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Seniorengymnastik im Bewegungsbad

Für alte Menschen bietet das Bewegungsbad ideale Voraussetzungen, um ohne Verletzungsrisiko den Bewegungsspielraum auszunutzen und zu erweitern.

Alte Menschen sind häufig multimorbid, von mehreren Krankheiten betroffen. Neben den Einschränkungen im Alltag bedeutet dies auch deutliche Einschränkungen in der Auswahl der Möglichkeiten, den körperlichen Zustand zu erhalten oder zu verbessern. Was wiederum den Bewegungsspielraum und die körperlichen Erfahrungsmöglichkeiten noch weiter einschränkt. Ein Teufelskreis.

Das Bewegungsbad bietet gute Voraussetzungen für ein körperliches Training ohne Verletzungsrisiko und hat einen hohen Aufforderungscharakter. In vielen Altenheimen und Seniorenresidenzen gibt es für die Bewohner Bewegungsbäder mit angeleiteten Gruppen, aber auch Schwimmbäder oder Kliniken bieten Seniorengymnastik im Wasser an.

Kräftigende Übungen im Bewegungsbad

Den Reibungswiderstand des Wassers ausnutzend, kann man im Wasser Übungen absolvieren, welche die Muskulatur fein dosierbar beanspruchen und kräftigen. Das kommt sowohl einzelnen Muskeln zu Gute, als auch ganzen Muskelketten, zum Beispiel denen, die eine aufrechte Körperhaltung ermöglichen. Der Auftriebskraft des Wassers ist es zuzuschreiben, dass im Wasser häufig auch ältere Menschen überhaupt aufrecht stehen und gehen können. An Land kann schon mal die Kraft dafür, gegen die Schwerkraft, fehlen. Aber im Wasser ist es nicht nur möglich, in einem physiologischen Sinne aufrecht zu sein, sondern gleichzeitig ist die Muskulatur in diese Richtung auch noch trainierbar.

Einsatz von Geräten im Bewegungsbad

Zahlreiche Hilfsmittel vergrößern die Spannbreite des Trainings im Wasser. Es können Bälle, Poolnudeln, Schwimmhilfen und ähnliche Geräte zum Zuge kommen. Manchmal, um mehr Sicherheit zu geben, manchmal aber auch, um einen erhöhten Widerstand zu leisten, gegen den anzuarbeiten ist.

Auftriebshilfen können genutzt werden, um sich auf das Wasser zu legen und dort eine Weile zu entspannen, eine Übung, die von vielen Menschen als sehr angenehm empfunden wird, aber für ältere Menschen oft nur angstfrei möglich ist, wenn sie auftreibende Unterstützung haben.

Bei kräftigenden Übungen kann man den Reibungswiderstand durch Geräte erhöhen und so für mehr Kraftentwicklung der Muskulatur sorgen. Denn es ist ein Unterschied, ob man aufrecht im Wasser steht und die ausgestreckten Arme seitlich am Körper entlang bewegt oder dabei noch jeweils einen Ball in den Händen hält.

Gangschule im Bewegungsbad

Ein unschlagbarer Vorteil eines Bewegungsbades ist, dass es hier auch bewegungs- und sinneseingeschränkten Menschen möglich ist, zu gehen. Meistens sogar ohne Hilfsmittel, es ist aber auch möglich, an Unterarmgehstützen zu gehen.

Hier kann man den Gangablauf üben, ohne befürchten zu müssen, sich bei einem Sturz zu verletzen, hervorstehende Gegenstände nicht zu sehen, andere Menschen erst zu spät wahrzunehmen und sich entsprechend stark zu erschrecken. Der psychisch unterstützende Effekt des selbstständigen Gehens ohne Unterstützung und Angst ist ebenfalls ein großer Vorteil des Bewegungsbades und wird gerne in der physiotherapeutischen Sturzprophylaxe für Senioren genutzt.

Aufforderungscharakter und Spaß im Bewegungsbad

Weil das Bewegungsbad auch von Menschen mit vielen Einschränkungen recht angstfrei benutzt werden kann, hat es für viele einen hohen Aufforderungscharakter. Die Motivation, sich im Wasser zu erfahren, ist meist so hoch, dass die anleitenden Physiotherapeuten sich auf die Übungen konzentrieren können und nicht vorrangig motivierend arbeiten müssen. Die meisten Angebote finden in Gruppen statt, so ist auch soziale Interaktion möglich und wer eine Seniorengruppe mal im Bewegungsbad gesehen hat, weiß, wie viel Spaß hierbei entstehen kann.

Einzelbetreuung im Bewegungsbad

Natürlich ist es auch möglich, eine Einzelbetreuung im Bewegungsbad durchzuführen. Hierbei kommt der Physiotherapeut, im Gegensatz zu den meisten Gruppenangeboten, oft mit ins Wasser und gibt hierdurch noch mehr Sicherheit und Unterstützung. Für sehr ängstliche Senioren oder Blinde kann das am Anfang nötig sein, um sich an das Wasser, die Tiefe und die Abmessungen des Beckens zu gewöhnen. Meist ist es nach einiger Zeit möglich, in Gruppen zu wechseln.

Wer gehört nicht ins Bewegungsbad?

Senioren mit akuten Herzerkrankungen oder einer Herzinsuffizienz gehören nicht ins Bewegungsbad. Vorsicht ist geboten bei Hauterkrankungen, hier hängt es davon ab, ob das Wasser mit seinen Chlorzusätzen der Haut schadet. Bei Fieber und Inkontinenz verbietet sich das Bewegungsbad ebenfalls. Da viele Ältere sehr kälteempfindlich sind, ist zu prüfen, ob die recht hohe Temperatur des Wassers mit 32 bis 34 Grad Celsius ausreicht. Auch Hörgeräte sollten nicht im Wasser getragen werden, da muss man prüfen, ob die Senioren mit einer eindeutig vorgeturnten Anweisung trotzdem an der Wassergymnastik teilnehmen können.

Wer nicht von der Gymnastik im Bewegungsbad profitieren kann, kann eventuell in der Hockergymnastik für Senioren ein passendes Angebot für Bewegung finden.