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Sport nach Erkältung oder Grippe

Sport ist gesund. Was aber, wenn sich der Sportler eine Erkältung eingefangen hat? Und wann ist es nur eine Erkältung und wann eine Grippe? Tipps für die Trainingspause.

Sport, vor allem regelmäßiges Laufen an frischer Luft, aktiviert das Immunsystem: „007-Killerzellen“ namens Makrophagen vermehren sich und schon haben Bakterien und Viren kaum eine Chance mehr. Doch ein wenig Leichtsinn (zu schnell abgekühlt) oder etwas Pech (eine Zugfahrt im virenverseuchten Abteil) können die Immunbalance kippen lassen.

Eine Erkältung bahnt sich an…

Bei dem einen kratzt es dann zuallererst im Hals, ein anderer muss ein paar Mal niesen: Wie sich ein Infekt äußert, ist von Mensch zu Mensch verschieden. Was danach kommt, ist entweder eine „banale“ Erkältung, ein Virusinfekt der Atemwege oder gar ein hochfieberhafter bakterieller Infekt. Möglicherweise steckt aber auch eine echte Grippe, die Influenza dahinter. Gerade in den letzten drei Fällen heißt es erst einmal: Trainieren verboten!

Wenn es bei einer laufenden Nase, einem leichten Reizhusten, dem Kratzen im Hals bleibt, dann kann der Freizeitsportler ins normale Training einsteigen, sobald er sich fit genug fühlt. An Wettkämpfe ist zwar nicht zu denken, aber gemütliche Dauerläufe sind nicht verboten. Anders sieht die Sache aus, wenn zum Infekt Fieber und Gliederschmerzen kommen und der Puls erhöht ist. „Spaziergänge und langsames Gehen sind bei entsprechender Kleidung auch dann erlaubt“, betont Dr. Katja Zugenmaier, Fachärztin für Allgemeinmedizin in Karlsruhe, „aber jetzt bitte kein Training mehr!“

Sanfte Mittel gegen Erkältungen und Co.

Verschiedene Medikamente lindern die Symptome einer Erkältung und sorgen für eine gewisse Erleichterung. Diese Mittel werden millionenfach verkauft, auch wenn die Krankenkassen sie nicht mehr erstatten. Stefan Elsner, Heilpraktiker aus Unterreichenbach (Baden-Württemberg) empfiehlt gleich zu Beginn hoch dosierte Präparate mit Echinacea oder einzelhomöopathische Mittel wie Belladonna oder Aconitum, je nach Erscheinungsbild des Infekts. „Bei Husten kommen noch Mittel aus Eibischwurzel oder Thymian zum Einsatz. Tees, Bestrahlungen, Inhalationen und Wadenwickel unterstützen den Heilungsprozess. Zur schnelleren Genesung verhelfen auch hoch dosiertes Vitamin C und Zink“, so der 45-jährige.

Dass Vitamin C die Krankheitsdauer verkürzen kann, glaubt Dr. Jan Padberg von der Lungenklinik Heckeshorn in Berlin allerdings nicht „Alte Hausmittel helfen bei Erkältung noch immer am besten!“ schreibt er in einem Fortbildungsartikel für Mediziner. „Die Wirkung von Dampfinhalationen und der Ratschlag ‚viel Trinken’ wurden mittlerweile durch wissenschaftliche Studien belegt.“

Erkältungsmittel aus der Apotheke

Die Apotheken warten zusätzlich mit Schnupfensprays, Hustensäften mit und ohne Codein, Lutschtabletten, Schmerzstillern und rezeptfreien „Grippemitteln“ auf. Hier warnt Dr. Katja Zugenmaier vor Leichtsinn bei der Selbstmedikation: „Wichtig ist, dass fiebersenkende Medikamente nicht die eigentliche Erkrankung heilen, sondern nur die Symptome wie Fieber, Mattigkeit und Abgeschlagenheit unterdrücken. Wenn Sie diese Medikamente eingenommen haben, sollten Sie auch weiter auf Ihren Sport verzichten, selbst wenn Sie sich vielleicht wieder gut fühlen!“

Wer sich richtig krank fühlt, sollte jedoch unbedingt den Arzt aufsuchen und sich beraten lassen. Es könnte sich schließlich um eine echte Grippe oder um einen schweren bakteriellen Infekt handeln. In beiden Fällen ist Bettruhe angesagt, gegen die Bakterien helfen Antibiotika.

Hier sind Ärzte und Heilpraktiker besonders streng, wenn es um die Erlaubnis geht, wieder ins Training einzusteigen. „Die Sportpause sollte auf jeden Fall so lange gehen, wie Symptome vorhanden sind“ betont Dr. Katja Zugenmaier. „Darüber hinaus gibt man dem Körper genügend Kraft zur Erholung, wenn das Training erst zwei bis drei Tage nach dem akuten Infekt wieder langsam begonnen wird.“ Wird zu früh mit dem Training begonnen, besteht die Gefahr des Rückfalls. „Oder gar im schlimmeren, und leider gar nicht so seltenen, Fall entsteht eine Herzmuskelentzündung, eine Myocarditis, die bis zum Tod führen kann!“ warnt die Ärztin.

Nach einer Erkältung sollten Sie mindestens eine Woche pausieren

Aus diesem Grund rät Stefan Elsner seinen Patienten, lieber eine Woche nach dem Infekt zu warten, bevor man das Training wieder aufnimmt. Stattdessen schickt er sie in die Sauna, wo sie bei leichten Saunagängen ihren Kreislauf wieder anregen sollen. „Erst dann mit kürzeren Intervallen und geringerer Intensität ins Training einsteigen. Dabei den Körper gut beobachten: Sollten Krankheitssymptome wie z.B. Husten oder eine abnorme Erschöpfung eintreten, muss das Training noch einmal hinausgezögert werden. Falls keine Probleme auftreten, kann das Training wieder regelmäßig gesteigert werden, bis man sein altes Niveau erreicht hat. Als grobe Richtlinie hierfür sollte die Zeit der Trainingssteigerung mindestens genau solange sein, wie meine Krankheit gedauert hat“, so der Heilpraktiker.

Als zuverlässiger Messwert hat sich auch die Herzfrequenz erwiesen: „Sie gibt relativ gut darüber Auskunft, wie fit der Körper ist“, weiß Dr. Katja Zugenmaier. „Steigt der Puls einige Zeit nach dem Infekt immer wieder schnell an, und das, obwohl die Trainingeinheiten reduziert wurden, sollte sich der Sportler auf jeden Fall bei einem Arzt vorstellen.“