Kirschen sind vitaminreiche Appetitanreger voller Gesundheit und Sonne.
Schon der römische Feldherr Lucullus sang ein Loblied auf die Kirschen. Er soll es auch gewesen sein, der die ersten Früchte im Jahr 74 vor Christus von Kerasos (oder Kerasunt), ihrer Heimat an der Küste des schwarzen Meeres, nach Rom brachte. Andere Völker lernten von den Römern die Kunst des Obstanbaus und die Veredelung. Später förderten Kaiser und Könige die Verbreitung der Obstkultivierung. So ist es Karl dem Großen zu verdanken, dass der Anbau von Kirschen in Deutschland eine so überagende Bedeutung gewonnen hat.
Nicht zuletzt ist es auch der Verdienst einzelner Klöster, die sich damals in klimatisch günstigen Gegenden dem Kirschanbau und der Züchtung neuer Sorten gewidmet haben. Mit viel Geduld erzielten sie in liebevoller Kleinarbeit die ersten beachtlichen Erfolge, aus denen bis heute über 400 verschiedene Kirschsorten entstanden sind, einschließlich der Sauerkirsche, die ursprünglich aus Transkaukasien stammt.
Knorpelkirschen sind hartfleischiger als die frühen Herzkirschen
Ab April sieht man überall die Kirschbäume mit ihrer weißen Blütenpracht und nicht selten werden Ausflüge in die Anbaugebiete unternommen, um diese üppige Schönheit zu erleben. Man unterscheidet drei Kirschgruppen: süße, saure und Brennkrischen. Letztere werden zum Brennen von Kirschgeist verwendet. Süßkrischen sind die frühesten. Aus den wärmeren europäischen Ländern kommen sie schon Anfang Mai auf den Markt, hiesige werden erst im Juni reif. Es gibt gelbe, hell- bis dunkelrote, manchmal sogar schwarze Sorten. Die beliebtesten sind wohl die frühen Herzkirschen mit dem weichen Fruchtfleisch. Die späteren, sogenannten Knorpelkirschen sind hartfleischiger. Bekannten Sorten sind die Hedelfinger Riesen und die hellen Süßkirschen.
Die Sauerkirschen (auch Weichseln genannt) reifen später und sind hell- oder dunkelrot. Die bekannteste Art ist wohl die aromatische Schattemorelle, mit besonders hohem Saftgehalt. Amarellen sind helle Sauerkirschen mit weniger Aroma als die dunklen Schattenmorellen. Helle Sauerkirschen gibt es in vielen Sorten. Eine der frühesten ist die „Ludwig’s Frühe“, eine herzförmige, sehr saftige Frucht. Süße und saure Kirschen schmecken sowohl frisch vom Baum, als Konfitüre, Marmelade, Gelee, Saft, eingemacht oder kandiert im Rumtopf.
Kirschlikör ist eine besondere Spezialität
Für Sauerkirsch- oder Süßkirschmarmelade benötigt man 1 kg Früchte, 1 kg Gelierzucker, Saft von 1-2 Zitronen und nach Geschmack 1 Teelöffel Maraschino oder Kirschlikör. Die gewaschenen und abgetropften Kirschen werden entstielt, entsteint und gut zerkleinert. Anschließend mit Gelierzucker verrühren und mit Zitronensaft zum Kochen bringen und 4 Minuten gründlich sprudelnd kochen lassen. In Gläser füllen und diese 10 Minuten auf den Kopf stellen. Die Marmelade erhält eine feine Geschmacksnote, wenn man vor dem Einfüllen in die Gläser einen Teelöffel Kirschlikör hinzugibt.
Eine besondere Spezialität ist selbstgemachter Kirschlikör. Dafür benötigt man 200 g reife Schattenmorellen, 200 g weißen Kandis, 1 kleines Stück Zimtstange, 1 Nelke, 1 Stück Orangenschale und 1 Flasche Korn. Die gewaschenen Kirschen werden entstielt und entsteint. Anschließend füllt man sie mit dem Kandis, der Zimtstange, der Nelke, der Orangenschale und einigen aufgeschlagenen Kirschsteinen in Flaschen und übergießt sie mit Korn. 6-8 Wochen stehen lassen, danach filtern, in Flaschen füllen, verschließen und den Likör noch einige Wochen ruhen lassen.