Anders als die Fashionista, der kein Modeaccessoire zu teuer ist, kauft die Recessionista nur das, was nötig ist und sie sich leisten kann.
So manch enthusiastischen Fan großer Modedesigner trifft es derzeit arg. In Zeiten der Rezession können sich die sogenannten Fashionistas, die vorher gern große Summen für das „Must Have“ der Saison hinblätterten, nun nicht mehr jeden Fummel leisten. Auch die sonst eher von Erfolg verwöhnte Modebranche muss Umsatzeinbußen hinnehmen. Aber man weiß sich zu helfen: die moderne Recessionista kauft die neuen und preisgünstigeren Nebenkollektion bekannter Labels oder edle Second Hand-Kleidung und bleibt dabei schick.
Die Modewelt im Umschwung
Die Zeiten, in denen Fashion Victims die heiligen Hallen der Designer leer kauften, sind zwar nicht komplett vorbei. Denn Trendbegeisterte mit dickem Geldbeutel oder ausfallsicherer Kreditkarte gibt es immer noch genug. Aber seitdem Börsianer, Hausbesitzer und Unternehmer mächtig ins Schwitzen kommen, hat das Modewort Finanzkrise (man beachte den Wortwitz) die Welt der Mode mächtig aus den Angeln gehoben. Die Gewinnerwartungen teurer Marken sinken deutlich, während die Zweitlinien anständige Umsätze liefern und mitunter Second Hand-Shops und eBay-Verkäufer mit erstaunlichen Profiten aufwarten.
Preisbewusstsein wird Kult
Die nicht mehr ganz so konsumfreudigen Fashionistas und die mit Gewinnverlusten konfrontierten Labels wollen allerdings nicht wirklich etwas von Rückgang und Verzicht wissen. Wer gibt schon gern zu, dass er neuerdings aufs Preisschild guckt oder die teuren Kollektionen nur noch mäßig Absatz finden? Vielmehr bleibt man kreativ und erfindet sich einmal mehr neu. Schlagworte und neue Ansätze mussten her, die die leidliche Situation zum Kult erhoben. Unter „chic and cheap“ bringen die Designer wieder vermehrt günstige Nebenkollektionen heraus. Und die nicht mehr ganz so konsumfreudigen Fashionistas kleiden sich im neuen Gewand und lugen als Recessionistas nach Schnäppchen von Gucci, Armani oder Prada.
Günstig, aber nicht billig
Das Wort „Recessionista“ leitet sich aus „Rezession“ und „Fashionista“ ab. Demnach kauft die immer noch Mode- aber eben Rezessionsbewusste die Outlet- oder Second Hand-Ware bekannter Marken – also den „recession chic“ – und liegt damit laut Modemedien voll im Trend. Bereits während der Wirtschaftskrise in den 1980erJahren hob der Modezirkus sich und seine treuen Anhänger mit Zweitlinien aus dem Übel. Nach zwei Jahren internationaler Finanzkrise ist Sparen also zum Lifestyle geworden. Vorbei die Zeiten, in denen jede Trendklamotte ohne Rücksicht auf die Kosten gekauft wurde. Allerdings bleibt es ein Unding, „billig“ gekleidet zu sein. Statt Unmengen zu investieren, stöbert die Recessionista deshalb in Vintage-Läden, auf Flohmärkten, in Outlet-Stores oder auf Swapping-Partys nach Designer-Schnäppchen. Vintage ist jetzt mehr denn je in. Das zeigen populäre Vorbilder wie Mischa Barton oder Kristen Stewart, die gern mal tief in den Second Hand-Fundus greifen. Sie lieben die Kombination aus Gebraucht- und Neuware und beziehen sichtbar Stellung: Die Fashionista muss nicht sparen. Die Recessionista will es.