Wirbelkörper-Einbrüche sind eine gefürchtete Folge der Osteoporose. Manchmal lindert das Einspritzen von Knochenzement in den Wirbelkörper die Beschwerden.
Das Knochengewebe besteht aus organischen und anorganischen Anteilen und ist ein höchst lebendiges Gewebe, das ständigen (normalerweise geordneten) Umbauprozessen unterworfen ist. Die sogenannte „peak bone mass“ (maximal aufgebaute Knochenmasse) ist im Alter von 30 bis 35 Jahren erreicht und wird individuell durch Umwelt- und Lebensstilfaktoren bestimmt. Frauen, die als Jugendliche für eine schlanke Figur gehungert haben, erreichen oft nicht die optimale Knochenmasse. Dasselbe trifft für all die jungen Leute zu, die viel Cola getrunken haben. Die enthaltenen Säuren schränken die so wichtige Kalzium-Aufnahme ein. Auch Softdrinks, Alkohol und Tabakkonsum stören den Knochenaufbau.
Knochenabbau in Maßen ist normal
Etwa ab dem 35. Lebensjahr überwiegen die Abbauvorgänge, und die Knochenmasse nimmt von Natur aus wieder langsam ab. Dieser altersgerechte Knochenabbau ist jedoch keine Osteoporose.
Bei einer Osteoporose verliert der Knochen auf krankhafte Weise an Stabilität. Das schwammartige Innere des Knochens (Spongiosa; von lat. spongia „Schwamm“) wird instabiler, weil die vielen zarten Knochenbälkchen immer dünner werden. Irgendwann ist die „Frakturschwelle“ erreicht und die Bruchrate bei Stürzen und auch Bagatelltraumen steigt an.
Spontanfrakturen werden häufiger
Dabei kann es durch völlig harmlose Bewegungen, durch Stolpern oder sogar spontan zu einem Wirbelkörper-Einbruch in der Brust- oder Lendenwirbelsäule kommen. Lokale Schmerzen und Einschränkung der Körperbeweglichkeit sind die Folge.
Ungefähr 90% solcher Osteoporose-Brüche verheilen spontan innerhalb von vier bis acht Wochen nach vorübergehender Schonung und Schmerzmittel-Einnahme. Bei zirka 10% der Patienten kommt es jedoch zu keiner nennenswerten Verbesserung. In diesen Fällen kann das Einspritzen von Knochenzement in den Wirbelkörper über minimal kleine Hautschnitte eine spektakuläre Beschwerdeverbesserung bewirken.
Radiofrequenz-Kyphoplastie richtet gebrochene Wirbelkörper wieder auf
Brüche der Wirbelsäule, ob als Folge von Knochenschwund (Osteoporose) oder anderen Ereignissen, lassen sich mithilfe eines neuen Verfahrens jetzt noch sicherer, knochenschonend und substanzerhaltend wieder aufrichten. Bei der sogenannten Radiofrequenz- Kyphoplastie (RFK) geben Mediziner einen speziell entwickelten gummiartigen Knochenzement in den porösen Wirbel. Im Gegensatz zu herkömmlichen Methoden zerstört die zähe Masse das Knocheninnere dabei nicht, sondern umschließt die feinen Wirbelstrukturen und härtet an Ort und Stelle aus.
Was ist Radiofrequenzenergie?
Die Radiofrequenzenergie (den Mikrowellen ähnlich) kennen viele aus Artikeln über Schönheits-Chirurgie. Dafür wird Radiofrequenzstrom über ein Handstück zur behandelnden Region geleitet. Der Schallkopf sendet regelmäßig Energieimpulse aus, dabei wird Wärme erzeugt, ohne aber Gewebe zu schädigen.
Dank der Zugabe von Radiofrequenzenergie erreicht der ohnehin zähe künstliche Knochenzement seine sehr hohe Viskosität (= Zähigkeit). So lässt sich das Risiko von Zementaustritten in den sensiblen Bereichen minimieren und der Wirbel kann ohne zusätzliche Maßnahmen stabilisiert und gegebenenfalls aufgerichtet werden. Vorteile für die Patienten liegen in der Regel neben der hohen Sicherheit in einer kurzen Operationsdauer und einer schnellen Rehabilitationszeit.
Gummiartiger Zement bringt Beweglichkeit zurück
Die neue Methode kann unter Lokalanästhesie und gegebenenfalls sogar ambulant durchgeführt werden und dauert nur etwa 25 Minuten pro Wirbel – knapp die Hälfte der herkömmlichen Operationszeit. Über nur einen einzigen kleinen Zugang führt der Mediziner eine schmale Kanüle unter Sichtkontrolle in den behandlungsbedürftigen Wirbelkörper ein. Mit einem feinen Instrument, an dessen Ende sich eine bewegliche Spitze befindet, legt der Arzt gezielt kleine Gänge im porösen Knochen an. Bevor aber der Zement in die betroffene Stelle gelangt, kommt die Radiofrequenzenergie hinzu.
Stabilisierung des gebrochenen Wirbelkörpers
In diesem Moment verändert der Zement seine Eigenschaft und wird zäh wie Harz. Der gummiartige Knochenzement gelangt kontrolliert und sicher in den vorbereiteten Hohlraum. Von hier aus bahnt sich die Masse ihren Weg durch die feinen Gänge des Knocheninneren und umschließt die löchrige Struktur, ohne diese zu zerstören. Anschließend härtet der Zement aus und dient als aktive Stabilisierung des gebrochenen Wirbelkörpers. Zurück bleibt ein kleiner Schnitt, der nicht genäht werden muss. Gewöhnlich kommt es innerhalb kurzer Zeit zu einer Schmerzlinderung und einer damit verbundenen dauerhaften Steigerung der Lebensqualität.