Öko-Test fand in Schwimmflügeln und Luftmatratzen gesundheitsgefährdende Stoffe. Besonders belastet waren viele Produkte mit Weichmacherphthalaten.
Es ist Sommer – die Schwimmhilfen werden wieder ausgepackt. Wer erinnert sich nicht an den Duft, der in der Kindheit die Badesaison einläutet: Sonnenmilch, Siedewürstchen mit Senf und das weiche Plastik der Schwimmärmchen. Für den ein oder anderen haben die Plastikteile vielleicht auch zu einem Trauma geführt, als sich aus Papas Lunge ein Delphin aufblähte und man Flipper plötzlich mit ganz anderen Augen sah.
Der Badespaß bleibt leider nicht ungetrübt, wenn man Untersuchungen der letzten Jahre betrachtet, die eine Schadstoffbelastung von Luftmatratzen und Co. an die Oberfläche brachten. Besonders Kinder mit ihrer empfindlicheren und durchlässigeren Haut sind dabei besonders gefährdet.
Schadstoffe in Schwimmhilfen
Bereits 2016 hatte Öko-Test Schwimmhilfen getestet. Unter 16 Produkten aus verschiedenen Preiskategorien schnitt nur eine mit der Note „sehr gut“ ab. Der Rest fiel durch – mit „ungenügend“. Besonders die schwer aussprechlichen Phthalatweichmacher waren für die schlechte Bewertung verantwortlich. Öko-Test schrieb, dass sich auch alternative Weichmacher aus den Produkten lösten, so dass man gänzlich auf Badespielzeug aus PVC verzichten sollte.
Krebserregende Polyzyklische Kohlenwasserstoffe (PAK) und das gegen Schädlingsbefall eingesetzte Naphtalin tummelten sich in Plastiktümmlern genauso wie zinnorganische Verbindungen, die zwar das Plastik vorm Schmelzen in der Sonne schützen, das menschliche Immun- und Hormonsystem jedoch schädigen können. Das Nervengift Phenol fand man in zehn Produkten und die Frage, warum Schwimmflügel mit Flammschutzmittel behandelt sind, ließ die Öko-Tester kopfschüttelnd zurück.
Schädliche Weichmacher in Luftmatratzen
Am 28. Mai 2017 veröffentlichte Öko-Test eine weitere Untersuchung rund ums Badevergnügen. Diesmal waren es Luftmatratzen, die bis auf eine mit „ungenügend“ durchfielen. Schuld sind wiederum Phthalate und PAK, von denen beide Stoffgruppen über die Haut aufgenommen werden können. Auch wenn in mehreren Produkten Alternativen zu Phthalaten benutzt wurden, kann man bei ihrem Einsatz noch nicht von einem Fortschritt sprechen, da die neuen Stoffe noch nicht hinreichend in ihrer Auswirkung auf Mensch und Umwelt geprüft sind.
Aus einigen Plastikmatratzen löste sich das Nervengift Phenol und Isophoron aus Druckfarben, dessen krebserzeugende Wirkung nicht ausgeschlossen werden kann. Auch baumwollbeschichtete Gummimatratzen enttäuschten im Test: Sie waren am stärksten mit PAK belastet. Zudem löste sich das Allergen Mercaptobenzothiazol.
Öko-Test fand heraus, dass manche Luftmatratzen zu mehr als 20 Prozent aus Phthalaten bestehen. Das Umweltbundesamt widmete den Weichmachern 2017 die Broschüre: Phthalate – die nützlichen Weichmacher mit den unerwünschten Eigenschaften. Hier wird beschrieben, dass von rund einer Million Tonnen, die in Westeuropa jährlich hergestellt werden, 90 Prozent in Weich-PVC und somit in Bodenbelägen, Duschvorhängen, Tapeten, Kinderspielzeug, Schuhen und vielen anderen Produkten des Alltags landen. Dabei sind die Stoffe nicht fest gebunden, sondern dünsten oder waschen aus oder verbreiten sich durch Abrieb.
Aufnahme und Verbreitung von Phthalaten
Ständig nehmen wir Phthalate über Luft oder Nahrung auf. Das Umweltbundesamt wies in einer Untersuchung nach, dass besonders bei Kindern die duldbare tägliche Aufnahmemenge überschritten wird, da sie unter anderem die Stoffe über den Speichel zu sich nehmen, wenn sie beispielsweise belastetes Kinderspielzeug oder PVC-bedruckte Textilien in den Mund nehmen.
Phthalate gehören zu den schwerflüchtigen organischen Verbindungen. Sie lagern sich an winzigste Partikel an wie im Hausstaub. Selbst in der Antarktis finden sich bereits geringe Konzentrationen des Weichmachers, der von der EU als fortpflanzungsgefährdend eingestuft wurde, da er hormonartig wirkt.
Kennzeichnung von Kunststoffen
So besteht in Europa ein Verbot von Phthalaten in Babyartikeln und Kinderspielzeug. Wie man gesehen hat, nützt solch ein Verbot wenig, wenn Produkte wie oben beschriebene Schwimmflügel und Matratzen aus Ländern mit weniger strengen Regelungen importiert werden.
Noch besteht keine Kennzeichnungspflicht, anhand derer Verbraucher verwendete Kunststoffe erkennen könnten. Doch gibt es Hersteller, die ihre Produkte freiwillig kennzeichnen. So sollte man auf ein Dreieck aus drei gebogene Pfeile achten, in dem der Kunststoff genannt wird. Von Weich-PVC sollte man dabei sicherheitshalber die Finger lassen.