Rezension: Fossilien aus dem Hunsrückschiefer

Ein neuer Bildband über die Fauna des Hunsrückschiefers, der auch die Wissenschaft einbezieht und die Probleme der wissenschaftlichen Bearbeitung zeigt.

Schon das Titelbild ist ein graphischer Leckerbissen mit einem Trilobiten, wie man ihn bisher kaum gesehen hat. Auch das Autorenquartett lässt den Kenner mit der Zunge schnalzen.

  • Gabriele Kühl die sich mit der Bearbeitung von Vachonisia rogeri und Schinderhannes bartelsi einen Namen gemacht hat:
  • Dr. Christoph Bartels, der eine der größten privaten Hunsrücksammlungen zusammengetragen hat, die im Bergbaumuseum Bochum zu sehen ist.
  • Prof. Dr. Derek E. G. Briggs von der Yale Universität, USA, der schon mehrere Arbeiten über den Hunsrückschiefer zusammen mit Dr. Chr. Bartels veröffentlicht hat.
  • Prof. Dr. Jes Rust vom Steinmann Institut Bonn. Er ist unter anderem auch Spezialist für Fossilien mit Weichteilerhaltung.

Ein Buch, das auch den Laien in seinen Bann zieht

Demjenigen, der sich bisher kaum mit Fossilien beschäftigt hat, zeigt das Buch, wie schön die Tierwelt schon vor 400 Mill. Jahren war. Die hochwertigen Fotos und die gesamte Gestaltung des Buches sprechen auch den Biblophilen unter den Lesern an. Es eignet sich auch als besonderes Weihnachtsgeschenk.

Bedeutung der Fundstelle

Es wird die Arbeit vor Ort gezeigt und das Projekt Nahecaris wird erläutert. Bei diesem Projekt geht es um die interdisziplinäre Zusammenarbeit zur Erforschung der Fauna des Hunsrückschiefermeeres. In diese Erforschung sind Wissenschaftler in der ganzen Welt eingebunden. In dem ersten Kapitel wird die Schieferentstehung und die Fossilbildung erklärt. Auch auf die Fundsituation und Präparation wird eingegangen. Es wird auch nicht verschwiegen, dass sich die Wissenschaftler nicht in allen Punkten einig waren und noch immer nicht sind.

Die Beschreibung der Bewohner beginnt mit den Schwämmen

Diese oft wenig beachtete Tiergruppe wird mit drei Schwämmen belegt, von denen zwei noch nicht näher beschrieben sind und also noch bearbeitet werden müssen. Der kleine Gliederfüßer Mimetaster hexagonalis hat sich mit Schwämmen getarnt, davon werden eindrucksvolle Fotos gezeigt. Die nächsten Kapitel zeigen Korallen, Armfüßer und Muscheln ebenfalls mit tollen Fotos. Überhaupt sind alle Fotos in dem Buch von aussergewöhnlicher Qualität.

Beutelstrahler, Knospenstrahler und Sternkissentiere

Diese drei Tiergruppen gehören alle zu den Stachelhäutern (wie auch Seesterne und Seeigel) und sind bis auf zwei Ausnahmen im Hunsrückschiefer extrem selten. Den Beutelstrahler Regulaecystis pleurocystoides und das Flachtier Rhenocystis latipedunculata findet man häufiger. Die beiden Anderen aber bilden in jeder Sammlung, soweit vorhanden, die Highlights. Vom Sternkissentier sind weniger als 20 Exemplare bekannt.

Seelilien

Auch diese Tiergruppe gehört zu den Stachelhäutern, und wird von Laien oft für Pflanzen gehalten. Neben den seltenen Seelilien Propoteriocrinus scopae und Gastrocrinus sp. werden auch Platten mit mehr als 20 Seelilien und eingeschwemmten Seesternen gezeigt. Da Seelilien im Hunsrückschiefer in sehr großer Artenzahl vorkommen, ist es unmöglich im Rahmen dieses Buches alle abzubilden.

Gliederfüßer

Vom eingangs erwähnten Mimetaster hexagonalis wird eine Platte mit 22 Exemplaren des Tieres abgebildet. Vachonisia rogeri wird mit Vorder- Rückseite und als Larve abgebildet. Was im Hunsrückschiefer nicht fehlen darf, sind die Trilobiten, in Abb. 65 zum Beispiel ein Exemplar mit Beinchen, das im hinteren Teil sämtliche Anhänge in noch nie gesehener Qualität zeigt. Neben der Gattung Chotecops werden noch Rhenops sp. und Odontochile rhenanus (von diesem sind nur 3 komplette Tiere bekannt) dargestellt. Eine Asselspinne mit einer Beinspannweite von 40 cm und der seltene Gliederfüßer Bundenbachiellus giganteus werden ebenfalls gezeigt.

Seesterne und Schlangensterne

Diese werden in einigen herausragenden Stücken vorgestelt. Für diese Tiergruppe gilt das gleiche wie für die Seelilien. Die Artenzahl ist so groß, dass man die Darstellung bei ein paar typischen Tieren belassen muß. Seeigel, die auch zu den Stachelhäutern gehören, hat man auch gefunden. Sie zählen aber zu den absoluten Raritäten.

Schinderhannes bartelsi und Nahecaris balssi

Diese beiden Seltenheiten unter den Gliederfüßern haben ein eigenes Kapitel bekommen. Von Schinderhannes bartelsi gibt es nur ein Stück. Den Krebs Nahecaris stuertzi findet man relativ häufig, von ihm sind auch Doppelplatten bekannt. Nahecaris balssi galt lange als Phantom, das durch die Schieferung nur einmal durch Zufall entstanden sei. Vor einigen Jahren tauchten dann mehrere Exemplare dieses seltenen Krebses auf. Bis heute kennt man 26 Stück.

Sonstige Fundstücke

Da Fische zu den seltenen Funden gehören, wovon viele nur als Einzelstücke bekannt sind, hat man in dieser Arbeit nur die häufigsten, Gemündina stuertzi und Drepanaspis gemuendensis abgebildet. Ausserdem zwei Stacheln von Stachelhaien. Besonders hervorzuheben ist noch die Kotspur eines Schneckenliebhabers, der aber ansonsten unbekannt bleibt.

Fazit: Ein toller Bildband mit viel Wissen, und das auch für den Laien verständlich. Ein gelungenes Buch, das den Hunsrückliebhaber auf den neueseten Stand der Wissenschaft bringt.

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