Wie Sie Auseinandersetzungen in der Beziehung konstruktiv meistern. Konflikte und Auseinandersetzungen gehören zu jeder Partnerschaft. Sie gefährden die Liebe nicht, sondern können sie vielmehr stärken. Vorausgesetzt man streitet richtig.
Wer langfristig als Paar glücklich sein will, der wird Konflikte nicht vermeiden können – und sollte dies auch keinesfalls tun. Wer um der Harmonie willen schweigt und dem Streit aus dem Weg geht schadet der Beziehung mehr als er ihr hilft.
Was ist ein konstruktiver Streit?
Beim konstruktiven Streiten geht es nicht ums Gewinnen oder Verlieren, sondern um das Finden einer Lösung, mit der beide Partner sich anfreunden können.
Streit, der sich häufig an Kleinigkeiten aufhängt, basiert meist auf einer ganzen Menge verdrängter Gefühle. Das bedeutet, dass wir oft zu lange damit warten, Dinge auszusprechen, die uns wichtig sind. Und ein kleiner Auslöser kann dann eine ganze Lawine an Wut und Enttäuschung ins Rollen bringen. Je schneller man darüber redet, desto leichter ist ein Konflikt beizulegen.
Die Fallstricke des konstruktiven Streitens
Jeder Mensch schleppt einen gewissen Teil an Altlasten mit sich herum, an Erfahrungen aus der Kindheit, an Verletzungen aus vorangegangenen Beziehungen. Meist sind wir uns dieser Altlasten nicht wirklich bewusst. Wir spüren nur die Verletzung oder eine überproportionale Wut als Reaktion. Das ist der Punkt, an dem der Streit in der Regel ausartet. Wann immer Sie eine starke Wut auf ihren Partner verspüren, sollten Sie sich deshalb zunächst fragen, wie viel dieses Gefühl mit Ihnen und Ihren Erfahrungen zu tun hat. Wenn Sie Ihr Reaktionsmuster durchschaut haben, ist es einfacher den Streit konstruktiv beizulegen.
Die wichtigsten Kommunikationsregeln für konstruktives Streiten
- Nehmen Sie sich Zeit! Am besten vereinbaren Sie ganz offiziell einen Termin miteinander, an dem Sie den Konflikt in Ruhe besprechen wollen. Es ist immer besser, einen Streitpunkt nicht sogleich in der Hitze des Gefechts klären zu wollen, sondern sich selbst darüber klar zu werden, was man in einem Konfliktgespräch erreichen möchte.
- Angenommen Sie ärgern sich immer wieder darüber, dass Ihr Partner unordentlich ist, dann machen Sie das zum Thema. Nur das – und nicht noch fünf oder sechs andere Dinge. Dafür ist dann ein anderes Mal Zeit. Konzentrieren Sie sich auf dieses eine Thema. Vermeiden Sie Anschuldigungen wie „Dir ist das ja sowieso egal“. Bleiben Sie bei sich, sagen Sie: „Ich habe den Eindruck, dass es dir egal ist, wenn ich …“ Vermeiden Sie Verallgemeinerungen wie „nie“ und „immer“. Nennen Sie stattdessen konkrete Beispiele.
- Lassen Sie den anderen dann in Ruhe ausreden. Unterbrechen Sie ihn nicht. Lassen Sie ihn seine Argumente vorbringen und hören Sie gut zu.
- Bleiben Sie sachlich. Denken Sie daran: „Ein böses Wort holen hundert Pferde im Galopp nicht zurück“. Lassen Sie Sarkasmus außen vor. Sätze wie: „Da sieh mal einer an! Jetzt plötzlich willst ausgerechnet duuu…“ gehören nicht in eine sachliche Kommunikation.
- Versuchen Sie auch mit Ihrer Körperhaltung offenzubleiben. Verschränkte Arme, ein zusammengekniffener Mund, ein ausweichender Blick signalisieren mangelnde Gesprächsbereitschaft.
- Versuchen Sie sich in die Rolle des anderen hineinzuversetzen. Will er Sie tatsächlich persönlich damit kränken, dass er seine Sachen überall herumliegen lässt? Oder ist er es einfach seit seiner Kindheit gewöhnt, dass er sich um nichts kümmern muss? Versuchen Sie, auch wenn es schwer fällt, zunächst Verständnis zu entwickeln. Das macht es leichter, eine gemeinsame Lösung zu finden.
- Führen Sie Ihr Gespräch auf jeden Fall zu Ende. Wenden Sie sich nicht ab! Verlassen Sie nicht den Raum. Verlegen Sie sich nicht auf demonstratives Schweigen.
- Geben Sie nicht auf! Auch wenn die ersten Zwiegespräche scheinbar fruchtlos bleiben und in Ihnen ein Gefühl der Leere zurücklassen. Ein einziges Gespräch kann keine Wunder vollbringen, kann keine vielleicht schon länger verhärteten Standpunkte aufweichen. Vereinbaren Sie unbedingt einen neuen Gesprächstermin!
Bei größeren oder immer wiederkehrenden Konflikten können natrürlich auch Mediatoren oder Paartherapeuten wertvolle Hilfe leisten. Auch gibt es inzwischen Seminare, in den man richtiges Streiten lernen kann.