Bei einer psychischen Erkrankung ist manchmal eine stationäre Behandlung hilfreich. Aber wie finde ich das richtige Krankenhaus für mich?
Derzeit entfallen rund 10 Prozent der Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen als direkte Kosten auf die Behandlung ihrer Versicherten mit Erkrankungen der Psyche und Verhaltensstörungen, hinzu kommen immer mehr krankheitsbedingte Fehltage. Auch die Berentungen wegen verminderter Erwerbsfähigkeit aufgrund von psychischen Erkrankungen nehmen zu.
Gründe für den Anstieg der Erkrankungen nicht geklärt
Warum die Erkrankungszahlen so angestiegen sind, ist nicht eindeutig geklärt. Es liegen zu wenig valide und systematische Ergebnisse vor, um eine sichere Aussage darüber treffen zu können, ob wirklich mehr Menschen psychisch erkrankt sind oder nur einfach mehr Menschen diagnostiziert werden, weil die Bedingungen dafür sich geändert haben. Hier wäre anzuführen, dass es einerseits eine erhöhte Diagnostik- und Behandlungskompetenz bei Ärzten und Psychotherapeuten gibt, andererseits psychische Erkrankungen weniger tabuisiert sind als noch vor einigen Jahren und daher bei den Betroffenen eine höhere Bereitschaft besteht, sich mit diesem Problem auch an potentielle Leistungserbringer zu wenden.
Stationäre Versorgung bei psychischen Erkrankungen
Sollte die ambulante Betreuung zu keinen Verbesserungen führen oder aber nicht ausreichen, weil die Erkrankung besonders schwerwiegend ist, gibt es die Möglichkeit einer stationären Versorgung. Der Vorteil ist, dass die Behandlungsdichte sehr hoch ist und in den meisten Kliniken multimethodal gearbeitet wird, was bedeutet, dass in die Einzel- und Gruppenpsychotherapie sowohl tiefenpsychologische als auch verhaltenstherapeutische Elemente einbezogen werden. Darüber hinaus gibt es Therapiebausteine aus angrenzenden Richtungen, die sich gut ergänzen können, wie z.B. Musiktherapie, Körpertherapie und Ergotherapie. Gelegentlich ist auch die begrenzte Herausnahme aus dem häuslichen Umfeld schon eine hilfreiche Maßnahme.
Welches Krankenhaus ist das richtige?
Viele Kliniken haben Behandlungskonzepte, die nicht zu jedem passen, insofern sollte man sich über das Menschenbild der präferierten Häuser und die Umsetzung in therapeutische Prozesse informieren. Hier können die Internetauftritte als erste Information hilfreich sein, in der Regel gibt es aber auch Ansprechpartner, die im Vorfeld einer Aufnahme Fragen beantworten können. Sollte das nicht der Fall sein, ist es auch möglich, den leitenden Arzt oder Psychologen zu kontaktieren.
Auch im Falle einer klinischen Behandlung gilt, dass das Vertrauensverhältnis zum Behandler einen ganz wesentlichen Stellenwert für den Behandlungserfolg einnimmt. So bieten manche Häuser Vorgespräche an, in denen man die potentiellen Behandler kennen lernen kann und auch die räumlichen Bedingungen. Meist bekommt man aber einen Therapeuten zugewiesen, den man nicht kennt. Sollte sich aber im Laufe eines Aufenthaltes herausstellen, dass keine hilfreiche Beziehung entsteht, sollte man dies thematisieren.
Welche Fragen können vor Aufnahme einer stationären Behandlung von Interesse sein
Wer ist der zuständige Kostenträger? Gibt es Vertragshäuser vom zuständigen Kostenträger? Welche Antragsmodalitäten sind notwendig? Wie sieht der Klinikalltag und die Tagesgestaltung aus? Gibt es feste Wochenpläne oder werden diese individuell erstellt? Gibt es Schwerpunktprogramme für die eigene Erkrankung? Kann ich mitbestimmen, was die Medikamente, die Therapiearten und die -häufigkeit betrifft? Werden auf Wunsch die Angehörigen einbezogen? Gibt es die Möglichkeit, während des Aufenthaltes Belastungsproben zu absolvieren, also begrenzt ins häusliche Umfeld zurückzukehren, um dort das Gelernte auszuprobieren? Gibt es Möglichkeiten der Nachbetreuung nach der Entlassung?
Die Bundespsychotherapeutenkammer hat eine Checkliste herausgegeben, mit deren Hilfe man gute Chancen hat, das richtige Krankenhaus für sich zu finden.