Gesundheitsorientierte Fitness zur Prävention und Rehabilitation. Die Leidensgeschichte eines Hüftsschadens: die Reha-Maßnahme nach der OP bleibt ohne durchschlagenden Erfolg, erst eine Sporttherapie hilft.
Fetzige Musik erfüllt den Raum. „Auf und nieder, immer wieder“ wirft die große Spiegelwand das Bild von dreizehn Steppern zurück in die angestrengt fröhlichen Gesichter. In lässiger Schlabberkleidung aus T-Shirt und Leggins, deren Farbenspiel hier und da verräterisch dunkle Flecken des schweißtreibenden Vergnügens aufweist, geht es nach Anleitung der Kursleiterin: vorwärts, rückwärts, seitwärts – Schritt, rauf und runter vom Stepper, koordiniert nach den Regeln einer ausgefeilten Choreographie. Die konzentrierte Hingegebenheit an die Bewegung, das Verlieren im Rhythmus der Musik, die vom Spiegel zurückgeworfene Ästhetik und das Gefühl für die eigene Kraft machen sichtbar Spaß, machen spürbar fit und fördern das Selbstbewusstsein.
Leidenskreislauf eines Hüftschadens
Eine der Stepperinnen ist Ilka H. Ihre Geschichte ist ein schönes Beispiel der alten Weisheit: Wenn Leben Bewegung ist, fördert die Bewegung das Leben. 1944 wurde sie mit einem „Herstellungsfehler“ an den Hüftgelenken, wie sie es – heute wieder lachend – nennt, geboren. Im zunehmenden Alter stiegen die Beschwerden und der typische Leidenskreislauf begann. Die Schmerzen erzeugten eine Schonhaltung des Körpers, die Muskeln verkürzten sich und atrophierten, die Bewegungsfähigkeit schränkte sich noch mehr ein und die Schmerzen wurden größer. Irgendwann war das Laufen eine Qual. Zwei Operationen ersetzten die Hüftgelenke, aber nicht die inzwischen auf Bewegungslosigkeit eingestellten Muskeln. Die Schmerzen verschwanden, die Bewegungsfähigkeit blieb retardiert.
Drei Wochen Reha-Maßnahmen nach der Operation reichen nicht aus
In der m&i Fachklinik Bad Pyrmont, während der ersten drei Wochen nach der Operation, lernte Ilka Hannes unter der kundigen Leitung der Physiotherapeuten ihre ersten vorsichtigen Schritte. „Nach meiner Entlassung hinkte ich noch und hatte nach wie vor Schwierigekeiten beim An- und Ausziehen von Schuhen und Strümpfen und vor allem Angst vor jeder falschen Bewegung“, erinnert sich die einstige Patientin. Bis dahin spiegelt ihre Geschichte das Schicksal vieler Betroffener. Die drei Wochen Reha-Maßnahme können nicht ausreichen, um die Bewegungsfähigkeit wiederherzustellen, wenn man bedenkt, dass eine Muskelzelle vier Wochen zum Aufbau benötigt, erklärt der Physiotherapeut Andreas Plaul. Ilka aber hatte Glück und Mut.
Gesundheitsorientierte Fitness zur Prävention und Rehabilitation
Glück, weil es aufgrund der Initiative mehrerer Physiotherapeuten mit tänzerischen und gymnastischen Zusatzausbildungen, in der m§i Fachklinik Bad Pyrmont einen Verein für Gesundheitssport und Sporttherapie (PVGS) gibt. Auf der Basis des ganzheitlichen Ansatzes, dem Zusammenspiel von Körper, Seele und Geist, bietet der PVGS seinen Mitgliedern, gesundheitsorientierte Fitness zur Prävention und Rehabilitation. Das Kursangebot reicht vom Aqua Jogging und Aquarobic über Modern Jazzdance, Bodyforming, Muskeltraining, Mixed Workout und Stepaerobic bis zu spezifischen Übungen bei Bandscheibenschäden oder dem Wiederaufbautraining nach der Hüftprothese.
Step-Kurs nach der Hüft-Operation
Ilka H. war bereit und sie hatte ein Ziel. „Mein ganzer Ehrgeiz richtete sich darauf bei Step Aerobic mitmachen zu können.“ Aber Andreas Plaul winkte ab. Da benutzte sie einen Trick, schrieb sich mit ihrem Mädchennamen in einen Step-Kurs ein und bekam die schriftliche Aufnahmebestätigung. „Als sie zum Kurs erschien, waren wir wirklich überrumpelt“, erinnert sich Andreas Plaul. Sie durfte also mitmachen und nach der ersten vorsichtigen Übungsstunde unter den Argusaugen der Therapeuten, war sie endlich aufgenommen. „Wir hätten es selber nie geglaubt, aber sie hatte kein Problem damit“, lächelt Stefanie Kuhlmann.
Nach 10 Monaten Training beim PVGS ist Ilka Hannes mit zwei künstlichen Hüftgelenken beweglicher als die meisten Damen gleichen Alters mit ihren eigenen.
Ihre Erfolgsstory und lebhaft optimistische lebensfrohe Ausstrahlung sowie das gute Wissen der Physiotherapeuten machen Lust auf Gesundheitssport.