Rauchstopp – Warum die Schmacht nach 3 Monaten nochmal akut wird?

Nornikotin

Schmachtattacken nach dem Rauchstopp kennt fast jeder Ex-Raucher. Doch gerade, wenn man glaubt, das Schlimmste sei überstanden, schlägt die Sucht erneut zu.

Fast jeder frisch gebackene Ex-Raucher kennt das Phänomen von plötzlich auftretenden, heftigen und kaum zu ertragenden Schmachtattacken. Die Lust auf eine Zigarette steigt ins Unermessliche und meist sind es solche akuten Schmachtanfälle, die Ex-Raucher schnell wieder zu Rauchern werden lassen. In solchen Situationen, die auch als Craving bezeichnet werden, tut ein Ex-Raucher fast alles, um an eine Zigarette und somit an Nikotin zu kommen.

Körperliche Abhängigkeit von Rauchern

Raucher sind abhängig, sowohl körperlich als auch psychisch. Anfängliche Gelegenheitsraucher werden schnell zu „richtigen“ Rauchern, die durchschnittlich etwa 20 Zigaretten pro Tag konsumieren. Das liegt daran, dass sich der Körper schnell an den Suchtstoff Nikotin gewöhnt. Beim Rauchen einer Zigarette nimmt der Körper durch die Lunge das Nikotin auf und gelangt schließlich in das Gehirn. Allerdings hält die Wirkung des Nikotins nur kurze Zeit an, da der Suchtstoff schnell wieder abgebaut wird. Der Abbau geschieht vor allem durch Enzyme in der Leber. Bei Rauchern beträgt die Halbwertszeit von Nikotin nur etwa 30 bis 60 Minuten. Dann verlangt der Körper erneut nach einer Zigarette, um das gesunkene Nikotinlevel zu steigern.

Psychische Abhängigkeit von Rauchern

Die psychische Abhängigkeit entsteht meist durch lange Phasen der Konditionierung. Zigarettenkonsum wird mit bestimmten Situationen verbunden und untrennbar mit diesen im Gehirn verknüpft. So ist es für Raucher meist unvorstellbar, eine Tasse Kaffee ohne Zigarette zu genießen oder sich nach einer Mahlzeit nicht gemütlich mit einer Zigarette zurück zu lehnen. Dasselbe gilt auch für Gefühlszustände. Raucher trainieren sich jahrelang an, Stress durch Nikotinzufuhr zu bewältigen oder besonders schöne Momente mit Freunden und Zigarette zu teilen. Diese Verknüpfungen verhelfen dem Raucher zur psychischen Abhängigkeit. Die Zigarettenindustrie trägt zudem dazu bei und suggeriert dem Raucher durch Werbung ein Freiheits- und Glücksgefühl, das eng mit dem Rauchen in Verbindung steht.

Der Kampf gegen die Entzugserscheinungen nach dem Rauchstopp

Unmittelbar nach dem Rauchstopp beginnt für die meisten Raucher der Kampf gegen die Entzugserscheinungen. Dabei stellen die körperlichen Entzugserscheinungen wie Nervosität, Zittern oder Konzentrationsschwierigkeiten die geringste Schwierigkeit dar, da sie meist bereits nach wenigen Tagen ausgestanden sind. Schlafstörungen können mitunter auch mehrere Wochen andauern, aber auch sie werden weniger. In den ersten Tagen nach dem Rauchstopp wird der frische gebackene Ex-Raucher immer wieder großes Verlangen nach einer Zigarette spüren. Hier hilft es sich immer wieder vor Augen zu führen, weshalb man mit dem Rauchen aufhören möchte: gesundheitliche und finanzielle Aspekte oder einfach das Gefühl, seine Freiheit wieder zurück zu erobern. Der Satz: „Diese eine Zigarette werde ich jetzt nicht rauchen“, hilft vielen Menschen über die ersten Stunden, Tage und Wochen hinweg. Zudem sollte man besonders zu Beginn des Rauchstopps viel Wasser oder Tee trinken, da dies den Körper bei der Entgiftung unterstützt. Sport setzt Endorphine (Glückshormone) frei, die früher durch Nikotinzufuhr ausgeschüttet wurden.

Erneut heftige Schmachtattacken nach drei Monaten

Die meisten Ex-Raucher berichten, dass die Schmachtanfälle nach etwa drei Wochen deutlich nachlassen – also weniger stark ausgeprägt sind und die Abstände dazwischen länger werden. Nach zwei Monaten kommt häufig das Gefühl auf, über den Berg zu sein und das Schlimmste nun endlich überstanden zu haben. Doch dieses Gefühl ist trügerisch, denn nach circa drei Monaten werden viele noch einmal von heftigen Schmachtattacken heimgesucht. Das Verlangen wird so stark, dass in dieser Zeit viele Ex-Raucher kippen und dem Bedürfnis nach einer einzigen Zigarette nachgeben. Dies kann leicht zum Verhängnis werden, denn bei der Einen bleibt es erfahrungsgemäß meist nicht.

Nornikotin – die Quelle des Übels?

Schuld an diesem Zustand ist vermutlich der Stoff Nornikotin, der sowohl im Tabak vorkommt, als auch beim Nikotinabbau im Körper freigesetzt wird. Reste des Nornikotins werden nach etwa drei Monaten Rauchfreiheit in der Leber abgebaut und vermitteln dem Ex-Raucher das Gefühl, eben erst eine Zigarette geraucht zu haben. Dies hat heftige Schmachtattacken zur Folge, welche den Betroffenen oft völlig unerwartet erwischen. Meist dauert dieser Zustand circa eine Woche an. Dann ist das Schlimmste vorerst wieder überstanden und der Ex-Raucher hat Zeit zum Durchatmen. Nach sechs beziehungsweise neun Monaten kann dieses Phänomen nochmal auftreten.

Das Gefährliche an diesen Nornikotin-Schmachtanfällen besteht vornehmlich aus zwei Faktoren:Zum einen rechnet der Ex-Raucher nicht mit ihnen, zum anderen ist bei den meisten Menschen zu diesem Zeitpunkt die Anfangsmotivation verschwunden, die über die ersten kritischen Tage und Wochen hinweg hilft. Mit dem Wissen um Nornikotin und dem begrenzt andauernden Schmachtzeitraum sollte sich jedoch jeder Ex-Raucher ausreichend motivieren können, um auch dem letzten Aufbäumen des Nikotinmonsters stand zu halten.

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