Eine Kombination von Levothyroxin und Jodid führt zu einer Volumenabnahme von Schilddrüsenknoten.
Für die Behandlung von insgesamt vergrößerten Schilddrüsen ohne Knoten haben sich unterschiedliche Medikamente bewährt. Bei Kindern und Jugendlichen reicht meist die Verordnung von Jodtabletten aus. Bei Patienten mit länger bestehenden Schilddrüsenvergrößerungen zeigt die Behandlung mit dem Schilddrüsenhormon Levothyroxin alleine oder – noch besser – mit einem Kombinationspräparat aus Levothyroxin und Jodid gute Erfolge. „Unklar war bislang allerdings, ob diese Medikamente auch bei der Behandlung von Schilddrüsenknoten ähnlich effektiv sein können“, schildert Prof. Christoph Reiners, Direktor der Uniklinik Würzburg und Leiter der dortigen Nuklearmedizin.
Studie mit 1.000 Patienten
Um hier Klarheit zu gewinnen, wurde eine kürzlich abgeschlossene, groß angelegte Studie durchgeführt, an der auch die Würzburger Universitätsklinik maßgeblich beteiligt war. Rund 1.000 freiwillige Patienten mit Schilddrüsenknoten wurden nach ausführlicher Aufklärung vier unterschiedlichen Behandlungsgruppen zugeteilt. Je ein Viertel erhielt Jodid, Levothyroxin alleine und ein Kombinationspräparat aus Levothyroxin und Jodid. Die vierte Gruppe nahm ein Placebo ein, also ein Präparat ohne Wirkstoff. Während der über ein Jahr als „Doppelblindversuch“ durchgeführten Behandlung kontrollierten die Ärzte der Uniklinik mittels Ultraschall die Knotengröße und erfassten die Blutwerte des aussagefähigen Hormons TSH.
Kombi-Präparat auch bei Schilddrüsenknoten hochwirksam
Die Studie zeigt, dass schon die einjährige Behandlung mit einem Placebo zu einer Volumenabnahme der Schilddrüsenknoten um etwa fünf Prozent führt. „Dieser Effekt ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass sich im Untersuchungszeitraum die Jodversorgung über die Nahrung leicht verbessert hat“, vermutet Prof. Reiners. Nimmt der Patient Jodtabletten ein, so beträgt die Volumenabnahme rund neun Prozent, bei der Einnahme von Levothyroxin alleine rund zwölf Prozent. „Wird demgegenüber eine Kombination von Levothyroxin und Jodid eingesetzt, so findet die bei weitem größte Volumenabnahme der Knoten mit rund 22 Prozent statt – ein Unterschied, den die Statistiker als signifikant bezeichnen“, unterstreicht Klinikdirektor Reiners.
Besonders erfolgreich im Frühstadium
Welche Patienten können nach diesen Erkenntnissen von einer medikamentösen Therapie profitieren? „Zunächst einmal alle Patienten, bei denen Schilddrüsenknoten noch nicht zu lange vorliegen. Insofern sollte eine medikamentöse Behandlung möglichst frühzeitig begonnen werden“, erläutert Prof. Reiners. „Vor Behandlungsbeginn muss allerdings klar sein, dass es sich bei dem Knoten weder um ‚heiße’, das heißt funktionsüberaktive Knoten, noch um ‚kalte’, also funktionsinaktive Knoten handelt“, betont der Würzburger Experte. Heiße Knoten kämen häufig zusammen mit einer Überfunktion der Schilddrüse vor, bei der sich eine medikamentöse Behandlung mit Jodid und/oder Levothyroxin verbiete. „Stattdessen können heiße Knoten meist sehr effektiv mit radioaktivem Iod behandelt werden; alternativ kommt auch eine Schilddrüsenoperation infrage“, sagt Reiners.
Etwa fünf Prozent der kalte Knoten sind bösartig. Reiners: „In diesen Fällen muss zunächst ausgeschlossen werden, dass Schilddrüsenkrebs vorliegt. Ansonsten wird eine Operation durchgeführt.“ Bei bereits stark vergrößerten Schilddrüsen („Kröpfen“) und entsprechend großen Knoten sei generell die Operation einer medikamentösen Behandlung vorzuziehen.
Schilddrüsenknoten: Eine Generationsfrage
Bei rund 23 Prozent der deutschen Bevölkerung finden sich Schilddrüsenknoten. Frauen sind etwa 1,5 mal häufiger betroffen als Männer. Schilddrüsenknoten treten besonders häufig bei Personen über 45 Jahren auf (33 Prozent aller Erkrankten), während unter 30-Jährige mit knapp zehn Prozent deutlich weniger betroffen sind. Ursache des Altersunterschieds ist der in früheren Jahrzehnten in Deutschland wesentlich ausgeprägtere Jodmangel.