Der Zustand der Haare sagt viel darüber aus, wie sich ein Mensch fühlt. Was kann man für schöne Haare tun? Eine Münchner Hautärztin gibt wertvolle Tipps.
Die Werbung zeigt uns volles, glänzendes, geschmeidiges Haar und erzählt uns, das käme vom Shampoo. Natürlich wissen wir, dass Werbung immer auch ein bisschen übertreibt, aber wir wollen nicht nur vernünftige Argumente hören. Wir wollen nicht hören, dass Dichte und Struktur des Haars weitgehend erblich bestimmt sind und wollen erst recht nicht hören, dass auch Haare altern und verloren gehen.
Trotzdem: Wer gut zu sich ist, hat schöneres Haar. „Gut zu sich sein“ bedeutet aber nicht, Unmengen an Pflegemitteln einzusetzen. Ein Interview mit Dr. Marion Moers-Carpi, Hautärztin in München.
Man liest häufig, dass Nährstoff- oder Schlafmangel zu Haarausfall führt. Was sagt die Fachfrau dazu?
Wenn extreme Diäten über lange Zeit eingehalten werden, sind Auswirkungen auf das Haarwachstum denkbar. Wir wissen aber, dass ein Mangel an Zink, Selen und Biotin H sich negativ auf die Haare auswirken.
Macht Stress Haarausfall? Und was macht psychischer Stress mit den Haaren?
An Haarzahl und Haardichte bzw. -struktur verändert seelischer Stress sicher nichts. Aber Schlafmangel zum Beispiel bewirkt oft, dass das Haar nicht „sitzt“ und schlaff erscheint. Doch nicht jeder Mensch reagiert in gleichem Maß auf solche Belastungen. Manche haben trotz Megastress prächtiges Haar. Dünnes, kraftloses Haar ist in den allermeisten Fällen eine erbliche Veranlagung.
Hormone für volleres Haar? Können Hormone helfen, wenn die Haare dünner und weniger werden?
Wenn die Östrogene zu schwinden beginnen, dominieren möglicherweise die Androgene, also die männlichen Hormone, etwas. Das beschleunigt bei manchen Frauen die Haarausdünnung. Aber das trifft nur auf die Menschen zu, die genetisch dafür disponiert sind. Östrogene können das Haarwachstum verbessern.
Sorgt die Pille für dichtes Haar? Hilft die Pille gegen Haarverdünnung?
Wahrscheinlich nur bei den Frauen, die von Natur aus einen Androgen-Überschuss haben. Am aussichtsreichsten sind „antiandrogene“ Pillen wie Diane-35, Valette, Belara oder Neo-Eunovius. Neo-Eunomin kann auch bei Wecheljahrspatientinnen eingesetzt werden.
Wie aktiviert man die Haarwurzeln? Gibt es ein Mittel, mit dem man einmal untätig gewordene Haarwurzeln dazu bewegen kann, wieder Haare zu produzieren?
Vor geraumer Zeit ist ein Wirkstoff zugelassen worden für Frauen namens Minoxidil. Damit kann man Haar-Verdichtungen erzielen. Es handelt sich um ein hormonfreies Haarwasser. Der enthaltene Wirkstoff ist eigentlich als Blutdrucksenker in Tablettenform verabreicht worden und dabei hat man diese positive Auswirkung auf das Haarwachstum beobachtet. Örtlich aufgebracht hat dieses Präparat keinen Einfluss auf den Blutdruck.
Braucht die Kopfhaut eine besondere Pflege? Was helfen Ampullenkuren, die den Haarboden regenerieren sollen?
Für die Regeneration des Haarbodens sorgt der Körper schon selbst. Häufig und gern gemachte Fehler sind beispielsweise zu seltene Haarwäschen. Vor allem Frauen, die mit dünnem Haar kämpfen, glauben oft, Haarwäschen würden den Haarausfall fördern, weil sie gerade dabei so viele Haare verlieren. Doch diese Haare waren schon längst in der Kopfhaut abgestorben. Der Haarboden wird durch Haarwäschen von abgestorbenen Zellen gereinigt und kann sich besser regenerieren. Wäscht man die Haare zu selten, begünstigt das die Entstehung von Ekzemen – und die fördern ihrerseits den Haarausfall.
Haarausfall wegen Mangelernährung? Was halten Sie von der Haarmineralanalyse, mit der man angeblich Mangelerscheinungen und Schadstoffbelastungen feststellen kann?
Ich rate zu einem Bluttest. Aus den Werten können wir Mangelerscheinungen und Schadstoffbelastungen ablesen. Außerdem kann man nach den Schilddrüsenhormonen sehen. Ist da etwas nicht in Ordnung, liegt die Ursache für Haarprobleme oft schon auf der Hand.