In die Reihe der kleinen Editoren gehört das Programm mhWaveEdit. Es kommt ohne Schnörkel und ohne besonderen grafischen Anspruch daher, die Basisfunktionen wie Aufnahme oder Schneiden sind leicht ersichtlich. Im Grundpaket ist eine Normalisier-Funktion enthalten. Das Programm besitzt allerdings keinen Mehrspur-Editor. Daher ist es für Aufnahme-Projekte nur sehr bedingt einzusetzen. Als kleiner Editor, zum gelegentlichen Kürzen oder Schneiden einer einzelnen Sound-Datei ist es aber gut einzusetzen. Mit den Systemkomponenten kommt das Programm gut klar. Das Ansteuern einer externen Soundkarte mit mhWaveEdit benötigt allerdings etwas Erfahrung.
Recording-Tools für unterschiedliche Anforderungen
Zusammenfassend können mit den fünf vorgestellten Programmen die unterschiedlichen Ansprüche verschiedener Anwender erfüllt werden. Ardour bietet sich im semi-professionellen Bereich oder im professionellen Bereich als freie Alternative zu generell kostenpflichtigen Studio-Anwendungen an. Audacity ist ein netter, unkomplizierter Mehrspur-Editor mit nützlichen Effekten für das Homerecording. Zur gelegentlichen Aufnahme ohne größere Ansprüche, dafür mit übersichtlicher Oberfläche, stehen Jokosher oder Traverso zur Verfügung. Das kleine Programm mhWaveEdit ist für Recording-Sessions eher nicht geeignet. Die Stärken dieses Programms liegen im übersichtlichen Bearbeiten einer einzelnen Sound-Datei, oder auch dem Umkonvertieren in ein anderes Format, da verschiedenste Möglichkeiten unterstützt werden.