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Schluckimpfung ist süß, Kinderlähmung grausam – Impfen sinnvoll

Kinder gegen Polio oder Kinderlähmung zu impfen ist einfach. Dabei ist das Ansteckungsrisiko für Erwachsene ohne Impfschutz zu beachten.

Dar Slogan der Aufklärungskampagne aus den 1960er Jahren „Schluckimpfung ist süß, Kinderlähmung ist grausam“ ist nur noch den wenigsten im Gedächtnis. Danach erschreckten die Fernsehbilder der kaum bewegungsfähigen Kinder und Jugendlichen. Inzwischen ist die Erkrankung mit den sichtbaren Folgen weitgehend aus unserem Alltagsleben verschwunden. Aber damit ging auch das Bewusstsein verloren, den nötigen Impfschutz weiterzuführen. Seit Einführung der prophylaktischen Schutzimpfung in Europa sind Neuinfektionen seltener geworden. Doch durch die heutigen Fernreisen wird das Virus wieder nach Deutschland und Europa eingeschleppt.

Impfen gegen Kinderlähmung

1978 traten die letzten autochtonen Erkrankungen bei deutschen Kleinkindern auf, alle späteren wurden aus Epidemiegebieten eingeschleppt. Denn das Poliovirus ist nicht ausgerottet und tritt heute noch epidemisch in Indien, in afrikanischen Ländern und Teilen der ehemaligen Sowjetunion auf und verursacht nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation jährlich etwa 250. 000 neue Lähmungsfälle. Doch immer wieder erkranken auch Menschen mitten in Europa, die keinen Impfschutz besitzen.

Gegen Polio impfen

Polio-Viren befallen die motorischen Vorderhornzelfen des Rückenmarks, die zuständig sind für die Übertragung der Bewegungsimpulse des Gehirns auf die Muskelperipherie. Es entstehen irreparable Schädigungen. Die Inkubationszeit beträgt drei bis 14 Tage. Die Krankheit beginnt tückischer Weise mit Symptomen, die mit einer Grippe oder einer Magen-Darm-Verstimmung zu vergleichen sind, oft begleitet von Fieber. Danach setzt plötzlich die Lähmungsphase ein, der eine Phase der Besserung folgt. Jedoch leiden die Betroffenen lebenslang unter den Folgen. Bis zu ein Prozent der Erkrankten leiden an vollständiger Bewegungslähmung, 25 bis 40 Prozent an Lähmungen, die mit Wachstumsstörungen der Gliedmaßen, Rückgratverkrümmung und Gelenkkontrakturen einhergehen. Insgesamt bleiben bei 70 Prozent der Lähmungsfälle Restschäden zurück. Wegen der Schwere der Krankheit ist die Polio meldepflichtig.

Säuglinge impfen lassen

Nach den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation und des Bundesgesundheitsamtes sollten Kindern ab dem dritten Lebensmonat geimpft werden. Auffrischungsimpfungen sind dann im zehnten Lebensjahr durchzuführen und danach etwa alle zehn Jahre. Die Polio-Impfung ist eine aktive Impfung. Das bedeutet, dass der Geimpfte selbst die krankheitsverhindernden Antikörper bildet. Im Vergleich zu den Polio-Epidemien der 1950er Jahre stellt das Polio-Virus heute neue Herausforderungen. Impfhygiene ist wichtiger denn je, denn immer wieder treten Fälle auf, bei denen sich ungenügend geschützt Erwachsene an frisch geimpften Säuglingen oder Kindern angesteckt haben. Deswegen: Wird ein Kind geimpft, sollten alle Mitglieder der Wohngemeinschaft und die ganze Umgebung ihren eigenen Impfschutz überprüfen und ihn erneuern lassen, wenn die letzte Impfung länger als zehn Jahre zurückliegt. Da das Polio-Virus durch Tröpfchen- oder Kotinfektion übertragen wird, ist während der Inkubationszeit von zwei Wochen Zurückhaltung beim Schmusen angesagt und sollte auf Toilettenhygiene geachtet werden.