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Seminar Barrierefreies Bauen und Wohnen

Am November  ließen sich Handwerker aus verschiedenen Sparten zu diesem Thema weiterbilden. Auch die Selbsterfahrung kam nicht zu kurz.

Am November bot die Kreishandwerkerschaft ein weiteres Weiterbildungsseminar zum Thema „Barrierefreies Bauen und Wohnen“ an. Rund 20 Handwerker aus verschiedenen Branchen, die sich zum Thema Barrierefreiheit zertifizieren lassen, erschienen, um sich über Neuerungen und Vorschriften zu diesem Thema zu informieren. Und das ist auch von großer Bedeutung. „Das Klientel der Älteren wird immer größer und Barrierefreiheit deshalb immer wichtiger“, betont Rainer Volland, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft.

Allgemeine Informationen zur Barrierefreiheit

Nicole Bruchhäuser, Diplom-Ingenieurin und Mitarbeiterin der Beratungsstelle für barrierefreies Wohnen, referierte über die verschiedenen Fördermöglichkeiten für entsprechende Umbauten in den eigenen vier Wänden. Dabei wurde deutlich, dass es viele verschiedene Fördertöpfe gibt und es für den Einzelnen oft schwer ist, den richtigen für sich zu finden. Nicole Bruchhäuser empfiehlt deshalb, vorab Kontakt zu den verschiedenen Beratungsstellen aufzunehmen, um sich zu informieren.

Barrierefreies Wohnen in Wiesbaden

„Wiesbaden ist in diesem Thema mittlerweile gut aufgestellt“, betont Rainer Volland noch. An das Amt für Soziale Arbeit sei extra eine Beratungsstelle angeschlossen, die explizit über barrierefreies Wohnen berate. Eine wichtige Zielgruppe hierfür seien gerade die älteren Mitbürger, die zwar Gebrechen hätten, aber deshalb noch lange nicht krank seien. Die Seminarteilnehmer bestätigten den ansteigenden Kundenanteil der Älteren und sehen es deshalb als besonders wichtig an, deren Bedürfnisse zu kennen.

Besondere Beachtung der Behinderten

Doch nicht nur die älteren Mitbürger stellen eine wichtige Zielgruppe dar. Gerade die Behinderten sind besonders auf entsprechende Einrichtungen angewiesen. Aus diesem Grund gehörte ein Praxisteil zu diesem Seminarabschnitt, welcher sich diesmal speziell mit Blinden und Sehbehinderten befasste. Rainer Volland hatte deshalb das BFW Würzburg Regional-Center Wiesbaden und den Blindenbund zu der Veranstaltung eingeladen.

Was ist das Besondere bei blinder und sehbehinderter Kundschaft?

Dieter Müller vom Blindenbund und Joachim Mast vom Arbeitskreis der Wiesbadener Behindertenorganisationen berichteten als Selbstbetroffene von den Problemen, die sich ergeben, wenn Handwerker zu ihnen nach Hause kommen. Dieter Müller betonte, dass es wichtig sei, dem blinden Kunden genau zu erklären, wo was abgestellt werde, damit der Betroffene nicht darüber falle. Auch Fenster und Türen müssten entweder ganz offen oder geschlossen sein, damit man sich nicht daran stoße. Joachim Mast ergänzte außerdem, dass es für Sehbehinderte extrem wichtig sei, bei Umbauten auf eine klare Raumaufteilung zu achten. Unübersichtliche Ecken oder vorstehende Treppenstufen seien gefährlich und erhöhten die Unfallgefahr.

Das praktische Erleben

Diese Hinweise nutzten die Mitarbeiterinnen des BFW Würzburg Regional-Center Wiesbaden, Banu Özcan und Susanne Knopf, um den Handwerkern die optischen Probleme sinnesbehinderter Kunden vor Augen zu führen. Sie verteilten verschiedene Brillen, welche insgesamt 10 Augenkrankheiten simulierten und gaben den Teilnehmern die Aufgabe nun verschiedene Verschlüsse, wie Kleiderhaken oder Schnüre, zu lösen. Auch wurden sie ermutigt, sich nun frei im Raum zu bewegen und zu orientieren. Hierdurch wurde vielen bewusst, wie stark die Einschränkung für Blinde und Sehbehinderte ist und wo die Gefahren lauern, wenn ihnen die Orientierung erschwert wird.

Umweltwahrnehmung der Kunden

Die Veranstaltung wurde von den Teilnehmern gut aufgenommen und gerade der Praxisteil gab ihnen einen guten Einblick in die Umweltwahrnehmung, mit der ihre Kunden konfrontiert sind. Durch diese Erfahrung hoffen die Teilnehmer nun besser auf die Ansprüche ihrer blinden und sehbehinderten Kundschaft eingehen zu können.