Für den Mann ist das Auto Statussymbol, Potenzmythos, eine heilige Kuh. Für die Frau ist es eine praktische, überdimensionale fahrende Handtasche.
Die Vorurteile und einschlägigen Witze gegen die hilflose Frau am Steuer sind bis zum Überdruss bekannt: Frauen könnten nicht rückwärts fahren, keine Reifen wechseln, behinderten die Linksfahrer auf der Autobahn und dergleichen. Doch die Statistik und die Erfahrung der Versicherungen spricht eine andere Sprache: Frauen verursachen generell weniger Unfälle, fahren defensiver, wie es die Straßenverkehrsordnung fordert. Aufgepasst Karikaturisten, Comedians und Chauvinisten: 91 Prozent der Autofahrerinnen haben tatsächlich Spaß am Fahren und 94 Prozent fühlen sich auch noch den Männern gleichwertig im Straßenverkehr (nach einer Shell-Studie)!
Selbst ist die Frau mit Radschlüssel und Wagenheber
Nicht einmal mehr Pannen und Autoreparaturen schrecken die Frau von heute ab: 81 Prozent kontrollieren den Ölstand selbst, 62 Prozent tauschen die Scheiben-Wischerblätter aus und ein Drittel immerhin greift bei einer Reifenpanne selbst zu Wagenheber und Radschlüssel. Deshalb hier die Analyse, die wohl Männer jetzt unsanft aus ihren sportlichen Schalen-Sitzen fallen lässt:
- Für die sogenannten Herren der Schöpfung ist das Auto Statussymbol, Mythos, heilige Kuh und Potenz-Symbol oder -Ersatz.
- Für die Frauen ist es einfach ein praktischer Gegenstand, um schnell und zuverlässig von A nach B zu kommen, außerdem aber auch modisches Groß-Accessoire, einer überdimensionalen Tasche nicht unähnlich.
Der aktuelle Jugendjargon bezeichnet die großen Damenhandtaschen nicht ohne Grund als „Zweitwohnung“, um wie viel mehr ist es der PKW in weiblichem Besitz, in dem vom Saunamantel über die Designer-Fitness-Hanteln bis zum Flohmarktschränkchen einige Alltags-Utensilien mehrere Tage oder auch auf Dauer zu verstauen sind. Deshalb bevorzugen Frauen die Heckklappenautos. Böse Zungen sprechen gar von fahrenden Abstellräumen.
Praktisch und zuverlässig wie die Geschirrspülmaschine muss ein PKW sein
Doch auch für das sogenannte schwache Gechlecht müssen genügend Pferdestärken, oder heute das immer noch unpopuläre Kilowatt, unter der Motorhaube sein, um nicht an jeder Steigung von grinsenden Dickwanst-Papis überholt zu werden. Spaß am Fahren bedeutet für Frauen eben auch, bei Grün an der Ampel lächelnd an einem windzerzausten Schönling im Cabrio vorbei zu ziehen, damit der nicht meine, der kurze Flirt bei Rot berechtige ihn zu unverfrorenen Hoffnungen.
Zuverlässig muss das vierrädrige Gefährt sein, weil es für Haus- wie Karrierefrau so unentbehrlich wie eine Geschirrspülmasche geworden ist. Vor der will man auch nicht immer auf dem Bauch liegen und den weißen Gucci-Rock gefährden.
Allrad, Navigationssystem und Einparkhilfe sehr willkommen
Bei der Autotechnik legt frau ganz besonderen Wert auf Umweltschutz, am liebsten wären ihr zwei Katalysatoren oder zumindest deren Wirkung und da sie das Haushaltsgeld seit Jahrtausenden zusammenhält, ist ein Benzin sparendes Verhikel ein Muss. Schnickschnack wie Quadrophonieradio mit 22 Knöpfen interessiert sie weniger, aber Antiblockiersystem und Allrad kommen gut an. Letzteres gut zu gebrauchen, falls frau sich mit Schwung abends in einen Schneehaufen manövrierte, der frühmorgens sehr fest gefroren ist.
Und dann die herrliche Erfindung der Navigationscomputer, nicht umsonst mit angenehmer weiblicher Lotsen-Stimme. Von der piepsenden Einparkhilfe beim Rückwärtsfahren ganz zu schweigen. Die verdankt man tatsächlich einem von der Autorin in Zusammenarbeit mit einem renommierten deutschen Autohersteller organisierten Workshop mit berufstätigen Frauen zum Frauen-Auto der Zukunft. Es soll auch viele Männer geben, die insgeheim diese Erfindung ebenso begrüßen.