Die finnische Sauna ist weltberühmt. In Finnland erfunden wurde die Schwitzkultur allerdings nicht. Dennoch gelten die Finnen als das Saunavolk schlechthin.
Das Wort „Sauna“ ist wohl das berühmteste finnische Wort. Es wurde von dem lappischen Begriff „suownje“ abgeleitet, welcher „Schnee- oder Erdgrube“ bedeutet. Ebendiese Gruben gelten als die Anfänge der Saunakultur. Entgegen vieler Vermutungen zeichnen jedoch nicht die Finnen für die Erfindung der Schwitzhütten verantwortlich. Bereits bei den alten Römern, den Inkas und den Russen schwitzte man in speziell dafür gefertigten Einrichtungen. Dass ausgerechnet die Finnen in einem Atemzug mit der Sauna genannt werden, ist ihrem Verdienst in der Überlieferung der Tradition geschuldet. Und auch noch heute nimmt das Saunieren für nahezu jeden Finnen einen großen Platz im täglichen Leben ein.
Sauna als „Way of Life“
„In Finnland gehört die Sauna einfach zur Familie“, sagt Matti Kivinen von der Internationalen Sauna-Gesellschaft in Helsinki. Wer von Freunden oder Geschäftspartnern zum Saunabaden eingeladen wird, darf sich geschmeichelt fühlen: Der Gastgeber spricht somit sein Vertrauen aus.
Die Sauna ist in Finnland nicht aus dem täglichen Leben wegzudenken, sie gehört einfach zum „Way of Life“. Das zeigt auch die Anzahl der Schwitzhütten im ganzen Land: über zwei Millionen gibt es – und das bei nur 5,2 Millionen Einwohnern. Zum Vergleich: In Deutschland nutzen nach Angaben des Deutschen Sauna-Bundes etwa 30 Millionen Bundesbürger mehr oder weniger regelmäßig 2.300 öffentliche Saunabetriebe unterschiedlicher Größe und Ausstattung.
Schwitzen von klein auf
Bereits Säuglinge kommen in Finnland regelmäßig in den Genuss der Sauna. „Die Kinder lernen so von klein auf: Das muss ein guter Platz sein, weil ich dort immer mit Mutter, Vater und nahen Verwandten hingehe,“ erklärt der saunaerprobte Matti Kivinen. Die Kinder übernehmen dieses Verhalten gerne, so dass die Sauna fast jeden Finnen ein Leben lang begleitet. Frühere Generationen brachten sogar ihre Kinder in den finnischen Saunaräumen zur Welt. Die Sauna war gerade im Winter wohlig warm, sauber und der einzige Raum, in dem es heißes Wasser gab.
Eine Sauna in jedem finnischen Haus
Die Sauna ist in Finnland allgegenwärtig. Kaum ein Finne möchte und muss auf das Schwitzvergnügen verzichten. Dass Privathaushalte über eine Sauna verfügen, ist selbstverständlich. Und selbst in den meisten Mehrfamilienhäusern steht regelmäßiges Saunieren auf der Tagesordnung: „Dort gibt es häufig eine Gemeinschaftssauna, die sich die Mieter nach einem Saunaplan teilen“, erklärt Matti Kivinen. Freistehende Wohnhäuser beherbergen die Sauna manchmal im Keller, ältere Häuser in einem gesonderten Gebäude. Wer sein Ferienhaus traditionell bauen will, beginnt auch heute noch mit der Sauna.
Rauchsauna: Die traditionelle finnische Sauna
Die traditionelle finnische Sauna ist die so genannte „Savusauna“, die Rauchsauna. Diese wird mit Holz geheizt und besitzt keinen Schornstein. Der Rauch zieht über besondere Löcher in den Wänden und im Dach ab, so dass die Innenwände der Savusauna stets schwarz gefärbt und rußig sind. Das Heizen erfolgt mehrere Stunden vor dem Saunagang, natürlich muss niemand im Qualm sitzen. Geschwitzt wird in dem selten heißer als 80 Grad warmen Raum erst, wenn das Feuer erloschen und der Rauch abgezogen ist.
Savusaunen sind nicht mehr sehr verbreitet in Finnland, was wohl an dem durch das offene Feuer hohen Brandrisiko liegt. So werden Saunen heute oft elektrisch beheizt. Dennoch erleben Rauchsaunen gerade ihr modernes Comeback: „Viele Menschen erbauen an den Ufern der Seen neue Rauchsaunen als Zweitsauna. Die Zahl der Rauchsaunen wächst ständig“, weiß Rolf-A. Pieper, Geschäftsführer des Deutschen Sauna-Bundes in Bielefeld.
Wissenswertes über die finnische Sauna
Den Finnen war ihre Sauna sogar einen Feiertag wert: Seit 1986 feiert man sie am zweiten Sonnabend im Juni. Die größte Sauna Finnlands, in welcher mehrere Schulklassen Platz finden, wird auf Suomenlinna, der Festungsinsel vor Helsinki, betrieben. Finnland besitzt zudem die einzige Saunagondel der Welt. Diese kann im Skigebiet Ylläs, nahe der Grenze zu Schweden, benutzt werden. Regeln oder Empfehlungen für den Saunabesuch gibt es in Finnland übrigens nicht. „Es gibt keine feste Zeit für die Länge eines Saunaganges oder die der Pausen. Jeder handhabt das bei uns in Finnland nach seinem Gefühl“, sagt Matti Kivinen. Oberstes Gebot: Hauptsache, man fühlt sich wohl.