Rosskastanie ist bei Durchblutungsstörungen das Mittel der Wahl und wird volksheilkundlich und in der rationalen Phytotherapie empfohlen.
Durchblutungsstörungen bezeichnen eine verminderte Versorgung von verschiedenen Organen und Körperteilen mit sauerstoff- und nährstoffreichem Blut, meist infolge von Verengungen oder Verstopfungen in den Arterien. Am häufigsten treten sie am Herzen, in den Extremitäten und im Gehirn auf und können auch bis hin zu Schlaganfällen und Infarkten auswachsen.
Bei Durchblutungsstörungen ist die Rosskastanie das Mittel der Wahl und am besten bekannt. Sie enthält u.a. bis zehn Prozent eines Triterpensaponingemischs (Aescin oder Escin), das gewebsentwässernd wirkt, tonisierend und antientzündlich, sowie die Cumarinderivate Aesculin und Fraxin, die den Stoffwechsel anregen und die Durchblutung fördern.
Belächelte Heilpflanze – beweisende Studien
Mit einem müden Lächeln reagierten Ärzte einst auf die Behauptung, dass die Kastanie schwache Venen stärken könne. Die Skepsis wich erst 1996, als die angesehene englische Ärztezeitschrift „Lancet“ eine Studie der Universitätsklinik Heidelberg veröffentlichte, die die Wirkung von Rosskastanie belegte. 240 Venenpatienten erhielten zwölf Wochen lang täglich zwei Tabletten mit Rosskastanienextrakt. Dadurch verringerte sich das Volumen des Unterschenkels im Durchschnitt um 43 Milliliter. Die Wirksamkeit war also sogar mit der Behandlung mit Kompressionsstrümpfen vergleichbar.
Die Wirkung der Rosskastanie
Rosskastanienextrakt stärkt den venösen Rückfluss, strafft erschlaffte Venen, verhindert die Thrombosebildung, setzt die Kapillarbrüchigkeit herab und beschleunigt die Blutflussgeschwindigkeit, reduziert die Durchlässigkeit der Kapillaren und damit die Einlagerung von Flüssigkeit im Gewebe. Aus diesem Grund setzt man ihn ein bei chronischer venöser Insuffizienz mit Schmerzen und Schweregefühl in den Beinen, nächtlichen Wadenkrämpfen, Juckreiz, venösen Stauungen, Krampfadern, Venenentzündungen und Hämorrhoiden. Rosskastanienextrakt hat sich darüber hinaus verlässlich beim so genannten postthrombotischen Syndrom gezeigt, bei Thrombophlebitis und Ulcus cruris (chronisches Beingeschwür, oft die Folge einer lange bestehenden Venenerkrankung). Bei Ödemen hat er sich besonders bewährt; bei posttraumatischen und postoperativen Weichteilschwellungen, zur Begleitbehandlung eines Hirnödems, bei akutem Wirbelsäulen-Syndrom, bei Brachialgia paraesthetica nocturna (Schwellungsgefühl von Hand und Arm nach dem Nachtschlaf, oft auch bei Karpaltunnelsyndrom).
Prävention mit der Rosskastanie
Außerdem gibt man Roskastanienpräparate als Präventivmaßnahme bei langen Flugreisen; die Wirksamkeit wurde durch die so genannte „Lufthansastudie“ bekannt. Da sich der Inhaltsstoff Aescin nicht in Wasser löst, ist Rosskastanie als Tee nicht geeignet und wird zudem nur als standardisiertes Fertigarzneimittel verabreicht, sowohl innerlich als auch äußerlich in einer Salbengrundlage. Sie ist schlecht magenverträglich (in galenischer Form, Kapseln, treten jedoch keine Probleme auf) und sollte deshalb immer nach den Mahlzeiten eingenommen werden. Bei innerer Anwendung können in Einzelfällen Juckreiz, Übelkeit und Magenbeschwerden auftreten.