„Schatz, heute nicht!“ sprach sie und sank in den Schlaf. Das typische Problem langjähriger Beziehungen: Statt Wind in den Sexsegeln herrscht Flaute… Sex in der Ehe: Die Erotik neu entdecken. Warum die Leidenschaft mit den Jahren schwindet?
Verliebt, verlobt, verheiratet: Nach den ersten Jahren großer Verliebtheit, wilder Nächte und strahlender Augen staunen viele Paare nicht schlecht, wenn in großen Umfragestudien wieder behauptet wird: 2-3 Mal pro Woche Sex ist Standard in deutschen Betten.
„2-3 Mal pro Woche?“ rotiert es da in vielen Köpfen… „In welchen Betten findet das statt? In unserem jedenfalls nicht!“
Studien sind wichtig und gut, doch beim Thema Sex wird wohl mehr geflunkert, als sonstwo. Richtige Ergebnisse erzielen da eher Umfragen mit weniger schambesetzen Fragen, wie z.B. „Wie oft essen Sie Milchprodukte?“
Langeweile statt Leidenschaft
Psychologen, Paar- und Sexualtherapeuten von Kiel bis München erleben täglich Paare in ihrer Praxis, die über fehlenden Sex in ihrer Beziehung klagen. „Es läuft nicht mehr“, „die Lust fehlt“, „irgendwie ist der Reiz weg“ – so lauten die Beschreibungen Betroffener. Ragnar Beer, Leiter des Partnerschaftsprojekts Theratalk der Universität Göttingen erklärt: „Das sexuelle Repertoire sinkt, aus Reiz wird Routine“. Denn im Laufe der Jahre perlt die Frische am Sex ab, irgendwann war alles schon mal da und die Handgriffe des Partners erscheinen wie uralte Freunde, deren Geschichten man schon auswendig mitsprechen kann.
Die Routine durchbrechen
„Kaufen Sie sich neue Reizwäsche, überraschen Sie Ihren Partner mit einem tollen Candelight-Dinner!“ Diese Ratschläge sind so alt wie der Buchdruck. Doch so einfach ist es nicht. Wenn Flaute herrscht, reicht ein sexy Pusten alleine nicht, um frischen Wind in die Segel zu bekommen. Experten empfehlen, zunächst ein offenes Gespräch mit dem Partner zu führen: Warum ist der Sex langweilig geworden? Wieso schlafen wir nebeneinander wie Bruder und Schwester?
Sprechen Sie über Ihre Wünsche und Bedürfnisse. Wovon träumen Sie?
Ganz wichtig: Fragen Sie sich auch, warum die Lust gesunken ist! Oft steckt hinter der Flaute eine lange Geschichte. Viele Frauen z.B. fühlen sich durch Haushalt, Kinder und Beruf einfach überfordert, können und wollen abends nicht mehr die Verführerin spielen. Männer hingegen fühlen sich oft von ihrer Partnerin nicht mehr wahrgenommen, haben viele Zurückweisungen erlebt und einfach aufgegeben, sich weiter Mühe zu geben.
Wenn Sie gemeinsam herausfinden, welche Verletzungen, Missverständnisse oder Frustrationen vielleicht hinter ihrem Problem stehen, sind Sie schon einen großen Schritt weiter!
Sich neu entdecken
Wann haben Sie das letzte Mal mit Ihrem Partner eine Nacht durchgequatscht? Herzhaft Tränen gelacht? Spontane Dinge unternommen, die aufregend und spannend waren?
Wenn Sie jetzt länger als 1 Minute überlegen müssen: Mööp – durchgefallen!
Intensive Zeit zu Zweit – das ist der Luxus der Verliebten. Genau in diesem Zustand liegt die Leidenschaft. Wer nur beim Abendbrot die Alltäglichkeiten kurz bequatscht und dann gemeinsam vorm TV meditiert, kann im Normalfall Lust und große Gefühle aus seinem Wortschatz eliminieren.
Deshalb: Finden Sie Zeit für Neues, entdecken Sie die Freude aneinander, seien Sie spontan!
Ein Wochenendurlaub, ein gemeinsames Hobby – was auch immer Ihnen einfällt: Machen Sie es!
Interesse zeigen
Ein ganz wichtiger Punkt für die Neuentdeckung der Liebe ist: Interesse! Wie oft hören Sie nur mit halbem Ohr hin, wenn der Partner von der Arbeit erzählt. Wie oft fühlen Sie sich nicht wahrgenommen? Wie oft werden Dinge vergessen, die für den Partner von großer Bedeutung sind?
Sich gegenseitig zuhören, Anteil und Interesse am Leben des anderen haben: Hier entsteht Zweisamkeit und das Gefühl: Du bist mir wichtig und ich bin dir wichtig!
Wenn wir verliebt sind, merken wir uns jede Kleinigkeit des Anderen. Nach 10 Jahren Ehe kann jedoch so mancher Mann nicht mehr sagen, welche Augenfarbe seine Frau hat…
Doch Leidenschaft resultiert aus Nähe. Und die kann nur entstehen, wenn Sie wieder bereit sind, sich aufeinander einzulassen.