Das Buch „Endlich in der Pubertät!“ von Ralph Dawirs und Gunther Moll versucht diese Entwicklungszeit in ein positives Licht zu setzen.
Die meisten Erwachsenen, die mit Jugendlichen zu tun haben, stöhnen und schimpfen über die Zeit der Pubertät, nicht so das Autorenduo Ralph Dawirs und Gunther Moll. Sie singen ein Loblied auf diese Zeit des Erwachsenwerdens in ihrem Buch „Endlich in der Pubertät!“ (2008 im Beltz Verlag erschienen) und wollen den Sinn der wilden Jahre erläutern. Sie ergänzen viele biologische, soziologische, psychologische Fakten mit einem tagebuchartigen Bericht einer Vater-Sohn-Beziehung. Das Ganze ist sehr unterhaltsam und gut verständlich geschrieben. Sie geben der Perspektive der Pubertisten viel Raum, so dass ein Hineinversetzen in ihre Gefühlswelt leicht fällt.
Pubertät als zweite Geburt
Die Pubertät wird als zweite Geburt bezeichnet. Mit dem Eintritt in die Geschlechtsreife passiert parallel eine emotionale Umorientierung und Loslösung von den Eltern. Der Weg in die Selbständigkeit ist unweigerlich mit Risiken verbunden. Problematisch ist, dass auch die Eltern nicht genügend auf diese Entwicklungszeit vorbereitet sind und gerade dadurch der Wechsel als abrupt und befremdend empfunden wird. Angst und Unsicherheit prägen oft auf beiden Seiten diese Zeit der großen Neuorientierung.
Pubertät als Neuzeitproblem
Doch das war nicht immer so. Pubertät ist ein Neuzeitproblem. Im Mittelalter verließen die Kinder teilweise schon mit sieben Jahren die Eltern, um in einem anderen Haus, bei einer fremden Familie einen Beruf zu erlernen oder zu arbeiten. Kindheit als den Begriff, wie wir ihn heute kennen, existierte nicht, demzufolge auch nicht Pubertät und die damit verbundene notwendige emotionale Ablösung von den Eltern. Unser demographischer Wandel drängt die Jugendlichen immer mehr in eine gesellschaftliche Funktion, die im Grunde eine Verlängerung der Kindheit und damit verbunden Machtlosigkeit in der Gesellschaft bedeutet. Ihre Initiative, Kraft, der Erfindungsgeist und die Risikobereitschaft kommen nicht zu dem Einsatz, wie es eigentlich von Natur aus angelegt und sinnvoll ist. Sie können ihr Potential in unserer Gesellschaft nicht unbedingt sinnvoll ausleben und werden ständig in Grenzen verwiesen. Die Älteren sind nicht bereit, von ihrer Macht und ihrer Stellung Abstriche zu machen.
Buch über Pubertät
Im Mittelpunkt des Buches stehen die Gymnasiasten Lukas und Laura, die beide ihre Schule gut meistern und mit Drogenproblemen nur durch den Freundeskreis in Berührung kommen. Sie haben beide ihre Schwierigkeiten zuhause, aber diese eskalieren nicht, weil es immer wieder zu klärenden Gesprächen kommt.
Gut sind die vielen biologischen und psychologischen Fakten, was sich in der Pubertät bei den Jugendlichen ereignet. Dazu gibt es ein Register von Fachwörtern, das ebenso jugendsprachliche Ausdrücke umfasst.
Die Autoren konzentrieren sich im Buch auf das Vater-Sohn-Verhältnis und das ist erstaunlich positiv trotz aller Schwierigkeiten, beneidenswert. Gut, wenn es um eine positivere Sicht der Pubertätszeit gehen soll, muss hier wohl idealisiert werden, damit es für die Leserschaft überzeugend wirkt, aber es ist eine Gratwanderung, die halt manchmal als übertrieben kippt.