Die Sehnsucht nach Schönheit treibt immer mehr junge Frauen in Essstörungen wie Magersucht und Bulimie.
Welche Frau ist schön? Besser gesagt, welche Frau findet sich schön? Schön sein will eigentlich jede, denn die Suche nach Schönheit gehört seit jeher zum Menschen. Doch ebenso wie sich die Gesellschaft im Laufe der Jahrhunderte, Jahrtausende geändert hat, so änderten sich auch die Schönheitsideale. Schöne, also dem Zeitgeschmack entsprechende Menschen haben – zumindest im ersten Moment – mehr Erfolg bei den Mitmenschen. Auch wenn jeder weiß, dass äußere Schönheit nicht das Wichtigste ist an einem Menschen, sondern dass dessen innere Werte wesentlich mehr zählen, so muss man sich ehrlich eingestehen, dass man diese inneren Werte leider auf den ersten Blick nicht sehen kann. Und schon allein deshalb, weil eben der erste (äußere) Eindruck so sehr zählt, wünschen sich die Frauen (und auch die Männer) schön zu sein.
Schönheit wird mit Leistungsfähigkeit verbunden
Hinzu kommt: Schönheit wird gleichgesetzt mit Jugendlichkeit, Jugend ist wiederum eng mit Leistungsfähigkeit verbunden. Ganz drastisch ausgedrückt heißt dies in unserer Gesellschaft: Jugend und Schönheit = Leistungsfähigkeit und Erfolg. Noch immer gilt der alte Spruch: „Kleider machen Leute“. Daraus folgt: Wer schöne Klamotten trägt, sieht gut aus und vermittelt den Eindruck, erfolgreich, also leistungsfähig zu sein. Doch hier kommt nun der von der Modeindustrie und den Designern geschaffene Pferdefuß: Schöne Kleidung wird vor allem für schlanke, superschlanke, ja magere Frauen gemacht. Die Modeindustrie gibt das aktuelle Schönheitsideal vor: Es herrscht das eherne Diktat der Schlankheit.
Medien unterstützen Magerwahn
Dieses Diktat wird trotz mancher schwachen Gegenwehr kräftig von den Medien unterstützt – man blicke nur auf die dünnen Kandidatinnen bei Heidi Klums „Germany’s next Topmodel“, eine Show, die ganze Heerscharen von jungen Mädchen in ihrer Selbstwahrnehmung ungünstig beeinflusst. Dass die Berufsschönheiten, die auf den Laufstegen der Welt einher spazieren, in aller Regel untergewichtig sind, jedoch gleichwohl als Schönheit gefeiert werden, ist ein Signal, das bei jungen Mädchen in der Pubertät schlimme Folgen haben kann. Natürlich wird nicht jedes Mädchen, das attraktiv und schlank sein will, magersüchtig. Und es ist auch nicht allein die breite Präsenz der Medien, die dieses falsche Schönheitsideal der vorstehenden Schlüsselbeine und knochigen Knie propagiert, daran „schuld“, dass immer mehr Mädchen magersüchtig werden.
Persönliche Probleme sind der Grund für Essstörungen
Die Grundlage für eine Essstörung wie Magersucht, Bulimie (Ess-Brechsucht) oder Binge Eating (Fressattacken, ohne sich zu erbrechen – hier besteht die Gefahr des Übergewichts) sind persönliche Probleme. Dennoch muss gesagt werden, dass die vorher erwähnten Faktoren in nicht unerheblichem Maße mit dazu beitragen, eine ohnehin ungesunde Entwicklung zu verstärken. Eine aktuelle Studie (2008), so das Frauengesundheitszentrum Regensburg, lässt befürchten, dass sich die Essstörungen weiter ausbreiten. Derzeit zeigen bereits 21,9 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland (11 bis 17 Jahre) Symptome einer Essstörung. Mädchen sind dabei mit 28,9 Prozent weitaus stärker betroffen als Jungen (15,2 Prozent).
Essstörungen nehmen zu
Auch im ländlichen Bereich häufen sich die Fälle von essgestörten Kindern und Jugendlichen. „Der Beginn der verschiedenen Formen der Essstörung liegt meist im Kindes- und Jugendalter. Essstörungen zählen dort zu den häufigsten chronischen Erkrankungen“, sagen die Experten. Die Problematik tritt immer früher auf. Schon Grundschulkinder leiden an Essstörungen. Auch die Krankenkassen schlagen Alarm: Karin German-Bauer von der AOK Regensburg berichtet von einer Zunahme der Anfragen in Bezug auf Magersucht, Bulimie und Binge Eating. Eltern und Lehrer beobachten, dass die Kinder ständig auf die Figur achten und exzessiv viel Sport treiben. Wichtig ist bei Essstörungen, sagt German-Bauer, das Vorbild durch die Eltern. Mädchen, die eine ständig Diät haltende Mutter vor Augen haben, können nicht lernen, was ’normales‘ Essen sein kann. Sie lernen auch nicht, dass Essen etwas Schönes ist. So kann sich eine Essstörung leicht entwickeln.