Rating-Agenturen – Orientierung bei Investmentfonds

Mehr als 5000 in- und ausländische Fonds von etwa 300 Kapitalanlagegesellschaften buhlen auf dem Investmentmarkt um Anleger. Diese Vielfalt kann verwirren.

Zudem sind für die Laien im Fondsgeschäft Chancen und Risiken einzelner Produkte nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Zumal der Blick auf die erzielte Performance in den vergangenen zwölf oder 36 Monaten allein nicht ausreicht. Denn häufig landen die vergangenen Gewinner solcher Hitlisten in der Zukunft nur selten auf den vorderen Plätzen.

Orientierung bei Investmentfonds

Den individuell richtigen Investmentfonds herauszufiltern, wird durch die Angebotsfülle immer schwieriger. Helfen können dabei unabhängige Fondsrating-Agenturen. Diese teilen die Fonds je nach Qualität in verschiedene Kategorien ein. Die internationalen Agenturen Standard & Poor’s und Morningstar beispielsweise vergeben einen bis fünf Sterne, bei der deutschen Agentur Feri Trust erfolgt die Einstufung ebenfalls in fünf Stufen von „A“ für Top-Fonds bis „E“ für Verlustbringer. In allen Fällen bekommen diejenigen Fonds gute Noten, die eine stetige Mehrrendite aufweisen, also keine „Eintagsfliegen“ sind. Außerdem haben die Agenturen jeweils mindestens einige hundert Investmentfonds unter Beobachtung – damit sind zumindest die wichtigsten Produkte abgedeckt.

Rating-Agenturen

Dabei ist die Vorgehensweise der einzelnen Agenturen unterschiedlich. Zwar ist die Basis stets die Wertentwicklung in der Vergangenheit, doch schon hier setzen die Bewerter individuelle Schwerpunkte. So richten die Experten häufig ihr Augenmerk auf die möglichst stetige und schwankungsarme Wertentwicklung eines Fonds. Bei anderen Agenturen wiederum spielt auch die Höhe der Ausgabeaufschläge eine Rolle, die bei der Einstufung der Fonds mit berücksichtigt wird. Die renommierte US-Rating-Gesellschaft Standard & Poor’s (S & P) nimmt jetzt auch Fonds unter qualitativen Kriterien und nicht nur unter dem Aspekt der Wertentwicklung unter die Lupe. Wichtig sind hierbei vor allem die Qualität des Fonds-Managements und die Art und Weise, wie Anlageentscheidungen getroffen werden. „Im Mittelpunkt unserer Analyse stehen intensive Gespräche mit den jeweiligen Fondsmanagern“, sagt Standard & Poor’s-Expertin Elenore de Bar auf Anfrage.

Für ein Rating kommen bei S & P allerdings nur Fonds infrage, die mindestens zwei Jahre alt sind und zu den 20 Prozent der Fonds mit der besten Wertentwicklung gehören. Die Bewertungsstufen reichen von AAA bis A, wobei die Bestnote nur Fonds bekommen können, deren Management über mindestens fünfjährige Berufserfahrung verfügt.

Kapitalanlagegesellschaften und deren Investmentfonds

Fondsmanager, institutionelle Investoren, Finanzdienstleister, Banken und nicht zuletzt die Privatanleger dürften die Transparenz schätzen, die mit der Veröffentlichung der Ratings in den Markt Einzug hält. Auch für Thomas Bieler, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, stellen Ratings eine gute Orientierungshilfe beim Einschätzen der Fondsqualität dar. Er weist darauf hin, dass die Analyse meist sehr viel gründlicher verlaufe als bei reinen Rendite-Hitlisten in manchen Anlegermagazinen oder auf Internet-Informationsseiten: „Gerade bei der Betrachtung kurzer Vergleichszeiträume können daraus schnell falsche Schlüsse gezogen werden.“ Dabei könne sich, so der BVI Bundesverband Deutscher Investment- und Vermögensverwaltungs-Gesellschaften, jeder Anleger getrost von Rating-Agenturen leiten lassen. Ihr besonderer Wert liege darin, dass sie einen Eindruck vom Umfeld des Fondsmanagements und der Stabilität der Anlageprozesse vermitteln. „Damit lassen sich gewisse Risiken eingrenzen“, lautete das Urteil des Verbandes.

Orientierung bei Vielfalt

Vielfach sind die Wertungen der Rating-Agenturen auf der Website der jeweiligen Gesellschaft auch für Privatanleger einzusehen. Manche bieten auch ein kostenloses E-Mail-Abonnement an. Im Internet kann man dann auch überprüfen, ob die Werbung der Fondsgesellschaften mit guten Rating-Noten auch wirklich stimmt. So ist es schon vorgekommen, dass Fondsgesellschaften mit überholten Top-Ratings geworben haben, obwohl die Agenturen den Fonds mittlerweile ins Mittelfeld zurückgestuft hatten. Vor der Anlage-Entscheidung sollte deswegen geprüft werden, ob die vom Fondsanbieter genannte Rating-Einstufung noch aktuell ist. Auch wenn Fondsratings eine gute Orientierungshilfe liefern, sollten sie nicht überschätzt werden. Beim Wechsel des Fondsmanagements oder der Anlagestrategie kann eine gute Bewertung schnell hinfällig werden. Bieler gibt zu bedenken: „Für künftige Entwicklungen können Ratings keine Garantie bieten.“ Das bedeutet für Anleger: Investmentfonds und Rating im Auge behalten.

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