Weil der erste Eindruck auch in Bewerbungsgesprächen die größte Rolle spielt, bietet Job-Speed-Dating, das viele Arbeitsämter anbieten, gute Erfolgschancen.
Wenn ein Unternehmen neue Mitarbeiter sucht, gelten die Bewerbungsunterlagen nur als erstes Auswahlkriterium. Den Ausschlag gibt immer der persönliche Eindruck. Deshalb setzen mittlerweile viele Firmen auf Speed-Dating (frei übersetzt: schnelles (Be)Werben).
Das Prinzip kannte man bisher nur von Partnervermittlungs-Agenturen. Da kommen interessierte Damen und Herren zusammen und haben Gelegenheit, sich nach einem festen Zeitplan gegenseitig zu „beschnuppern“. Ertönt ein Gong, geht es weiter zum nächsten Dating-Partner: begrüßen, erzählen, fragen, antworten … Wenn sich die Begegnung gut anfühlt, kann mehr daraus werden.
Auch Job-Bewerber haben zehn Minuten Zeit, um sich und ihre Erfahrungen beim entsprechenden Firmenvertreter anzupreisen, dann ist der Wechsel zum nächsten Tisch bzw. Job-Anbieter fällig. Auf diese Weise hat beispielsweise die ARGE Köln im vergangenen Jahr an einem einzigen Tag zwischen 9 und 17 Uhr rund 1000 Bewerber mit etwa 70 Unternehmen bekannt gemacht.
Viele Bewerbungsgespräche an einem Tag
Sich im Zehn-Minuten-Takt ins rechte Licht rücken zu müssen, ist sicher nicht jedermanns Sache. Doch die meisten Teilnehmer empfinden den schnellen Wechsel der Gesprächspartner als Erleichterung, die Atmosphäre würde dadurch locker und ungezwungen. Außerdem muss niemand unvorbereitet in diesen Hürdenlauf gehen. Der Veranstalter dieser Speed-Datings, die Bundesagentur für Arbeit, bietet entsprechende Bewerbungstrainings an. Ob geschult oder nicht – eine Anmeldung zum Job-Speed-Dating ist in jedem Fall erforderlich.
Dass bei vielen derartigen Veranstaltungen die Angebote der einschlägigen Zeitarbeitsfirmen überwiegen, sollte nicht zu sehr abschrecken. Zwar hat Zeitarbeit teilweise mit Recht noch ein Schmuddelimage, aber mittlerweile gelingt immer mehr Arbeitnehmern über solche Firmen ein Neuanfang.
Weil der Fachkräftemangel längst spürbar ist, setzen inzwischen wieder mehr Unternehmen auf die Erfahrung der über 50jährigen. Deshalb gibt es auch spezielle Job-Speed-Datings 50plus. Auch hier gehen immer einige Bewerber mit Verabredungen zum Probearbeiten, Einladungen zu Vorstellungsgesprächen und manchmal sogar mit Arbeitsverträgen nach Hause.
Der erste Eindruck zählt
Benimm im Business ist extrem wichtig für beruflichen Erfolg. „Das Auftreten, der Habitus und eine natürliche Souveränität sind für die Karriere wichtiger als alle Zeugnisse – so das überraschende Ergebnis einer Studie der Universität Darmstadt“, so kann man bei „Focus Money online“ lesen. „Kinder aus „gutem“ Elternhaus haben es leichter. Von klein auf an die richtigen Umgangsformen gewöhnt, gelingt ihnen mit größerer Selbstverständlichkeit, was andere sich mühsam im Erwachsenenalter antrainieren.“
Was gute Manieren ausmacht, ist allerdings durchaus dem Zeitgeist unterworfen. Wurden vor 40 bis 50 Jahren Zurückhaltung und Bescheidenheit vor allem von Frauen erwartet, sind diese Eigenschaften heute weniger gefragt.
Das andere Extrem allerdings auch nicht: Wer glaubt, mit Aufdringlichkeit und Super-positiv-Draufsein gut anzukommen, liegt fast immer falsch. Höflichkeit, Rücksichtnahme, aber auch Natürlichkeit und Authentizität verbunden mit einem sicheren Gespür für eine gute Kommunikation bringen viele Pluspunkte. Dabei darf man durchaus auch ein wenig locker sein. Steifes Gehabe zeugt von Unsicherheit.
„Wer seinem Gesprächspartner das Wort abschneidet, sich bei Tisch schlecht benimmt oder unpassend gekleidet ist, hat es auf dem Weg nach oben schwer“, urteilt „Focus Money online“. Nach wie vor ist es der erste Eindruck, der zählt und sich im Nachhinein kaum revidieren lässt. Innerhalb von drei Sekunden entscheidet sich, ob andere mit Sympathie oder Antipathie reagieren.“