Seit 1964 stehen die japanischen Shinkansen für Perfektion auf Schienen.
Japan ist das Geburtsland der schnellen Züge. Bereits im Jahr 1964 nahm der JR 0 seinen Betrieb auf – mit einer Höchstgeschwindigkeit von 210 km/h im Plandienst. Dabei hätten die Bedingungen für den Bau von Hochgeschwindigkeitsstrecken nicht schwieriger sein können. 75% der Fläche Japans werden von Bergwäldern eingenommen, der Rest ist nicht nur extrem dicht besiedelt, sondern wird auch ständig von kleineren Erdbeben, Tsunamis und Wirbelstürmen heimgesucht.
Die sichersten Züge
Trotz dieser ungünstigen Gegebenheiten ist noch kein einziger Mensch in einem Shinkansen-Zug (japanisch für „Neue Rückgratlinie“) zu Schaden gekommen. Selbst als im Oktober 2004 bei einem Erdbeben der Stärke 6,4 auf der Richter-Skala erstmals ein Shinkansen entgleiste, gab es keine Verletzten. Der Shinkansen zählt somit zu den sichersten Verkehrsmitteln überhaupt.
Legendär ist auch die Pünktlichkeit der Shinkansen. Ein Zug hat im Durchschnitt eine Verspätung von rund sechs Sekunden. Um die Lärmbelästigung zu minimieren, ist die Höchstgeschwindigkeit für die Züge mit 275 km/h festgelegt. Japanische Lärmschutzwände reichen nur bis zur Unterkante der Zugfenster.
Superzug Shinkansen 500
Aufgrund ihrer besonderen Laufruhe dürfen Shinkansen der Baureihe JR 500 als einzige Shinkansen 300 km/h im Plandienst erreichen. Ein Autor der „Eisenbahn-Revue“ schreibt dazu: „Die Laufruhe der Shinkansen 500 bei 300 km/h ist sehr beeindruckend. Im Vergleich dazu empfindet der Berichterstatter den ICE 1 subjektiv als eine sich periodisch aufschaukelnde Rüttelkiste.“
Bei der Entwicklung von immer noch laufruhigeren, geräuschärmeren und aerodynamischeren Hochgeschwindigkeitszügen nehmen die Triebköpfe der Shinkansen teils seltsame Formen an. Am spektakulärsten ist wohl die Nase des JR 500. Das Design des Zuges stammt vom Münchner Alexander Neumeister, einem der angesehensten Gestalter von Hochgeschwindigkeitszügen.
Hohe Durchschnittsgeschwindigkeiten
Lange Zeit war die 192 Kilometer lange, mit Shinkansen der Reihe JR 500 bediente Nozomi-Verbindung von Hiroshima nach Kokura, auf der die Züge eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 261,8 km/h erreichten, die schnellste der Welt. Mittlerweile wurde sie von der chinesischen Verbindung Wuhan-Guangzhou (312,5 km/h Schnitt) überholt. Parallel zum bestehen Shinkansen-System wird in Japan auch mit Magnetschwebebahnen experimentiert – Ende 2003 erzielte ein Maglev-Zug bei einem Testlauf die Rekordgeschwindigkeit von 581 km/h.
An heutigen Maßstäben gemessen sind die Shinkansen technisch ausgereift. Der JR 700 kann enge Kurven mit Radien von 2.500 Metern bereits mit 270 km/h durchfahren. Mit einer Motorenleistung von 17.080 kWh durchbricht der JR 700 trotz seiner Länge von knapp 405 Metern die 250-km/h-Marke bereits nach etwa zwei Minuten. Die Shinkansen bedienen die 2.459 Kilometer japanischer Hochgeschwindigkeitsstrecken im Drei- bis Zehn-Minuten-Takt, mit Kapazitäten von bis zu 1.634 Sitzplätzen (in zwei gekoppelten E4-Garnituren). Die Züge sind blitzsauber und die Stewardessen begrüßen die Fahrgäste an der Türe. Ein Zugverkehr, wie man ihn sich nur wünschen kann!