Als Schwangere ist man im staatlichen Gesundheitssystem Großbritanniens gut aufgehoben – trotz seines ansonsten schlechten Rufs.
Das staatliche Gesundheitssystem in Großbritannien gilt als marode. Deshalb entscheiden sich viele deutsche Expats, ihre Kinder entweder in teuren Privatkliniken oder im heimischen Deutschland zur Welt zu bringen. Dabei ist die Sorge unbegründet. In Großbritannien werden trotz niedrigerer Bevölkerungszahl mehr Kinder geboren. Während in Deutschland Frauen durchschnittlich 1,32 Kinder bekommen, liegt die Fruchtbarkeit in Großbritannien bei 1,84 Kindern pro Frau. Obwohl an vielen Stellen im staatlichen Gesundheitssystem gespart wird, werden während der Schwangerschaft die in allen entwickelten Ländern als notwendig erachteten Routineuntersuchungen durchgeführt.
Was tun, wenn man glaubt schwanger zu sein?
Wenn der Schwangerschaftstest positiv ist, führt der erste Weg zum lokalen Allgemeinarzt. Neben einer allgemeinen Beratung über Schwangerschaftsverlauf, Geburtsoptionen und eventuelle Umstellung der Lebensweise und Ernährung organisiert der Arzt den ersten Termin mit der Hebamme sowie die erste Ultraschalluntersuchung. Im Gegensatz zu Deutschland spielen in England die Hebammen eine sehr viel stärkere Rolle. Bei einer problemlos verlaufenden Schwangerschaft kann es sein, dass man nur zweimal einen Arzt zu Gesicht bekommt. Das Erstgespräch mit der Hebamme dauert mindestens eine Stunde. Dabei werden die Krankheitsgeschichte sowie die familiäre Situation bewertet, um potenzielle Risiken für Mutter und Kind zu identifizieren. Zu diesem Zeitpunkt beginnt außerdem die regelmäßige Untersuchung von Blut und Urin. Der Umfang dieser Untersuchungen unterscheidet sich dabei nicht von den Untersuchungen in Deutschland. Ebenfalls wie in Deutschland ist ein Toxoplasmose-Test freiwillig und muss selbst bezahlt werden.
Weniger Ultraschalluntersuchungen und Ausdruck nur gegen Geld
Der erste Ultraschall findet zwischen der 11. und 14. Woche statt. Dabei wird das Baby vor allem auf das Down-Syndrom-Risiko untersucht. Die Untersuchung ist eine Kombination aus Ultraschall und Blutuntersuchung. Wer ein Bild vom Ultraschall haben möchte, sollte Kleingeld einstecken und dem Arzt vor der Untersuchung Bescheid geben, dass man einen Ausdruck kaufen möchte. Sind die Untersuchungsergebnisse zufriedenstellend, findet der nächste Ultraschall erst in der 22. Woche statt. Dann wird das Baby sozusagen auf Herz und Nieren geprüft. Der Fötus wird vermessen, die Finger und Zehen gezählt, die Herzkammern überprüft und auf weitere mögliche Anomalien untersucht. Scheint das Baby gesund und verläuft die Schwangerschaft weiterhin risikolos, findet keine weitere Ultraschalluntersuchung statt. Nur wenn zum Ende der Schwangerschaft die Lage des Babys durch Ertasten nicht eindeutig bestimmt werden kann, wird nochmals ein Ultraschall durchgeführt, um eine Steißlage rechtzeitig festzustellen.
Mutter und Kind werden während der Schwangeschaft gründlich überwacht
Nach dem zweiten Ultraschall finden noch acht reguläre Untersuchungen durch die Hebamme statt. Treten Probleme während der Schwangerschaft auf oder entwickeln sich Risiken für das Kind, werden Spezialisten hinzugezogen und die Anzahl der Untersuchungen erhöht sich entsprechend. Wer einen 4D-Ultraschall mit DVD haben möchte, kann das privat gegen Bezahlung buchen. Nach der 30. Woche sollte man sich nach Geburtsvorbereitungskursen umschauen. Das staatliche National Health Service (NHS) bietet ein kostenloses Seminar über drei mal zwei Stunden an, bei dem Details zur Geburt und Tipps für werdende Mütter und Väter gegeben werden. Zusätzlich gibt es eine Reihe von staatlichen und privaten Geburtsvorbereitungsseminaren, aus denen die werdenden Eltern wählen können. Empfehlenswert ist ein Besuch auf der Geburtsstation, wenn man sich nicht für eine Heimgeburt entscheidet.