Lernen und behalten? Mit Kenntnissen über unser Gehirn und einige Lernmethoden ist es einfach ein großes Allgemein- und Fachwissen zu haben.
Ist Ihnen das auch schon einmal passiert? Sie grüßen einen flüchtigen Bekannten auf der Straße und ist er um die Ecke gegangen, können sie sich nicht daran erinnern welche Farbe seine Jacke hatte. Sie könnten nicht einmal beantworten ob er eine Brille getragen hat oder nicht (sofern sie dies nicht wissen).
Ihr Gedächtnis hat diese Information schlichtweg gelöscht. Das menschliche Gehirn speichert nur 2% aller Informationen, die ihm zugetragen werden, sodass nur relevante Dinge erhalten bleiben.
Welche genau gespeichert werden hängt von verschiedenen Faktoren ab.
Was wird eigentlich gespeichert
Gibt es Vorwissen? Sobald es schon vorhandenes Wissen zu dem zu erlernenden Thema gibt werden neue Fakten leichter gespeichert. Vorzustellen kann man sich dies wie eine Netzstruktur. Je größer das Vorwissen, umso besser können neue Informationen dazwischen verankert werden.
Aus welchem Medium wird die Information erhalten? Nur 10% des Gelesenen wird im Gehirn aufgenommen und gespeichert. Dagegen 50% des Gehörten und gleichzeitig Gesehenen und sogar 90% des selbst Gemachten. Das lässt sich mit einer unterschiedlichen Verarbeitungstiefe begründen. Je intensiver sich der Mensch mit etwas befasst, umso tiefer wird die Information im Langzeitgedächtnis verankert.
Duale Codierung – Text und Bild
Wie gut wird die Information verstanden? Reines Routine- oder Auswendiglernen von beliegig zusammen gesetzten Informationen ist deutlich ineffektiver als wenn ein Zusammenhang aufgebaut werden kann. Darum ist es wichtig eine möglichst lückenlose widerspruchsfreie Wissensstruktur zu erstellen. Jeder geschriebene oder gesprochene Text ist unvollständig und interpretationsfähig. Daher ist es meist leichter anhand einer Skizze einen Zusammenhang zu erstellen. Ist kein Vorwissen vorhanden ist es ratsam sich zunächst mit leicht verständlichen und illustrierten Texten zum Thema zu befassen.
Die Kombination von Text und Skizze ergeben zusätzlich den Effekt der dualen Codierung.
Die Speicherung im Gehirn wird in zwei Bereiche unterteilt: Die rechte Gehirnhälfte speichert Bilder, Eindrücke und Empfindungen. Die linke Gehirnhälfte dagegen ist für rationales Denken, Logik und Sprache zuständig. Wird eine Information nun ganzheitlich in Text und Bildern und dadurch in beiden Gehirnhälften gespeichert und verknüpft steigt die Erinnerungsleistung wesentlich.
Die PQ4R-Methode
Für eine besonders tiefe Verarbeitung im Gehirn hat sich die durch Thomas und Robinson 1972 entwickelte PQ4R-Methode als sehr effektiv herausgestellt. Es geht dabei um das Erstellen und Beantworten von Fragen, um einen gegebenen Text um besser zu verstehen und zu behalten.
- Preview (Vorprüfung) – Der Text wird überflogen und in Sinnesabschnitte gegliedert
- Questions (Fragen) – Es werden eigene Fragen zu den Abschnitten formuliert und notiert.
- Read (Lesen) – Sorgfältiges lesen des Abschnittes, wobei die gestellten Fragen beantwortet werden.
- Reflect (Nachdenken) – Verstehen der Zusammenhänge und Bezug nehmen auf vorheriges Wissen.
- Recite (Wiedergeben) – Einzelne Abschnitte werden gedanklich (ohne die Textvorlage) nocheinmal durchgegangen, die gestellten Fragen werden erneut beantwortet und die wichtigsten Thesen mit eigenen Worten zusammengefasst.
- Review (Rückblick) – Der gesamte Text wird erneut gedanklich unter den wichtigsten Gesichtspunkten zusammengefasst.
Wenn der Text nach einiger Zeit erneut behandelt werden soll ist es sehr sinnvoll zunächst bei Punkt 4 bis 6 zu beginnen. So wird das bereits erstellte Wissen aktiviert und kann bei erneutem Lesen erweitert werden, anstatt der reinen Vorgabe des Textes. Daraus ergeben sich eine höhere Verarbeitungstiefe und bessere Speicherung.
Wird das Wissen über die Eigenheiten des Gehirns und die Speicherung im Hinterkopf behalten, erleichtert es das Lernen stark, führt schneller zu guten Ergebnissen und macht Spaß.