Ein Fallbeispiel: Fried Klaffke (65) hatte zweimal Prostatakrebs. Das Prostatakarzinom ist eine der häufigsten Krebsformen. Jahrlich erkranken in Deutschland 58.000 Männer daran. Fried Klaffke erwischte es doppelt.
Es war nur ein ganz normaler Routine-Check, damals am 13. Dezember 2001. Doch das Ergebnis war niederschmetternd: Fried Klaffke (65) hatte bei der Prostata-Untersuchung einen extrem hohen PSA-Wert! „Das hat mir zunächst mal nicht viel gesagt“, erzählt der ehemalige Chemie-Ingenieur aus Adendorf bei Lüneburg. Doch als er sich im Internet schlau machte, wurde ihm schon etwas mulmig: „Ab einem Wert von 4 besteht bereits Krebsverdacht. Ich hatte aber 49!“ Die Gewebeprobe beim Urologen wenige Wochen später bestätigte den Verdacht: Prostatakarzinom.
Hormonbehandlung mit anschließender Bestrahlung
„Das war ein Riesenschreck“, erinnert sich Ehefrau Rosa Maria (63), eine gebürtige Spanierin. „Aber Jammern hilft ja nichts.“ Zum Glück sind die Klaffkes eher optimistisch. Fried schafft es sogar, seiner Krankheit noch etwas Positives abzugewinnen: „Normalerweise hat man bei meinen hohen Werten längst Metastasen in den Knochen. Bei mir hatte der Krebs noch nicht gestreut, ich hatte also Glück im Unglück.“ Im Internet informierte er sich über mögliche Therapien. Schnell stand für ihn fest: Eine Operation käme nicht in Frage. „Ich kenne niemanden, der danach nicht irgendwelche dauerhaften Probleme hatte.“ Stattdessen entschied er sich für eine Bestrahlung mit vorangehender Hormonbehandlung. Die hat einen entscheidenden Vorteil: Falls sich bereits winzige, bei der Untersuchung nicht erkennbare Metastasen gebildet haben, werden diese bei einer Bestrahlung mit erfasst und zerstört. „Außerdem war die Behandlung bequem und schmerzfrei, ich konnte arbeiten, meinen Alltag ganz normal weiterleben.“
(Fast) keine Option mehr
Zunächst ging alles gut, nach knapp zwei Monaten täglicher Bestrahlung war der PSA-Wert auf 0,5 gesunken. „Das war natürlich eine große Erleichterung“, erinnert sich Rosi Klaffke. Doch die Freude hielt nicht lange an. Im Laufe der nächsten Jahre stiegen die Werte wieder, auch Medikamente halfen nur kurzfristig. Jetzt wurde die Sache wirklich ernst. „Wir haben versucht, uns zusammen zu reißen, uns gegenseitig Mut zu machen“, erzählt Frau Klaffke. Aber das Ehepaar wusste auch: Nach einer Bestrahlung kommt eine Operation nicht mehr in Frage. „Aber ohne eine weitere Therapie wären mir vielleicht noch fünf Jahre geblieben“, sagt Fried Klaffke.
Sein Urologe schickte ihn schließlich zu Dr. Dietrich Pfeiffer in die Asklepios-Klinik nach Hamburg-Barmbek. Dort wurde das Prostatakarzinom mit einer modernen Methode, dem hochintensiven fokussierten Ultraschall, kurz HIFU, behandelt. Der Urologe arbeitet seit 2002 mit diesem „Skalpell aus Schall“, hat schon über 300 Behandlungen vorgenommen.
„Das Verfahren, das auch als Ersttherapie gegen den Prostatakrebs eingesetzt werken kann, hat eine Reihe von Vorteilen“, erklärt der Oberarzt. „Es gibt keine Schnitte und OP-Narben, es kommt nicht zu Blutungen, und der Patient kann nach drei bis fünf Tagen wieder nach Hause.“ Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Möglichkeit der Mehrfach-Behandlung. „Sollte erneut ein Tumor (Rezidiv) wachsen, kann man nochmals mit HIFU behandeln – und hätte danach noch alle weiteren Therapiemöglichkeiten als Option. Bei OP und Bestrahlung ist eine Wiederholung nicht möglich.“
HIFU – Ultraschall gegen Prostatatumor
Dr. Pfeiffer erklärte den Klaffkes, wie die Therapie funktioniert: Durch den Enddarm wird vor dem Eingriff eine ca. zwei Zentimeter dicke Ultraschallsonde eingeführt, durch die dann am Computer das exakte Behandlungsgebiet errechnet wird. Die gleiche Sonde gibt im nächsten Schritt den hochintensiven genau auf den Tumor fokussierten Ultraschall ab. Dabei wird das kranke Gewebe sozusagen verkocht, denn es entstehen im Brennpunkt Temperaturen von 85 bis 95 Grad Celsius. Da Millimeter genau gearbeitet werden kann, bleibt das umliegende gesunde Gewebe weitgehend verschont, Nebenwirkungen wie Inkontinenz und Impotenz können so sehr oft vermieden werden. Das zerstörte Gewebe wird zum Teil über die Harnröhre abgestoßen, zum Teil in Bindegewebe umgewandelt. Der Eingriff wird unter Rückenmarksanästhesie vorgenommen und dauert etwa zweieinhalb Stunden.
Erfolgsraten überzeugten
Auch die Erfolgsraten klangen für Fried Klaffke überzeugend: 90 Prozent der Patienten hatten sechs Monate nach der HIFU-Behandlung einen PSA-Wert von unter 1, nach 5 Jahren waren 68 Prozent von ihnen geheilt, bei nur 32 Prozent wurde die Therapie wiederholt. „Das hörte sich wirklich gut an.“ Am 3. Januar 2006 hatte Fried Klaffke seinen Termin. „An Sylvester war ich nicht gerade in Hoch-Stimmung“, schmunzelt er. Beim Eingriff verlangte er eine Schlafspritze, um nur nichts mitzukriegen. „Dann bin ich doch vorzeitig aufgewacht. Ich sah die Ärzte an den Monitoren stehen: Sie operierten mich, ohne mich anzufassen.“
Am nächsten Tag kamen Rosi und die beiden Töchter (heute 31 und 36) zu Besuch. „Da bin ich schon wieder aufgestanden und mit meinen drei Damen Kaffee trinken gegangen.“ Er hatte keine Schmerzen, nur zum Sitzen benutzte er einen aufblasbaren Sitzring. Nach drei Tagen wurde er aus dem Krankenhaus entlassen, fuhr mit dem Zug zurück nach Lüneburg. „Am Bahnhof habe ich mir erstmal ein Gläschen Sekt gegönnt“, erzählt er. „Das hatte ich mir verdient.“
Ausblick
Heute geht es Fried Klaffke wieder gut. Sein PSA-Wert liegt unter 0,1, ist kaum noch messbar. Er ist wieder topfit, geht seinen Hobbys nach: Motorrad fahren, Segeln, Reisen, Kochen und Fitnesstraining. Alle drei Monate geht er zur Kontrolluntersuchung zu seinem Urologen. Auch Rosi Klaffke ist froh, dass ihr Mann alles so gut überstanden hat. „So eine Krankheit ist aber auch Anlass, mal darüber nachzudenken, wie man mit seiner Zeit umgeht“, sagt sie. „Man ärgert sich viel zu oft über Kleinigkeiten, dabei erledigt sich das meiste von selbst. Durch Frieds Krankheit ist uns bewusst geworden, wie schnell das Leben vorbei sein kann. Und dass man wirklich jede Sekunde genießen sollte.“