Apotheker empfehlen Ferrum phosphoricum gegen Erkältungen und Erkrankungen. Ist Eisen-Phosphat ein Nährstoff für EHEC, Grippe-Bakterien und die Pest-Brüder?
„Marmor, Stein und Eisen bricht“, aber Ferrum phosphoricum hilft bestimmt auch gegen den Bösen Blick, Erkältungen und die Gicht. Menschen und Tiere, selbst die meisten bakteriellen Mikrorganismen benötigen das essenzielle Spurenelement Eisen: Zwischen uns Menschen und unseren Krankheitserregern besteht in unserem Körper ein Wettstreit um unser Körper-Eisen. Unser Körper-Eisen liegt hauptsächlich proteingebunden vor, in Form von Hämoglobin (roter Blutfarbstoff) und Myoglobin. Daneben gibt es noch an Ferritin gebundenes Depoteisen oder an Enzymen gebundenes Eisen und mehr.
Apotheker empfehlen Ferrum phosphoricum gegen Erkältungen
Eine Zielsetzung der Apotheker-Berufsordnung in Österreich ist es, „eine sachgerechte Information der Apotheke über ihre Leistungen zu ermöglichen“. Damit man als Kunde nicht zu hohe Erwartungen an die Wirksamkeit von Arzneimitteln hat, liest man deshalb gerne mal im Gesundheitsmagazin „Die Apotheke“ – gerade hier verbürgen sich unsere Apotheker für eine wissenschaftlich ausgewogene Information. Im Beitrag „Eisenphosphat für den Notfall“ beschreibt eine Apothekerin und Mineralstoff-Expertin das Schüßler Salz Nr. 3 Ferrum phosphoricum „als das Hauptmittel zur Vorbeugung von Erkältungen“, deshalb „empfiehlt sich sein frühestmöglicher Einsatz bei allen akuten Erkrankungen und Entzündungen.“
Bakterien und Parasiten haben den Bösen Blick
Viele krankmachende Bakterien und Parasiten des Menschen haben den Bösen Blick, den Bösen Tunnelblick auf den für die Erreger lebensnotwendigen Nährstoff Eisen: Im biologischen System Mensch ist nämlich frei verfügbares ionisches Eisen absolute Mangelware. Deshalb sind zum Beispiel für den Malaria-Erreger (Plasmodium falciparum) Eisen-Präparate ein richtiges Leckerli – in klinischen Studien steigern Eisen-Präparate das Risiko für Malaria-Erkrankungen. Auch gramnegative Bakterien finden freie Eisen-Ionen total positiv. Da aber freies Eisen absolute Mangelware ist, sind effektive Eisen-Aufnahmesysteme für Bakterien ein evolutionsbiologischer Erreger-Vorteil: Die Eisen-Aufnahmesysteme gehören zu den Virulenzfaktoren.
Eisen-Aufnahmesysteme von EHEC, Grippe-Bakterien und den Pest-Brüdern
EHEC besitzen zum Beispiel das Eisen-Aufnahmesystem iha (iron-regulated gene A homologue adhesin). Das Robert Koch-Institut (RKI) stellte dazu fest: „Der aktuelle Ausbruchsstamm (O104:H4) sowie der HUSEC041 zeigen die Bildung von Enterobactin, Aerobactin und Yersiniabactin.“ Nicht nur EHEC, auch Salmonellen produzieren das Siderophor Enterobactin, Pest-Bruder Yersinia enterocolitica (Yersiniose) dagegen das vom RKI erwähnte Yersiniabactin. Das „Grippe-Bakterium“ Haemophilus influenzae mopst unser Eisen aus dem Hämin unseres roten Blutfarbstoffes mit HxuA – einem Häm-Hämopexin-Bindeprotein. Das Grippe-Bakterium verursacht bei Grippe und Erkältungen Sekundär-Infektionen.
Ferrum phosphoricum – wenn das Salz dumm wird
Und Jesus Christus sprach: „Ihr seid das Salz der Erde. Wo nun das Salz dumm wird, womit soll mans salzen?“; darauf begab es sich, dass Wilhelm Heinrich Schüßler, der „Dr. med.“ ohne Doktorarbeit, folgenden steinsalzdummen Satz in seine Abgekürzte Therapie schrieb: „Die pathogen veränderten Zellen, d. h. die Zellen, welche ein Defizit an einem ihrer Mineralien erlitten haben, bedürfen einer Deckung mittels eines homogenen Mineralstoffes.“ Schüßler wollte bei kranken (pathogenen) Körperzellen fehlende Mineralien „direct“ ausgleichen. Schüßlers verquere Biochemie vermutete, dass Krankheiten nicht überwiegend durch Bakterien oder Viren ausgelöst werden, sondern durch ein Defizit an Mineralien. Deshalb verabreichte Schüßler Ferrum phosphoricum in „der 12. Verreibung“ gegen Krankheiten. Dabei hatte Schüßlers biochemische Irrlehre ursprünglich nichts mit der Homöopathie zu tun – erst die homöopathische Marketing-Abteilung nahm später die Schüßler Salze auf.
Ferrum phosphoricum in der 12. Verreibung – Was ist das?
In „der 12. Verreibung“ oder in der Stufe D12 enthält eine handelsübliche 250 Milligramm schwere Schüßler Salz-Tablette ganze 0,00000000025 Milligramm Eisen-(II)-phosphat. 0,00000000025 Milligramm! „Was ist das?“, fragen sich jetzt wohl viele Kinder, die „Was ist was“ gelesen haben. Zum Wissenschaftsjahr 2011 spendierte der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (vfa) unseren Kindern einen kostenlosen Sachbuchband aus der „Was ist was“-Reihe. In „Wie entsteht ein Medikament?“ können unsere Kinder lesen: „Jedes Medikament enthält einen Wirkstoff.“ Weiter heißt es dort, Mineralstoff-Experten aufgehorcht: „Das ist diejenige Substanz, die für die Wirkung des Medikaments im Körper verantwortlich ist – die also beispielsweise Fieber senkt oder Husten stillt.“
Ferrum phosphoricum D12 – Was ist das und wie wirkt das?
Nun, liebe Kinder, gebt fein acht, der „Dr. med.“ Schüßler ohne Doktorarbeit hat euch nichts mitgebracht: Hören gramnegative Erreger nur das Wort Ferrum phosphoricum D12, sind die Bakterien total vergrämt. Täglich nehmen wir mit unseren Lebensmitteln milliardenmal mehr Eisen- und Phosphat-Ionen auf. Nach der nationalen Verzehrstudie beträgt die durchschnittliche tägliche Eisenzufuhr bei deutschen Frauen etwa 12 Milligramm, der durchschnittliche deutsche Mann gönnt sich sogar über 14 Milligramm Eisen pro Tag. Ergo!?: 0,00000000025 Milligramm Ferrum phosphoricum, was ist das? – Hmm, nichts!? Und wo ist der Wirkstoff? – Hmm, nirgendwo!? Und wo ist die Wirkung? – Gibt es eine?!? Richtig!!!: Schüßler Salze dürfen zum Beispiel nach dem deutschen Arzneimittelgesetz (AMG) ohne Wirksamkeitsnachweis verkauft werden. Ohne nennenswerte Wirkstoffe gibt es höchstens einen wissenschaftlich anerkannten Placebo-Effekt!
Schüßler Salze – Was ist das „Wer heilt hat Recht“?
Nun, liebe Kinder, gebt fein acht, jetzt wird euch zwangsläufig das Argument „Wer heilt hat Recht“ entgegengebracht. Und was heilt und wirkt??? – Der Placebo-Effekt!? Richtig!!!: Über das Argument „Wer heilt hat Recht“ argumentierte die „Marburger Erklärung zur Homöopathie“ vom Fachbereich Humanmedizin der Philipps-Universität: „Nach dieser Logik müssten unsere Medizinstudenten auch in folgenden Gegenständen unterrichtet und geprüft werden: Irisdiagnostik; Reinkarnationstherapie; astrologische Gesundheitsberatung“. Weiter heißt es dort: „Mit all diesen Methoden, deren Wirkprinzip die Täuschung ist, lassen sich nicht nur therapeutische Effekte, sondern auch beträchtliche Umsätze erzielen.“ Auch die Stiftung Warentest urteilte über die salzdummen Salze: „Biochemie nach Schüßler ist zur Behandlung von Krankheiten nicht geeignet.“