Stabile Blutzuckereinstellung und souveränes Handling können Ausnahmesituationen erleichtern. Hilfestellung bieten zahlreiche Tipps zum Reisen mit Diabetes.
Urlaubsplanungen sind gerade für insulinpflichtige Diabetiker eine Problematik, mit der man sehr behutsam umgehen muss. Denn nur allzu oft enden diese statt in Freude und Erholung in aufreibenden Stresssituationen.
Um dies zu vermeiden, gilt es bereits bei der Reiseplanung einige Punkte zu beachten, um vielleicht mit ein wenig mehr Organisationstalent, Koordination, Achtsamkeit und Körperbewusstsein stressige Situationen besser im Griff zu haben.
Was sollte eingepackt werden? Checkliste für das Reisegepäck
Grundsätzlich wird empfohlen, alle notwendigen Utensilien auf zwei Gepäckstücke (Handgepäck + Koffer/Reisetasche) zu verteilen, für den Fall, dass doch einmal etwas verloren geht. Allerdings sollte beim Packen durchaus bedacht werden, dass der Großteil des medizinischen Bedarfs vielleicht doch besser im Handgepäck aufbewahrt wird, da man dies immer bei sich trägt.
1. Im Handgepäck
- Pen
- Insulin
- 1-2 Einwegspritzen
- Nadeln
- Teststreifen
- Blutzuckermessgerät, Stechhilfe, Lanzetten
- Traubenzucker
- Reserve-BE (z.B. Gummibärchen, Müsliriegel, Gebäck……)
- Diabetikerausweis
- Tagebuch
- BE-Tabelle
- Ärztliches Attest zur Vorlage bei Grenz- bzw. Sicherheitsbehörden
2. In Koffer/ Reisetasche
- Insulin
- Einwegspritzen (zur Sicherheit für den Fall eines Defekts)
- Nadeln
- Teststreifen
- Stechhilfe/Lanzetten
- Ersatzbatterien für BZ-Gerät
- Traubenzucker oder andere schnell verwertbare KH in größeren Mengen
- Glucagonset
Was sollte bei Blutzuckerkontrolle und Insulindosierung beachtet werden?
Ganz oben auf der Liste der größten Blutzuckereinflüsse im Urlaub sollte man neben den Temperaturschwankungen vor allem das erhöhte Stressniveau wissen. Dieser Faktor ist sehr heimtückisch, da man Urlaub im ersten Moment eher mit Erholung als mit Stress verbindet. Denkt man jedoch an den nervlichen Stress, ob man auch wirklich an alles gedacht hat, ob das Gepäck nicht zu schwer ist, ob man den Flug ohne größere Zuckerschwankungen übersteht, wie man auf die Zeitverschiebung reagiert u.s.w., dann ist es ganz normal, dass die Stresshormone Grund für ein erhöhtes Blutzuckerniveau sein können.
Anzuraten sind daher vor allem in den ersten zwei Urlaubstagen einige Messungen mehr als zu Hause.
Bei starker Sonneneinstrahlung auf der Haut ist mit einer beschleunigten und zugleich erhöhten Insulinwirkung zu rechnen. Anpassungen in der gewohnten Insulingabe sollten vorsichtig erfolgen und zur besseren Überschaubarkeit im Tagebuch dokumentiert werden.
Wie schützt man Insulin bestmöglich vor Hitze und Kälte?
Spezielle Taschen für Diabetesbedarf, die Kühl- und Isolierelemente enthalten, bieten einen sehr guten Schutz vor Hitze und Kälte. Diese sind je nach Bedarf in verschiedenen Formen und Größen in Apotheken und Internetversandhandeln erhältlich.
Praktische Hilfe für unterwegs bietet auch das Einwickeln in Alufolie oder die Aufbewahrung in einer kleinen Thermoskanne.
Am besten ist es natürlich, das Insulin im Kühlschrank des Urlaubsquartiers zu lagern. Dieser sollte vor Nutzung jedoch auf die richtige Temperatur geprüft werden, um die Gefahr des Gefrierens bei zu kalter Einstellung zu vermeiden.
Diabetes und Reisen mit dem Flugzeug – was gilt es zu beachten?
- Neben zahlreichen Verordnungen fanden auch die Bestimmungen zur Mitführung von Diabetesbedarf durch den 11. September 2001 einige sicherheitsbedingte Intensivierungen. Daher ist es erforderlich, bei Flügen eine ärztliche Bescheinigung über die notwendigerweise mitzuführenden, medizinischen Instrumente vorzulegen.
- Glukagonsets müssen sich unversehrt in ihrem Originalbehältnis befinden und müssen mit Originaletikett versehen sein.
- Blutzuckermessgeräte dürfen mitgeführt werden, wenn auf ihnen der Herstellernamen sichtbar ist (z.B. „One Touch“, von Lifescan oder „Accucheck“ von Roche Diagnostics…)
- Zur eindeutigen Ausweisung der Medizin dürfen Spritzen oder Insulinpumpen nur mitgeführt werden, wenn das Insulin mit einem Original-Etikett versehen ist bzw. in der Originalverpackung aufbewahrt wird.
- Patienten wird nach wie vor empfohlen, sich vor Abflug bei Inlands- und Auslandsflügen bei der jeweiligen Fluggesellschaft genau zu informieren, da die Maßnahmen von Fluggesellschaft zu Fluggesellschaft abweichen können.
- Die wichtigsten Utensilien für Ihre Diabetestherapie sollten im Handgepäck schnell greifbar deponiert werden und auch extra BEs dürfen nicht fehlen. Schließlich sind Unterzuckerung schwer kalkulierbar – und nicht zu jedem Zeitpunkt und in jedem Fall (Billigflüge) sind im Flugzeug ausreichend Kohlenhydrate verfügbar.
- Langstreckenflüge können wegen der Zeitverschiebung eine Anpassung der Insulindosis erfordern. Bei Flügen nach Osten verkürzt sich der Tag, deshalb muss weniger Insulin gespritzt werden. Umgekehrt verlängert sich der Tag bei Flügen nach Westen, so dass mehr Insulin nötig wird. Zu dieser Problematik sollte rechtzeitig vor Reisebeginn der behandelnde Facharzt konsultiert werden, wie dabei am besten vorzugehen ist.
Diabetes und Reisen mit dem Auto – Was gilt es zu beachten?
- Gerade bei langen Autofahrten ist der wichtigste Punkt ein stabiler Blutzuckerverlauf. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, bereits vor Fahrtantritt genau zu überlegen, welche Mahlzeit mit welcher Insulingabe eingenommen wird, um sicher über die Fahrtstrecke zu kommen.
- Die Überlegung beginnt bereits mit der Zusammenstellung der Nahrung. Die Kohlenhydrate sollten den Blutzucker möglichst lange stabil halten, daher wird von schnellen Kohlenhydraten wie Obst und süßen Säften abgeraten. Empfehlenswerter sind dagegen Vollkornprodukte in Kombination mit einem Teil Fett und Eiweiß. Dies ermöglicht eine verhältnismäßig lang anhaltende, stabile Blutzuckerkurve.
- Ebenso sollte der Blutzucker vor einer lang andauernden Fahrt grundsätzlich etwas höher gehalten werden, um sich selbst ganz sicher zu sein, dass Hypos ausgeschlossen werden können.
- Korrekturen des Blutzuckers sind gerade vor Fahrtantritt sehr vorsichtig und bedacht durchzuführen.
- Im Auto sollten ausreichend schnell resorbierbare Kohlenhydrate gut greifbar deponiert werden, um auch während der Fahrt sofort gegen anrollenden Blutzuckerabfall reagieren zu können.
- Bei den geringsten Unterzuckerungsanzeichen sollte sofort angehalten und eine ausreichende Fahrpause eingehalten werden. Schließlich steht sicheres Ankommen an erster Stelle.