Viele Schulen begegnen dem Problem Jugendgewalt heute erfolgreich in drei Stufen: vorbeugend, intervenierend und nachsorgend.
Innerhalb der Schulen wirkt ein auf den respektvollen Umgang miteinander ausgerichtetes Schulprogramm und -klima vorbeugend gegen Jugendgewalt, dennoch sind Interventionen aus akutem Anlass wohl kaum vermeidbar. Die schulischen Präventionsmöglichkeiten gliedern sich in drei grundsätzlich zu unterscheidende Bereiche: Primärprävention (Vorbeugung), Sekundärprävention (Intervention) und Tertiärprävention (langfristige Begleitung und Nachsorge).
Abschreckung, Aufklärung und Auseinandersetzung
Eine stimmig aufgestellte Sekundärprävention macht die langfristige Begleitung und Nachsorge an Schulen, die nicht gerade in sozialen Brennpunkgebieten liegen, im besten Falle überflüssig. Zur Entwicklung eines Erfolg versprechenden Konzepts für die schulinterne Primärprävention sind die Punkte: Abschreckung, Aufklärung und Auseinandersetzung notwendig. Die Spannungsfelder Bedarf und Zugang, sowie Vertrauen und Kontrolle sind hierbei allerdings Natur bedingt nicht völlig aufzulösen. Mit diesen umgehen zu lernen, sollte jedoch als Lebenskompetenzförderung gesehen werden. An die Stelle von Problemverdrängung oder gar -projektion, welche mitunter in eine regelrechte Hysterie ausarten und zu undurchdachten Erklärungsmythen führen können, tritt die differenzierte Problemanalyse.
Strukturprävention und Peergrouparbeit
Ein Aufzeigen von innerpsychischen oder Milieuressourcen sowie der Verweis auf Hilfseinrichtungen kann Aggressionen und Gewalt Einhalt gebieten, während die Stärkung der Handlungskompetenz und die demokratische Gestaltung von Lebenswelten präventiv wirken (Strukturprävention). Gewaltprävention gelingt über Aufklärung und Bildung, die früh beginnt und dauerhaft beziehungsweise nachhaltig ist. Sie muss allerdings über eine reine Informationsvermittlung hinausgehen und das Problem in Peergrouparbeit und unter Begleitung durch kompetente Erwachsene fassbar machen. So entstehen Gewalt verhindernde Netzwerke im unmittelbaren Sozialraum Schule. In der Sekundär- beziehungsweise Tertiärprävention gilt es den Mittelweg zu treffen. Sei es schulintern oder im Bereich der meist drastischeren Fälle im bildungsfernen Milieu.
Isolation und Training an Stelle von Ignoranz und harter Bestrafung
Ignoranz und zu geringe Konsequenzen führen zu keiner Verbesserung der Lage, ebenso wenig eine harte Bestrafung, die keine Ursachen beseitigt, sondern lediglich abschrecken soll. Schulintern fördert eine solche eher noch Folgeaggressionen und das Gefühl, ungerecht behandelt zu werden, und “auf den Straßen“ führt sie nur selten zur Erkenntnis bei den Tätern, stattdessen verschlimmert die “harte Schule“ eines Gefängnisses zum Beispiel mitunter die Einstellung der Jugendlichen und hat weitere Eskalationen nach ihrer Freilassung zu Folge. Erfolg versprechend im kleinen schulinternen Milieu, wie auch im großen der Gesellschaft ist demnach vielmehr die Herausnahme des Delinquenten in eine vorübergehende Isolation zum Schutz der anderen, aber auch, um ihm selbst zu helfen.
Das schulische Äquivalent zum Jugendgefängnis mit Heimcharakter wäre hier so etwas wie ein zusätzlich abzuleistender Anti-Gewalt-Unterricht, dessen Ziele es sind, die Jugendlichen an Regeln und feste Abläufe zu gewöhnen, ihr Durchhaltevermögen zu trainieren beziehungsweise ihre Frustrationsschwelle zu erhöhen und ihre sozialen Kompetenzen zu schulen. Dazu gehören Empathie sowie das Vorab-Erkennen von Konsequenzen und Ursachen. Glaubwürdige Vorbilder und die Möglichkeit, aufgestaute Aggressionen kontrolliert herauszulassen – durch “auspowernde“ Sportangebote, die Körperkontrolle erfordern und Erfolgserlebnisse liefern können, wodurch die Jugendlichen zugleich auch Wertschätzung der eigenen Leistung erfahren können – sowie das Erzeugen eines Gefühls von Sicherheit durch die Gewähr, dass auch später ein Ansprechpartner vorhanden sein wird, sind dabei unbedingt notwendig.
Ursachen bekämpfen statt lediglich Symptome zu lindern
Ebenso ist es unabdingbar, zu überprüfen, ob die auffällig gewordenen Schülerinnen und Schüler durch ihr Zuhause oder ihr übriges privates Umfeld vielleicht immer wieder falsche Wege vorgelebt bekommen. Kein Jugendlicher kann sich dauerhaft verändern, wenn sein Umfeld ihn nicht dabei begleitet und unterstützt. Ein solcher Auftrag kann nicht immer von Lehrkräften übernommen werden. Hier wird es manchmal nötig sein, Schulsozialarbeiter oder das Jugendamt einzuschalten, um auch die eigene Kompetenz nicht zu überschreiten.