Sicherheit im Umgang mit der deutschen Sprache ist eine wichtige Grundlage für Ausbildung und Studium. Tipps vom Fachmann für nachhaltige Übungen.
In zunehmendem Maße haben die Kinder Schwierigkeiten, Texte ohne Fehler zu verfassen. Lehrer schlagen die Hände über dem Kopf zusammen, wenn sie Diktate und Aufsätze korrigieren müssen. Auch die Eltern stehen verzweifelt vor diesem Problem und wissen nicht, wie sie ihren Kindern helfen können. Gerade die Rechtschreibung spielt für die Noten bis hin zur Oberstufe eine nicht zu unterschätzende Rolle, deshalb sollten Unsicherheiten im Umgang mit dem Text möglichst frühzeitig behoben werden. Wie man das auf unkomplizierte Weise zu Hause tun kann, weiß Ernst Fettweis als erfahrener Deutschlehrer.
Frage: Wie kann ich mit meinem Kind Rechtschreibung üben?
EF: Üblicherweise zwingen die Eltern ihren Kindern ohne Vorübung irgendein Diktat auf, das nur Frust erzeugt. Das Kind soll aber etwas lernen, folglich sollte es den Text und seine Länge selbst bestimmen, ihn vor allem vorher intensiv bearbeiten.
Frage: Wie soll es das machen?
EF: Es soll den Diktattext mehrfach konzentriert lesen oder einmal abschreiben, um sich Schriftbild und Interpunktion einzuprägen.
Frage: Was können die Eltern zur Unterstützung tun?
EF: Nach dem Üben diktieren die Eltern den Text, das ist vorerst alles. Das Kind soll nun nämlich eigene Aktivitäten entwickeln, indem es das Geschriebene ohne zusätzliche Hilfe überarbeitet. So lernt es, dass man Texte selbst kontrollieren muss.
Frage: Was können die Eltern tun, wenn doch noch viele Fehler im Text sind?
EF: Hier bieten sich zwei Verfahrensweisen an. Zunächst überarbeitet das Kind selbst sein Diktat. Danach sagen die Eltern dem Kind, falls nötig, wie viele Fehler noch zu finden sind und schauen, ob es in der Lage ist, das allein zu bewerkstelligen. Die Eltern sollten auf jeden Fall vermeiden, die Fehler anzustreichen! Das widerspräche dem Übungsgedanken.
Frage: Warum?
EF: Lehrer müssen Fehler markieren, aber Schüler empfinden das häufig als eine Art Bestrafung. Zu Hause gilt es vielmehr, die Eigenverantwortlichkeit des Schülers zu trainieren.
Frage: Was kann man tun, wenn das Kind keine Fehler mehr findet, aber noch welche vorhanden sind?
EF: Dann ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, dem Kind den Originaltext zum Vergleichen zu geben. Die Eltern überprüfen jetzt nur noch, ob beim Vergleichen alle Fehler gefunden wurden. Ansonsten sagen sie wieder nur, wie viele Fehler noch vorhanden sind, so dass das Kind erneut auf die Suche gehen kann.
Frage: Worin liegen die Vorteile dieses Verfahrens?
EF: Erstens prägt sich das Kind so Wortbilder ein. Zweitens lernt es, Fehler selbst zu finden und sich zu korrigieren.
Frage: Wie häufig sollte man das üben?
EF: Ich will mich da nicht auf Zeiten festlegen. Wichtig ist, dass es regelmäßig geschieht, und dass sich bereits bearbeitete Texte wiederholen. Die für das Kind notwendige Freizeit sollte nicht zu sehr eingeschränkt werden. Ideal wäre eine Absprache zwischen Kind und Eltern auf freiwilliger Basis. Man kann hier zusätzlich sehr gut den Computer einsetzen, denn das Schreibprogramm Word hat eine „sanfte“ Rechtschreibkorrektur, die zur Auseinandersetzung mit dem Fehler auffordert.
Frage: Was tun, wenn sich bei einer hohen Fehlerzahl über einen längeren Zeitraum nichts verändert?
EF: Dann wäre es sinnvoll, nach Beratung mit dem Fachlehrer, das Kind durch den (Schul-) Psychologen auf Legasthenie untersuchen und sich beraten zu lassen.