Nach BBD helfen die Schüßler Salze Nr. 2, 3, 7, 8 und 9. Homöopathie-Ärzte empfehlen ORL-Lösung mit Glucose, Kaliumchlorid, Natriumchlorid & Zitronensäure.
Alle Jahre wieder, nicht nur zur Weihnachtszeit, jagen wir im Schweinsgalopp auf die Toilette wieder und wieder – doch manchmal ist der Weg gar zu weit: Etwa zweimal pro Jahr fällt der Durchfall (Diarrhoe) durch uns Erwachsene hindurch; gar noch viel durchfälliger sind Kleinkinder, wie bei jungen Fohlen entwickelt sich bei jungen Menschen im Magen-Darm-Trakt die Immunabwehr und die bakterielle Darmflora: Während Kinder heutzutage vor allem an Rotaviren erkranken, erkranken Erwachsene vor allem an Noroviren – EHEC-Bakterien haben hier keine große Bedeutung. Die Symptome einer Entzündung des Magens (Gastritis) und des Dünndarms (Enteritis) sind krampfartige Bauchschmerzen, wässriger Durchfall, Erbrechen und Übelkeit. Eine Norovirus– Gastroenteritis ist in der Regel selbstlimitierend – die Symptome hören meist nach 12 bis 72 Stunden von selbst auf. Zur symptomatischen Therapie empfehlen der Biochemische Bund Deutschlands (BBD) und homöopathische Ärzte Mineralsalz-Lösungen.
Homöopathische Ärzte empfehlen eine Elektrolyt-Zucker-Lösung
Prof. Dr. med. Sibylle Koletzko ist Oberärztin und arbeitet am Dr. von Haunerschen Kinderspital an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, das Kinderspital entwickelt die Homöopathie als eine „Erweiterung der Therapiemöglichkeiten“. Obwohl dort gegen Durchfall auch homöopathische Begleittherapien wie zum Beispiel mit Podophyllum eingesetzt werden, empfiehlt Prof. Koletzko den „Ersatz von Flüssigkeit und Elektrolyten und die enterale Zufuhr von Nährstoffen“. Durch Durchfall und Erbrechen entstehen Flüssigkeits- und Elektrolytverluste, zur symptomatischen Therapie entwickelten unsere Ärzte so genannte orale Rehydrationslösungen (ORL): Die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene ORL für Kinder und Erwachsene besteht aus Citrat (Zitronensäure) Chlorid, Glucose (Traubenzucker), Natrium und Kalium.
In der Elektrolyt-Traubenzucker-Trinklösung stecken grammweise Kalium und Natrium
Auch die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) empfiehlt gegen den Mineralstoffverlust durch Durchfall und Erbrechen eine Rehydratationslösung: Die von der WHO empfohlene ORL enthält pro Liter 13,5 Gramm Glucose, 1,5 Gramm Kaliumchlorid, 2,6 Gramm Natriumchlorid und 13,5 Gramm Zitronensäure. Diese ORL-Präparate gibt es auch abgepackt in der Apotheke zu kaufen, je nach Hersteller variiert die Menge der Elektrolyt- und Zuckerzusammensetzung. Entwickelt wurde die Rehydratationslösung der WHO gegen die ehemals tödliche Cholera-Infektion. Da in Deutschland die Magen-Darm-Erkrankungen vor allem Viren verursachen, enthalten unsere Glucose-Elektrolyt-Lösungen nicht so viel Natrium-Ionen – Noroviren und Rotaviren verursachen nicht so große Salzverluste.
In Schüßler Salzen stecken Calcium, Eisen, Kalium, Natrium und Magnesium
Für das „große Abenteuer der Heilung und Wiedergesundung“ empfiehlt dagegen der Biochemische Bund Deutschlands tablettenweise als „Anfangsmittel“ das Schüßler Salz Nr. 3 Ferrum phosphoricum D12, daneben noch das Schüßler Salz Nr. 2 Calcium phosphoricum D6 bei stinkendem Durchfall, bei Durchfall mit Bauchkrämpfen das Schüßler Salz Nr. 7 Magnesium phosphoricum D6, das Schüßler Salz Nr. 8 Natrium chloratum D6 bei „wässrigem Stuhl“, sowie für Kleinkinder mit gelblichgrünen Durchfall das Schüßler Salz Nr. 9 Natrium phosphoricum D6. Alle 15 Minuten bis 4 Stunden soll man eine der Tabletten einnehmen – dauert der Durchfall etwa drei Tage, mümmelt man wohl eine ganze Schüssel Schüßler Salze. Aber keinesfalls gleichen die Mineralstoffe der Schüßler Salze unseren Mineralstoffverlust aus.
Das „große Abenteuer der Heilung“ steckt in klitzekleinen Mineralsalz-Mengen
Im Skript „Schüsslersalze“ der Naturärzte Vereinigung Schweiz (NVS-Schule AG) heißt es im zweiten Lehrsatz nach Dr. Schüßlers Biochemie: „Durch Zuführung der fehlenden Stoffe tritt die Heilung ein.“ Das „große Abenteuer der Heilung“ steckt demnach logischerweise in der Zuführung absurder Elektrolyt-Mengen: Eine normale 250 Milligramm schwere homöopathische Tablette enthält in der Stufe D12 nach den Decimalpotenzen als „Anfangsmittel“ in einer Tablette 0,00000000025 Milligramm Ferrum phosphoricum. Da Eisen (Ferrum) dem Natrium-abhängigen Glukosetransporter 1 (SGLT1) im Darm relativ egal ist, sollte zumindest als Elektrolyt Natrium in ausreichenden Mengen zugeführt werden: Hier gibt es immerhin die Schüßler Salze Nr. 8 Natrium chloratum D6 (Natriumchlorid) und Nr. 9 Natrium phosphoricum D6 (Natriumphosphat). Bei der empfohlenen Stufe D6 sind nach den Decimalpotenzen in einer Tablette noch 0,00025 Milligramm Wirkstoff enthalten – allerdings stecken in einem Liter Rehydratationslösung 2,6 Gramm Natriumchlorid. Zwangsläufig muss man nicht nur eine ganze Schüssel an Schüßler Salzen mümmeln, sondern ein ganzes Schüßler Salzbergwerk.
Schüßler Salze machen nach dem Lehrsatz der Schüsslerschen Biochemie krank
Dr. Schüßler schreibt im Vorwort seiner „abgekürzten Therapie“: „Durch mein Heilverfahren werden Störungen, welche in der Bewegung der unorganischen Stoffe des menschlichen Organismus entstanden sind, mittels homogener Stoffe direct ausgeglichen, während die Homöopathie ihre Heilzwecke mittels heterogener Stoffe indirect erreicht“. Da Dr. Schüßler mit seinen Schüßler Salzen bei Durchfall irrigerweise nicht den Mineralstoffverlust „direct“ ausgleichen kann, sollte wohl der erste Lehrsatz der Naturärzte Vereinigung Schweiz greifen: „Alle Krankheiten entstehen durch einen Mangel an bestimmten lebensnotwendigen Mineralien.“ Stiftung Warentest ist da diplomatischer und stellte mangels therapeutischem Wirksamkeitsnachweis fest: „Biochemie nach Schüßler ist zur Behandlung von Krankheiten nicht geeignet.“ Dem Alchemisten und Arzt Paracelsus wird folgender Lehrsatz zugeschrieben: „Alle Ding’ sind Gift und nichts ohn’ Gift; allein die Dosis macht, das ein Ding’ kein Gift ist“ – immerhin zeigen Schüßler Salze keine giftigen Nebenwirkungen wie die Natriumchlorit-Quacksalberei mit Miracle Mineral Supplement.