Mythisches und Heiliges zwischen dem 25. Dezember und 6. Januar. Mythen, Brauchtum und Aberglaube ranken sich um die Rauhnächte und auch die Träume sollen wundersam beeinflusst sein. Das Christentum setzt die 12 Heiligen Nächte dagegen.
Die Nächte zwischen dem 25. Dezember und dem 6. Januar werden als Rauhnächte oder in der christlichen Tradition als die zwölf heiligen Nächte bezeichnet. Nach dem ursprünglichen Brauchtum beginnen die Rauhnächte bereits mit der Wintersonnenwende am 21. Dezember, am dunkelsten Tag des Jahres und der längsten Nacht, auch Thomasnacht genannt. Dunkelheit, damit verbunden ist die Welt der Geister, Dämonen und dunklen Gottheiten. Dunkelheit, das ist aber ebenso der Ort fruchtbaren Wachstums, des Unbewussten, der nächtlichen Stille und der Geburt Christi. Es ist die Zeit, die wir auch „zwischen den Jahren“ nennen und ob nun mythologisch, abergläubisch, christlich-religiös oder ganz weltlich betrachtet, den Nächten zwischen Heiligabend und dem Dreikönigstag haftet etwas Besonderes an.
Ursprünge der Rauhnacht
Die Bezeichnung „Rauhnacht“ geht auf das mittelhochdeutsche Wort rûch (haarig) zurück, das heute noch im Kürschnerhandwerk als Rau(c)hware für dicht behaarte Tierfelle verwendet wird. In Verbindung mit den Rauhnächten haben haarige mythische Wesen, Nutzvieh und Verwandlungen zwischen Tieren und Menschen Bedeutung für Legenden, Rituale und Aberglauben.
Seinen Ursprung hat das jahrtausendalte Brauchtum, welches auf germanische und vorgermanische Wurzeln zurückgeht, vermutlich in der Zeitrechnung nach einem Mondjahr. Die zwölf Mondmonate umfassen allerdings nur 354 Tage, so dass gegenüber einem Sonnenjahr mit 365 Tagen, also dem Kalendersystem unserer Kultur, elf Tage – beziehungsweise zwölf Nächte – fehlen.
Von diesen Tagen und Nächten außerhalb der Zeit wird allgemein angenommen, dass sie die normalen Gesetze der Natur außer Kraft setzen, und daher die üblichen Grenzen zu mythischen und magischen Welten fallen.
Mythologie und Brauchtum
In den Rauhnächten trieben nach altem Volksglauben haarige Dämonen ihr Unwesen, und es begann das Reich der dunklen Götter, die das Schicksal der Menschen bestimmten. Wer mit ihnen umzugehen wußte, dem waren die Götter wohlgesonnen und der Blick in Zukünftiges wurde möglich. Um die Götter zu besänftigen, durfte gewissen Tätigkeiten auf keinen Fall nachgegangen werden: Wer sich nach Anbruch der Dunkelheit noch draußen aufhielt, galt als verloren. Und wer noch Wäsche auf der Leine hängen hatte, musste damit rechnen, dass die Reiter der Lüfte diese als Leichentuch für den Besitzer verwenden wollten.
Mit Räucherwerk und Amuletten schützte man Haus und Hof, um die bösen Geister abzuwehren. Vielfältige beschwörerische Rituale und das Befragen von Orakeln gehörten ebenfalls zu dem Brauchtum um die Rauhnächte. Die Beobachtung des Wetters an den Tagen, die den zwölf Rauhnächten folgen, um eine Vorhersage für die Witterung der kommenden zwölf Monate zu erhalten, findet man auch heute noch.
Genauso ist das Bleigießen und Silvesterfeuerwerk zum Jahreswechsel in seinem Ursprung auf die Rauhnächte zurückzuführen.
Die zwölf heiligen Nächte
Der christliche Glaube setzt den Dämonen und Ängsten der dunklen Rauhnächte die Botschaft von der Geburt Christi entgegen. Die Zwölf Heiligen Nächte, denen die Adventszeit vorausgegangen ist und die Epiphaniaszeit folgt, dienen der Besinnung auf den inneren Weg zu Gott. Viele Menschen nutzen die Zeit um innezuhalten, auf das vergangene Jahr zurückzublicken und den Segen für das neue Jahr zu erbitten.
J.S. Bach, der große Kirchenmusiker der Barockzeit, hat diese Zeit mit den Kantaten des Weihnachtsoratoriums musikalisch zum Ausdruck gebracht: Die ersten drei Kantaten erklingen am Heiligen Abend und den beiden Weihnachtsfeiertagen. Es folgt die 4. Kantate für den Neujahrstag, die 5. Kantate für den Sonntag nach Neujahr und die 6. Kantate für das Erscheinungsfest oder Epiphanias.
Die Träume in den Rauhnächten
Den Träumen in diesen Nächten sagt man prophetischen Charakter nach und geht dabei davon aus, dass die Seele in den besonderen zwölf Nächten der Weihnachtszeit erahnen kann, was sich in den zwölf Monaten des neuen Jahres entfalten will. Auf diese Weise wird jeder Traum-Nacht ein Kalendermonat zugeordnet:
Beginnend mit der ersten Nacht vom 25. zum 26. Dezember, die für den Monat Januar des kommenden Jahres steht, bis hin zur zwölften Nacht vom 5. zum 6. Januar, die dem Monat Dezember des Folgejahres gilt.
Angesichts der Vielschichtigkeit mit der sich persönliche Träume deuten lassen, ist es allerdings fraglich, ob sich aus dieser Sichtweise für die Träume der Rauhnächte ein vorausschauender Nutzen ziehen lässt. In der Tat gibt es zwar sogenannte prophetische Träume, aber diese treten in der Regel in einem konkreten Sinnzusammenhang mit dem Leben des Träumers auf und sind durch eine zeitnahe intuitive Erkenntnis gekennzeichnet. Da sich Träume den üblichen zeitlichen und räumlichen Dimensionen entziehen, ist es wenig nachvollziehbar, dass nun plötzlich zwölf Träume in der kalendarisch richtigen Reihenfolge des kommenden Jahres auftreten sollen. Dennoch ist es für manchen Träumer einen Versuch wert, die Träume dieser zwölf Nächte festzuhalten, um schließlich am Ende des folgenden Jahres zu schauen, inwiefern sie mit den Erfahrungen der letzten zwölf Monate übereinstimmen.