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Schnuller zum Einschlafen und Beruhigen?

Einfluss von Beruhigungs-Saugern auf die Gesundheit unserer Kids. Am Baby und Kleinkind mit Schnuller im Mund scheiden sich die Geister: Mögliche Folgen des Nuckelns werden nach wie vor diskutiert und in diversen Studien untersucht.

„Ich wüsste nicht was ich ohne Schnuller tun sollte. Er ist ein echtes beruhigendes Talent. Mein Sohn Gregor ist sechs Wochen alt und nimmt ihn seit wir aus dem Spital nach Hause gekommen sind“, schreibt Tatjana, 26, in einem Internetforum.

„Wir kamen bei unserer Tochter Luise ganz ohne Einschlaf- und Beruhigungshilfen aus“, postet Corinna, 29. „Oft habe ich das Gefühl, dass Eltern mit dem Schnuller ihr Baby nur ,zustöpseln’ wollen. Gar nicht verstehen kann ich, wenn Vorschulkinder noch mit dem Ding im Mund herumlaufen…“

Saugen ist ein natürlicher Reflex bei Babys

Am Baby und Kleinkind mit Schnuller im Mund scheiden sich die Geister: „Nuckeln gehört einfach dazu“, finden die einen. „Ein unnötiger Seelentrost“, behaupten die anderen und befürchten Zahnschäden. Fest steht: Die Verwendung von Beruhigungssaugern ist weltweit verbreitet und lässt sich über Jahrtausende zurückverfolgen. Schon die alten Ägypter gaben ihren Babys sogenannte Saugtöpfe, die der Beruhigung dienten. Fest steht auch: Babys haben einen natürlichen Saugreflex. Auf Ultraschallbildern kann man sehen, dass sie im Mutterleib schon ab dem fünften Schwangerschaftsmonat am Daumen lutschen. Und: Bereits Minuten nach der Geburt nuckeln die Kleinen kräftig an der Brust ihrer Mami, wenn sie zum ersten Stillen angelegt werden. Das Saugen ist also ein ganz natürlicher Reflex – und steigert das Wohlbefinden des Kindes.

Schnuller als Genussmittel für Baby und Kleinkind

Trotzdem hat nicht jedes Kind das gleiche Bedürfnis nach einem Schnuller. Manchen Kindern genügt das Trinken an der Brust oder ein gelegentliches Nuckeln am Fäustchen. Manche lehnen den Beruhigungssauger richtiggehend ab, spucken ihn aus oder schleudern ihn weg. Ein typischer „Schnuller-Fehler“ wäre, den Kleinen, einen Sauger aufzudrängen. Überhaupt sollten „frischgebackene“ Eltern auch andere Methoden der Beruhigung bei ihrem Baby ausprobieren, wie leises Zureden, Herumtragen, und ähnliches. Das erfordert eine Menge Geduld, aber häufig beruhigt sich das Kind auch so wieder. „Ein Schnuller sollte wie ein Genussmittel eingesetzt werden“, nennt der Kufsteiner Kieferorthopäde Dr. Herbert Pick eine Grundregel: „Also ein Produkt mit hoher Qualität wählen und in Maßen genießen!“

Folgen des Schnuller-Nuckelns für Babys und Kleinkinder

Durchschnittlich 60 bis 80 Prozent aller Kinder in den Industrieländern bekommen zwischen ihrem ersten und sechsten Lebensmonat einmal einen Schnuller angeboten. Mögliche Folgen des Nuckelns werden nach wie vor diskutiert und in diversen Studien untersucht.

  • Mehr Ohrinfekte durch Nuckeln an Schnuller. Eine finnische Untersuchung zum Beispiel bringt den längeren Gebrauch von Schnullern mit einer erhöhten Rate von Ohrinfekten in Zusammenhang. Kinder, die nach sechs Monaten vom Schnuller entwöhnt wurden, plagten sich innerhalb ihres ersten Lebensjahres bis zu einem Drittel weniger mit Mittelohrentzündungen herum, als „Langzeitnutzer“. Wie lässt sich das erklären? Vermutlich werden durch das viele Nuckeln Infektionen begünstigt, die vom Mund in die Eustachische Röhre (=Verbindung zwischen Mittelohr und Nasen-Rachen-Raum, auch Ohrtrompete genannt) wandern.
  • Kiefer- und Zahnschäden beim Kleinkind. Laut dem Linzer Kieferchirurgen Professor Dr. Dieter Müßig entwickeln 60-70 Prozent aller Schnuller-Kinder Kieferfehlstellungen. Gestillte Kinder ohne Schnullerersatz wie Finger oder Daumenlutschen haben laut Studien maximal zu 10 Prozent Zahn- und Kieferfehlstellungen. Spätestens im 3. Lebensjahr sollte jedes Kind – so die Empfehlungen von Kieferorthopäden – lernen, auf den Schnuller zu verzichten.
  • Einfluss auf Stillerfolg durch Schnuller? Umstritten ist der Einfluss des Schnullers auf den Stillerfolg. Deshalb rät beispielsweise die internationale Still-Organisation La Leche Liga stillenden Müttern generell von der zu frühen Einführung eines Schnullers ab. Eine Studie besagt, dass Frauen mit Schnuller-Kindern entweder nur für kurze Zeit ihr Kind ausschließlich stillten; oder dass sie, wenn das Baby einen Monat alt war, einfach zu wenig Milch hatten. Allerdings gibt es auch Studien, anhand derer kein negativer Effekt von Beruhigungssaugern auf das Stillen von Babys nachgewiesen werden konnte.
  • Bewahrt Schnuller vor plötzlichem Kindstod? Spannend ist: Regelmäßiges Schnullerlutschen senkt nach insgesamt vier Studien der SIDS-Alliance das Risiko für den plötzlichen Kindstod (SIDS) um die Hälfte. Wie der Schnuller die Säuglinge schützt, ist allerdings noch genau so unklar, wie die Ursachen für SIDS selbst. Möglich wäre, dass ein Kind mit Schnuller im Mund sich nicht auf das Gesicht legt oder mit Mund und Nase unter die Decke gerät, meinen die Experten. Zudem könnten die Stimulation von Muskulatur oder Speichelbildung eine Rolle spielen: Die Babys erwachen schneller aus dem Tiefschlaf.