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Schlafdauer: Wie viel Schlaf braucht der Mensch?

Neues Wissen aus der Schlafforschung beantwortet alte Fragen zum Thema Schlaf und Schlafdauer. Viele Volksmeinungen sind nicht länger haltbar und überholt.

Unbarmherzig nagt unsere Leistungsgesellschaft an der täglichen Zeit, die wir zur Verfügung haben. 24 Stunden scheinen viel zu wenig zu sein, da müssen oft späte Abendstunden und die Nacht mit dran glauben, um alles unterzukriegen, was man neben den Alltagspflichten noch machen möchte. Der Schlaf kommt dabei häufig viel zu kurz. Kein Wunder, wenn vermehrt die Frage auftaucht, wie viel Schlaf man denn eigentlich braucht und ob sich daran nicht etwas ändern lässt.

Wie viel Schlaf braucht der Mensch?

Das Schlafbedürfnis von gesunden Erwachsenen liegt zwischen sechs und acht Stunden und ist genetisch festgelegt. Dabei gilt auch eine Schlafdauer von bis zu zehn Stunden als „normal“. Entscheidend ist jeweils, ob sich jemand wach und ausgeschlafen fühlt.

Im Laufe des ersten Lebensjahres nimmt die Schlafdauer deutlich ab. Während Säuglinge in den ersten drei Lebensmonaten bis zu 20 Stunden über Tag und Nacht verteilt schlafen, benötigt ein Säugling am Ende des ersten Lebensjahres nur noch ungefähr 13 Stunden Schlaf. Kinder im Grundschulalter brauchen durchschnittlich 10 – 11 Stunden Schlaf.

Die Meinung, das Schlafbedürfnis würde im Alter absinken, ist umstritten. Viele ältere Menschen schlafen nachts aufgrund von Erkrankungen weniger. Als Ausgleich dient dann allerdings oft eine Siesta in der Mittagszeit. Was sich mit zunehmendem Alter nachweislich ändert, ist die Schlaftiefe, so dass ältere Menschen während der Nacht häufiger aufwachen als Jüngere.

Muss man fehlenden Schlaf nachholen?

Wer ab und zu 1 – 2 Stunden weniger schläft als gewohnt, braucht den fehlenden Schlaf in der nächsten Nacht nicht unbedingt nachzuholen. Unser Körper ist für diese Schwankungen durch einen Regulationsmechanismus gerüstet und gleicht die fehlende Schlafmenge durch eine größere Schlaftiefe in der folgenden Nacht aus.

Lässt sich die Schlafdauer durch Training verkürzen?

Nein, das ist auf lange Sicht gesehen eine Illusion, denn unsere innere Uhr lässt sich nicht manipulieren. Zwar kann man durchaus für längere Zeit mit weniger Schlaf auskommen als gewohnt. Das ist biologisch auch sinnvoll, was vor allen Dingen Eltern kleiner Kinder wissen. Doch auf Dauer führt Schlafmangel nicht nur zu gesundheitlichen Schäden an Körper und Seele, sondern vermindert ebenso unsere geistige Leistungsfähigkeit und das kreative Denken.

Wer lebt gesünder: Langschläfer oder Frühaufsteher?

Eine alte Volksweisheit behauptet, der Schlaf vor Mitternacht sei der gesündeste. Das ließ Menschen, die am späten Abend noch putzmunter sind, schlecht dastehen. Glücklicherweise sind sich an dieser Stelle die Schlafforscher einig: ob so genannte Lerche oder Eule, das ist von den Genen abhängig und eine sinnlose Qual, dies ändern zu wollen. Entscheidend für Gesundheit und Wohlbefinden ist nicht der Zeitpunkt, sondern die Dauer des Schlafs.

Warum wir im Sommer weniger Schlaf brauchen

Im Sommer, wenn die Tage länger hell sind, benötigen wir im Durchschnitt eine Stunde weniger Schlaf. Der Grund dafür liegt in der verminderten Ausschüttung von Melatonin, dem Hormon, das den Tag-Nacht-Rhythmus reguliert und im Winter für vermehrte Müdigkeit und Antriebsarmut verantwortlich ist.

Wirkt sich die Schlafdauer auf die Traumerinnerung aus?

Der Traumforscher Michael Schredl berichtet von Studienergebnissen, nach denen die Wahrscheinlichkeit, sich an einen Traum zu erinnern, um 20 Prozent zunimmt, wenn die Schlafdauer um eine Stunde verlängert wird. Die Erklärung ist einleuchtend: je länger man schläft, umso länger werden die REM-Phasen, deren Träume besser erinnert werden. Wer sich mit seinen Träumen beschäftigt, wird die Erfahrung kennen: am Wochenende und im Urlaub scheint man mehr und intensiver zu träumen.

Wie lässt sich feststellen, ob man ausreichend schläft?

Es gibt eine einfache Methode für gesunde Menschen, mit der man feststellen kann, wie viel Schlaf man tatsächlich braucht: wenn man nämlich an einem Wochenende, besser noch gegen Ende eines Urlaubs, an mehreren Tagen hintereinander so viel schläft, wie man will. Allerdings sollte man nicht gerade eine Zeit hoher Belastung oder schwerer Krankheit hinter sich haben. Denn dann wird das Schlafbedürfnis natürlicherweise erst einmal erhöht sein.