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Schönheitsideale, Diäten und Essstörungen

Zu dick, zu dünn oder gerade noch richtig.

Diäten können die „Einstiegsdroge“ für eine Essstörung sein und führen selten dauerhaft zum gewünschten Körpergewicht.

Viele junge Frauen und auch Männer leben ständig mit dem Gefühl, mit Makeln behaftet zu sein. Sie fühlen sich zu dick und stehen ihrem Körper feindlich gegenüber. Bauch, Po und Oberschenkel werden zu Problemzonen erklärt. Sie haben ein verzerrtes Bild von sich, das nicht dem gängigen Schönheitsideal entspricht. Sie wollen so schlank wie ein Model sein. Denn Schlankheit bedeutet für viele Attraktivität, beruflicher und privater Erfolg.

Dieses Schönheitsideal wird vor allem durch die Werbung und die Modemacher vorgegeben. Es soll das Kaufverhalten beeinflussen, die Kauflust anregen und vermitteln, dass man irgendwann so schön ist wie die Menschen auf der Leinwand. Um die Idealmaße zu erreichen, versuchen viele exzessiv Sport zu treiben, hungern oder ernähren sich einseitig. Oft greifen sie zu Nahrungsergänzungsmitteln, Appetitzüglern und Entwässerungsmitteln, um ihr Wunschgewicht zu erreichen. Aber das alles schmälert meist nur die Geldbörse und führt nicht zum dauerhaften Erfolg.

Wo fangen Essstörungen an?

Diäten und Kontrolle bei der Nahrungsaufnahme können der Auslöser für Essstörungen sein. Es kommen jedoch viele Faktoren zusammen, wenn ein Mensch Essstörungen entwickelt. Sie liegen im persönlichen, sozialen und biologischen Bereich. So können ein geringes Selbstwertgefühl, Spannungen in der Familie oder Trennungserlebnisse, Druck und Stress Essstörungen begünstigen. Essstörungen können aber auch Lösungsversuche für tiefer liegende seelische Probleme sein. So wird manchmal ein Ausweg, die Flucht oder der Ersatz für verdrängte Gefühle und Bedürfnisse gesucht. Essstörungen beginnen immer im Kopf und das alles beherrschende Gefühl ist die Ausübung der Macht und Kontrolle. Das Gefühl, sich über die Nahrungsaufnahme oder die Ablehnung des Essen Befriedigung zu verschaffen, führt anfangs zur schnellen Erleichterung und einem Erleben von Sicherheit und Selbständigkeit. Aber es ist nur eine Kurzzeitbefriedigung und braucht Wiederholungen. Dadurch bekommt die Essstörung eine Eigendynamik und die Betroffenen verlieren die Kontrolle über das wahllos In-sich-Hineinstopfen großer Nahrungsmengen oder das Verweigern jeglicher Nahrung.

Zu dick oder zu dünn, oder genau richtig?

Ob man das richtige Gewicht hat, kann man gut mit dem Body-Mass-Index (BMI) ermitteln. Er errechnet sich aus dem Körpergewicht, geteilt durch die Körpergröße in Metern zum Quadrat (kg : m²).

Beispiel:

Körpergröße x Körpergröße =1,70 m x 1,70 m = 2,4649 m²

Gewicht durch das Ergebnis teilen: = 46 kg : 2,4649 = 18,7 (BMI)

Das besondere am BMI ist, dass kein bestimmtes Gewicht als Ergebnis gilt, sondern ein Spielraum bleibt in dem man sich je nach körperlicher Veranlagung bewegen kann.

Anhand dieser Tabelle kann man erkennen, wo man selber steht.

– unter 17,5: ausgeprägtes Untergewicht

– unter 18,5: Untergewicht

– zwischen 18,5 und 25 : Normalgewicht

– zwischen 25 und 30: Übergewicht

– zwischen 30 und 35: Adipositas, Grad I

– zwischen 35 und 40: Adipositas, Grad II

– über 40: extremes Übergewicht, Adipositas, Grad III

Wann hört eine normale Diät auf?

Wenn mehrere der unten aufgeführten Aussagen zutreffen, sollte Hilfe zu gesucht werden.

Wird der Körper als zu dick abgelehnt und kreisen die Gedanken nur noch um Essen und Figur? Der ständige Vergleich mit anderen schlanken Menschen und ständiges Wiegen sowie nur noch nach Diätplänen zu essen, sind ein weiteres Anzeichen für eine möglicherweise beginnende Essstörung. Oder wenn man das vernünftige Maß für die richtige Menge beim Essen verloren hat und selbst kleinste Mahlzeiten als sehr üppig empfunden werden. Das Essen gerät außer Kontrolle, wenn man einerseits ständig hungert und andererseits unter hemmungslosen Essanfällen leidet.

Das Gegenteil zum Schlankheitswahn ist das Frustessen. Man belohnt und tröstet sich mit Essen, um Misserfolge und negative Gefühle zu kompensieren. Hier spürt man bald kein Sättigungsgefühl mehr und man wird dick. Das führt dann wieder dazu, dass nun eine Diät in Betracht gezogen wird, die aber die anstehenden Probleme nicht lösen kann. Es beginnt ein Teufelskreis. Die Betroffenen schämen sich oft für ihr Verhalten und verstecken die Störung vor Freunden, Bekannten und der Familie, was eine zusätzliche Belastung bedeutet.

Hat eine Essstörung sich erst einmal manifestiert, ist es nicht leicht, diese wieder in den Griff zu bekommen. Diäten sind nicht immer wirkungsvoll, auch wenn die Werbung das Gegenteil vorgaukelt. Es gibt keine Diätprodukte auf dem Markt, die dauerhaft zu einer Gewichtsreduktion führen. Besser ist ein ausgewogenes Ernährungs- und Bewegungsverhalten. Denn wenn die Kilos auch nur ganz langsam purzeln, sind die schwindenden Pfunde doch ein Gewinn für bessere Lebensqualität.

Schritte aus dem „Teufelskreis“

– Langsam und genussvoll essen. Das bremst den Heißhunger und die Essanfälle.

– Möglichkeiten zur Bewegung suchen und diese regelmäßig nutzen.

– Körpersignale wie Müdigkeit, Durst und Hunger richtig deuten.

– Hände weg von Abführmitteln und Appetitzüglern.

– Lernen von Entspannungstechniken zum Stressabbau.

Letztendlich muss aber beachtet werden, dass Menschen mit einer manifestierten Essstörung medizinische und therapeutische Hilfe benötigen.