Lüften ist die einzig effektive Maßnahme, um Feuchtigkeit aus Räumen zu befördern.
„Sie lüften falsch“ ist ein typischer Satz, den Mieter oft von ihren Vermietern zu hören bekommen, wenn in Mietwohnungen Schimmelpilze auftreten. Und der Satz verletzt, denn er greift in die Privatsphäre ein und lässt den Mieter als „Müffel“ dastehen. Streit ist vorprogrammiert. Doch wie lüftet man eigentlich richtig? Die Grundlagen den Lüftens sind heute vielen Menschen gar nicht mehr bekannt. Dabei reicht es oftmals aus, statt ständig die Fenster zu kippen, diese zweimal am Tag ganz zu öffnen, um eine schlechte Lüftungssituation erheblich zu entspannen.
Lüften auch bei Nebel und Regen
Es ist erstaunlich aber wahr: Wenn die Außenluft fünf Grad Celsius kälter ist als die Innentemperatur, lohnt sich das Lüften selbst bei Nebel und Regen. Denn auch dann kann sich die kühlere Außenluft in der Wohnung so weit erwärmen, dass sie immer noch etwas Feuchtigkeit aus dem Haus abtransportieren kann.
Lüften im Sommer und Winter
Was im Sommer nicht schwer fällt, wird im Winter zur Überwindung: das Fensteröffnen. Doch gerade in den Wintermonaten muss die anfallende Luftfeuchtigkeit in einem Raum oder einer Wohnung durch tägliches, mehrmaliges Lüften hinaus transportiert werden. Rund zehn Liter Wasser fallen jeden Tag bei einer vierköpfigen Familie an. Grob über den Daumen müssen hierfür mindestens dreimal am Tag alle Fenster und Türen weit aufgemacht werden. Der Fachmann spricht dann von Querlüftungen. Sie ist die effektivste Art, die Luft auszutauschen, denn Querlüften geht am schnellsten. Im Winter reichen dafür zwei bis fünf Minuten. Je kälter es draußen ist, desto schneller tauscht sich die Luft aus. Bis zum Mai verlängert sich die Lüftungsdauer auf bis zu 30 Minuten. Ab dann kann auch mit gekippten Fenstern dauernd gelüftet werden. Von September bis April ist das nicht ratsam, denn die Laibungsflächen der Fenster und die angrenzenden Außenwände kühlen so unnötig aus, was das Schimmelpilzwachstum fördert. Außerdem ist es energetisch nicht sinnvoll.
Luftfeuchtigkeit mit Hygrometer messen
Das wichtigste Messinstrument ist ein digitales Thermohygrometer, denn der Mensch hat keinen Sinn für Luftfeuchtigkeit. Ab 60-65 % relativer Luftfeuchte im Raum heißt es: Querlüften.
Digitale Hygrometer sind am genauesten. Oft werden sie als kombinierte Thermohygrometer angeboten, die nicht nur die relative Luftfeuchtigkeit anzeigen, sondern auch die Raumtemperatur. Aufschlussreich ist es, nicht nur einen Hygrometer zu besitzen, sondern im Schlafzimmer, in Bad und Küche und im Wohnzimmer ein solches Gerät aufzustellen. Für ein paar Tage kann man nun die Werte alle ein bis zwei Stunden notieren. So sieht man schnell, welchen Effekt das Lüften hat. Auch wenn sich Besuch ankündigt, lohnt sich der Blick auf das Hygrometer, denn ein paar Menschen mehr im Raum, erhöhen binnen kurzer Zeit die Luftfeuchte ganz beträchtlich.
Türen nutzen
Beim Kochen, Duschen oder Baden heißt es: Türen schließen! So kann der produzierte Wasserdampf sich nicht in der Wohnung verteilen und an kalten Wänden oder Zimmerecken kondensieren. Denn auch die Luftfeuchte aus dem Badezimmer wandert bei geöffneten Zimmertüren binnen weniger Minuten ins kalte Schlafzimmer. So wachsen im Schlafzimmer irgendwann die Schimmelpilze mit der Feuchtigkeit aus dem Bad. Und weil dem so ist, sollten Türen zu kühleren Räumen ohnehin immer geschlossen bleiben.
Wasserdampf gleich hinaus lüften
Nach dem Kochen, Baden oder Duschen geht der routinierte Griff zum Fenster. Stoßlüften ist angesagt, das heißt, dass das Fenster ganz aufgemacht wird, während die Tür zum angrenzenden Raum geschlossen bleibt. Die Feuchtigkeit wird also direkt nach Draußen abgeleitet, ohne sich im Haus verteilen zu können.
Im Badezimmer zweimal lüften
Nach dem Duschen sind relative Luftfeuchtigkeiten über 80 Prozent im Badezimmer keine Seltenheit. Da nicht nur in den Handtüchern viel Feuchtigkeit gespeichert ist, sondern das Wasser auch in allen Materialien ,die Luftfeuchtigkeit aufnehmen können, steckt, muss dieses ganze Wasser irgendwie aus dem Badezimmer. Einmal Lüften reicht hier nicht. Wer ein digitales Hygrometer besitzt, kann folgenden Effekt beobachten: Nach dem Stoßlüften steigt die Luftfeuchtigkeit im Badezimmer binnen weniger Minuten wieder auf 70 Prozent und mehr. Was ist passiert? Man hat doch gelüftet. Stimmt, aber einmal reicht nicht. Denn mit dem erstmaligen Lüften von ein paar Minuten ist lediglich die Luft im Badezimmer ausgetauscht worden. Damit ist trockene Außenluft ins Bad geströmt und die Luftfeuchtigkeit gesunken. Die frische Luft ist nun in der Lage, die Feuchtigkeit aus Decken, Handtüchern und von nassen Fliesen aufzunehmen. Dadurch steigt die relative Feuchtigkeit nach dem ersten Lüften wieder an. Ein zweites Mal Stoßlüften nach 15-30 Minuten kann die Situation hier entscheidend verbessern. Übrigens: Nach dem Duschen stecken bis zu zwei Litern Wasser unsichtbar im Badezimmer. Knapp ein Liter lässt sich davon mit einer Gummilippe von der Duschkabine und den Fliesen abziehen. Das verhindert gleichzeitig auch unschöne Kalkflecken.
Beim Wäschetrocknen Fenster öffnen
Ewiger Streitpunkt zwischen Mietern und Vermietern ist das Wäschetrocknen in der Wohnung. Eine Waschmaschinenladung voll geschleuderter Wäsche verdunstet pro Stunde gut 100 ml Wasser. Wäsche braucht je nach Temperatur etwa 7-10 Stunden zum Trocknen. Das macht knapp einen Liter Wasser mehr an diesem Tag aus. In der Tat kann dieser Liter entscheidend sein, für einen Schimmelpilzbefall oder eine schadensfreien Wohnung. Allerdings ist es nicht immer möglich, Wäsche andernorts zu trocknen. Wer Hemden, Hosen und Co. in der Wohnung trocknet, sollte deshalb verstärkt und bewusst lüften.
Lüften im Schlafzimmer
Das Schlafzimmer am Besten zweimal morgens lüften und dazwischen einmal richtig aufheizen. Denn ähnlich der Situation im Badezimmer speichern Kopfkissen und Bettwäsche pro Schläfer rund einem Liter Wasser. Deshalb sollte auch das Bettzeug regelmäßig zum Lüften aus dem Fenster hängen.
Lüften für die Gesundheit
Lüften kommt von Luft. Die braucht der Mensch zum Leben. In Innenräumen reichert sich jedoch schnell der Wohnraumschadstoff Nummer eins an: das Kohlendioxid. In schlecht gelüfteten Räumen sind Menschen deshalb oft unkonzentriert, haben Kopfschmerzen oder werden müde. Im Klassenzimmern ist dieser Effekt sehr schön nach etwa zehn Minuten Unterricht zu beobachten. Ginge es nach dem Kohlendioxid-Gehalt der Raumluft, müssten alle zwei bis drei Stunden und somit in 24 Stunden bis zu 12-mal gelüftet werden!