Die Möbel, an denen Kinder lernen, verdienen leider oft nur ein „mangelhaft“. Ergonomische Schreibmöbel fördern die Konzentration und beugen Haltungsschäden vor.
Mit dem Eintritt in die Schule beginnt für die meisten Kinder auch das Leben im Sitzen. Aktuelle Untersuchungen kommen zu dem Ergebnis, dass Kinder bis zu neun Stunden am Tag sitzen und sich täglich nur noch eine Stunde bewegen (s. Prof. Dr. Klaus Bös: Bewegungstagebuch/1000 Grundschulkinder, Uni Karlsruhe). Vor allem das Spielen der Kinder findet immer mehr sitzend vorm Computer oder der Playstation statt. Die Folgen des Bewegungsmangels sind allgemein bekannt: Übergewicht, Haltungsschäden, Rückenleiden.
Die Lage ist aber noch ernster. Die Kinder sitzen sowohl in der Schule als auch zu Hause auf Möbeln, die leider oft nicht mehr als ein „mangelhaft“ verdienen. Gerade Schul-Möbel sind in der Regel massengefertigte Einheitsware. Nicht die ergonomischen Bedürfnisse der lernenden Kinder stehen im Vordergrund, sondern die möglichst billige Produktionsweise.
Kindgerechte „Arbeitsplätze“
Wie immer wenn es um Kinder geht, ist wieder einmal die Initiative und der Geldbeutel der Eltern gefragt. Eltern sollten sich gut überlegen, ob sie ihr Kind mit einer Tischplatte aus dem Baumarkt und vier Aluminiumstempel von Ikea beglücken. Oder ob sie an der von Experten geforderten „Humanisierung des Kinderarbeitsplatzes“ mitwirken.
Kinder brauchen vor allem Möbel, die passen. Das heißt nicht nur, dass die Möbel ihre Größe verändern und sich an das Wachstum der Kinder berücksichtigen. Die Möbel sollten ebenso der natürlichen Bewegungsdynamik des Kindes entgegenkommen. Wenn ein Kind beim Lernen zappelt oder mit dem Stuhl kippelt, ist das noch lange kein Grund in Panik zu verfallen und einen Therapeuten aufzusuchen. Selbst Erwachsene verändern ihre Position bei sitzenden Tätigkeiten ständig. Die Bewegung auf dem Stuhl ist eine natürliche Reaktion auf das starre Sitzen und beugt einseitigen Belastungen und Verspannungen vor. Die Möbel für Kinder sollten deshalb genügend Freiraum bieten für unterschiedliche Sitzhaltungen, wie z.B rittlings, seitlich oder auf den Knien. Ebenso sollten sie Möglichkeiten der Bewegung- und Entspannung bieten. Alternativen zum Stuhl können Sitzball, Liegematte oder Stehpult sein. So können Phasen des Lernens und Sitzens, abwechseln mit Phasen des Spiels und der Entspannung.
Schrägestellte Schreibplatte
Schon um 1900 waren Schulbänke und Schreibpulte mit einer schrägen Tischplatte ausgestattet. Heute raten Experten wieder zu einer schrägen Schreibplatte, die allerdings flexibel einstellbar sein sollte. Die Schrägstellung der Platte verhindert, dass die Kinder Kopf und Oberkörper zu weit nach vorne beugen und dadurch verspannen. Schreibarbeiten sollten bei einer Tischschräge von circa 15° ausgeführt werden, weil in dieser Position die Arme entspannt auf der Tischplatte liegen können und der Oberkörper gestreckt bleibt. Ein Neigungswinkel von etwa 0-5° eignet sich besonders für das Malen und ähnliche Tätigkeiten – die aktiven Arme liegen auf der Tischplatte auf und werden gestützt. Grundsätzlich gilt, dass eine möglichst aufrechte Sitzhaltung Rücken- und Haltungsschäden vorbeugt. Ein möglichst entspannter Körper fördert die Konzentration des Kindes und so auch den Lernerfolg.
Hersteller von Schreibmöbeln für Kinder
Es gibt mittlerweile einige Möbel-Hersteller, die sich auf ergonomische Kindermöbel spezialisiert haben. Die Firma Kettler bietet mit ihrem Modell College Box ein Einsteiger-Modell in der Trendfarbe weiß. Als Gestellfarben stehen orange, silber und blau zur Verfügung. Damit die Unterlagen auch bei geneigtem Winkel auf dem Tisch bleiben, verfügt der Tisch über ein praktisches Klemmlineal.
Die Firma Paidi bietet ebenfalls Kindermöbel in vielen Farbvariationen. Deren Schreibtische verfügen über eine sehr komfortable Höhenverstellung per Kurbel. So können Kinder auch ohne elterliche Hilfe die für sie angenehmste Position einstellen.
Eine ähnlich komfortable Lösung hat die Firma Moll gefunden. Deren Schreibtische können kinderleicht durch einen Seilzug verstellt werden. Zu den Moll-Kindermöbeln gehört eine Box mit Schmuckelementen in sieben Farben. Der Tisch macht so den Wechseln der Lieblingsfarbe mit und kann mit Motiv-Dekors verschönert werden.
Alle bis jetzt auf gezählten Herstellern ist eine gewisse konservative Büromöbeloptik gemeinsam. Einzig die Firma orgo hat sich getraut, auch die bei der Gestaltung ein wenig mehr zu wagen. Die Orgo-Möbel sind mit farbigen Lochblenden ausgestattet, die den Möbeln ein witziges, kreatives Aussehen verleihen. Die Tische sind als System konstruiert und lassen sich beliebig erweitern um Anbauelemente für Stauraum und Computer. Wenn die Kinder älter werden oder aus dem Haus sind, lassen sich die Orgo-Möbel auf erwachsene Bedürfnisse und Optik zurückbauen.