Das richtige Outfit ist wichtig für die gelungene Darbietung. Wer auf Shows und Veranstaltungen reitet, benötigt ein Reitkostüm. Egal ob barockes Design oder Mittelalter-Kleid – was schön anzusehen ist, ist oft nur schwer zu finden.
„Oh nein, ich habe dafür überhaupt nichts anzuziehen !“ Typisch Frau? Darüber lässt sich streiten. Mit Sicherheit gibt es Anlässe, die diesen Ausruf auch bei Reitern und Reiterinnen hervorbringen. Zum Beispiel wenn eine Einladung ausgesprochen wird, auf einem Barockfest, einer Schlossnacht oder bei einer Showeinlage mitzureiten. Wo sonst Reithose, Jackett und Zylinder immer eine gute Wahl sind, werden Sissi-Kostüm, Hosenrock, die Uniform oder auch Engelsflügel gefordert.
Reittaugliche Kostüme gibt es nicht im Verleih
Der Weg zum Kostümverleih kommt nicht in Frage. Die Kostüme dort sind nicht originalgetreu gestaltet, meist Faschingsversionen, bestenfalls einer Epoche nachempfunden. Und nur die wenigsten sind vom Schnitt her zum Reiten geeignet. Zudem sorgen rutschige Satin- und Polyesterstoffe für zu viel Schwung im Sattel. An Reiter wird aus Sorge um die Klamotte sowieso nicht gerne verliehen. Woher also bekommt der Reiter oder die Reiterin nun ein passendes Kostüm ?
Diese Frage stellte sich 1990 auch Susanne Wilsmann, als sie ihre erste Schaunummer im Nachbarverein vorbereitete. Sie löste das Problem, indem sie sich selbst an die Nähmaschine setzte. Nach der Vorführung, die aus „Spaß an der Freud“ angedacht war, entwickelte sich eine überraschend große Nachfrage nach den authentischen Roben. So groß, dass Susanne Wilsmann die Situation zur Unternehmensgründung nutzte. Inzwischen ist das Label Wilsmann Design eine etablierte Größe – der Ferrari unter den Reitkostümen.
Liebe zum Detail
Wer heute ein Reitkleid oder ein historisches Kostüm von Wilsmann Design bestellen möchte, muss persönlich bei Frau Wilsmann vorbei kommen. Auf dem Sofa in Hövelhof, auf dem dann Platz genommen wird, haben schon Richard Hinrichs, Lorenzo, Andrea Schmitz, Louis Valenca und Judith Lefeber gesessen.
Einen ganzen Tag, rechnet Susanne Wilsmann ein, für die Kundenberatung und das Maßnehmen. Bei Kaffee und Kuchen wird zunächst einmal festgelegt, wie das Gewand aussehen soll. Showeinsatz, Choreographie, Epoche, Stil, und besondere Wünsche werden zusammengetragen. All das spielt eine Rolle und muss berücksichtigt werden.
Die Farbwahl spielt eine große Rolle
Die Farben sollen authentisch sein, aber Eleganz vermitteln. In vielen Epochen wurde auf gedeckte, getragene Farben Wert gelegt. Das gilt auch für die passend zu den Kleidern und Kostümen angefertigten Hüte und Handschuhe. Im Barock zum Beispiel wurden zwar Borten und üppige Stickereien aufgebracht doch die Farben waren elegant aufeinander abgestimmt. Wilsmann bezieht darüber hinaus auch Augen- und Haarfarbe der Reiterin, Farbe des Pferdes, des Sattels, und gegebenenfalls die Kostüme der Mitreiter mit ein. Die Farb-Harmonie ist es, die Wilsmann anstrebt, denn sie macht einen großen Teil der eleganten Ausstrahlung aus.
Der Stoff soll fallen, liegen, ruhen
Die Wahl der Stoffqualität ist ein weiterer sehr ausschlaggebender Punkt. Susanne Wilsmann wählt gemeinsam mit dem Kunden vor Ort sowohl die Stoffe wie auch die ergänzenden Zutaten wie Litzen und Knöpfe aus. Im Stofflager liegen vor allem reißfeste und schwere Stoffe. Eine Uniform, die auf langjährige Haltbarkeit ausgerichtet angefertigt wurde, kann nicht authentisch wirken, wenn sie heute statt aus dickem Twill oder Wollstoff aus einem schlabbrigen Baumwollpopeline hergestellt wird, der bei jedem Windhauch flattert.
Manche Stoffe lässt die Designerin eigens anfertigen, zum Beispiel durchgewebte Brokate, die es auf dem Markt nur selten gibt. Preise bis zu 80 Euro pro Meter sind bei diesen Textilien keine Seltenheit. Neben den Stoffballen liegen die Litzen, Borten und Spitzen, teilweise mit echten Goldfäden durchwirkt.
Natürliche Fasern
Fast alle Stoffe, die bei Wilsmanns zum Einsatz kommen, sind aus natürlichen Fasern. Kunstfasern, wie andere Hersteller sie anbieten, zieht Susanne Wilsmann nicht in Betracht. „Andere Hersteller verwenden Kunstfasern. Die sind preiswerter. Aber wer ein Kleid aus Synthetikstoff in einer dieser Knallfarben nimmt, muss sich nicht wundern, wenn das Pferd plötzlich schnell wird,“ so Susanne Wilsmann „durch das Kunststoffmaterial kriegt das Pferd schon mal eine gewischt, und dann geht die Post ab, obwohl man gerade eine Piaffe oder Passage zeigen will.“
Das Geheimnis der Maßschneiderei
Sind die Farben und Stoff-Qualitäten gewählt, geht es an das Vermessen. Da jedes Kleidungsstück perfekt sitzen soll, legt Wilsmann Wert darauf, dass die Schneiderin, die das Kostüm näht auch selbst am Kunden Maß nimmt. Jeder hat seine eigene Art den Daumen zu halten, abzustecken, die Nadel zu setzen. Deshalb wird jedes Teil ausschließlich von einer Schneiderin betreut und angefertigt. Die Fertigstellung mit Zuschnitt, Nähen, Dekorieren mit Borten, Litzen Knöpfen, dauert dann etwa 4 Wochen. Aufwand der sich lohnt – qualitativ hochwertige Stoffe, die sorgfältig verarbeitet werden, halten viele Jahre auch bei häufigen Auftritten.