Pro-Ana ist eine Ernährungsbewegung, die Anorexia (Magersucht) verherrlicht. Es gibt bereits viele Portale, die vor allem von jungen Frauen besucht werden.
Entstanden ist Pro-Ana Anfang des 21. Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten – und von dort aus verbreitete sich diese Ernährungsbewegung wie jeder andere US-Trend auch sehr rasch in Richtung Europa.
Was ist Pro-Ana? Worum geht es und welche Anhänger hat die Bewegung?
Grob formuliert ist Pro-Ana eine Bewegung, die Anorexia Nervosa, also Magersucht, verherrlicht. Und die Anhänger dieses „Wahns“ sind in erster Linie junge Frauen, die abnehmen wollen, um dem gängigen Schönheitsideal zu entsprechen.
Schon jetzt gibt es zahlreiche Webseiten im Internet, auf denen Pro-Ana promotet wird und auf denen sich Anhänger austauschen können. Meistens werden die Folgen der Magersucht dort als Schlankheitsideal dargestellt, oft auch mit Bildern unterstrichen. Weiters wird Anorexia auch nicht als Krankheit, sondern als Lifestyle beschrieben – und Lifestyle müsse nicht ärztlich behandelt werden.
Ziele von Pro-Ana
Das Ziel von Pro-Ana und deren Anhängern ist es, mit äußerst radikalen Maßnahmen das Traumgewicht zu erreichen und damit Zufriedenheit und Selbstvertrauen zu gewinnen oder wieder zu erreichen. Dabei bekommt das Krankheitsbild Anorexia beinahe so etwas wie einen philosophischen Touch, mithilfe dessen die Mädchen sich selbst verwirklichen. Grundsätzlich gilt: Dünner geht immer. Knochen sind schön, Essen ist schlecht.
Hauptinhalte von Pro-Ana
Der Name Pro-Ana leitet sich übrigens vom Namen „Anna“ ab – damit soll wohl die Magersucht personifiziert und sympathischer gemacht werden. Dies geht soweit, dass die Hauptinhalte von Pro-Ana mittels eines Briefes von „Ana“ vermittelt werden. In diesem Brief werden den Anhängern die „10 Gebote“ der Ernährungsbewegung näher gebracht.
So geht „Pro Ana“
„Ana is Love – Hunger ist beautiful“, so „freundlich“ geht es im „Brief von Ana“ allerdings nicht weiter. In dem Schreiben sind sehr strikte Anweisungen zum Ess- und Sozialverhalten zusammengefasst. Außerdem werden Hinweise zur Geheimhaltung der Ernährungsweise gegeben sowie zum Wiegen. Grundsätzlich ist es nichts anderes als eine Anleitung, um magersüchtig – also krank – zu werden.
Auszüge aus dem „Brief von Ana“
So heißt es zum Beispiel im Brief: „…wenn du isst, wirst du die Kontrolle verlieren. WILLST du das?? Wieder die fette Kuh werden, die du einmal warst?“ oder auch „Wenn du in den Spiegel guckst, werde ich das Bild verzerren. Ich werde dir Fettleibigkeit und Scheußlichkeit zeigen (…) Aber du musst das glauben, denn wenn du die Wahrheit kennen würdest, könntest du wieder anfangen mehr zu essen und unsere Beziehung würde zerbrechen.“ Den Mädchen wird sogar gedroht: „Wenn du dich entschließt, gegen mich anzukämpfen, zu jemandem zu gehen und ihm zu sagen, was ich mit dir mache, wird die Hölle los sein.“
Die „10 Gebote“ von Pro-Ana
- Du sollst unsichtbar werden. Dafür musst du dünner werden. Dünn zu sein ist wichtiger als gesund zu sein.
- Du sollst dünn sein. Bist du nicht dünn, bist du nicht gut.
- Du sollst hungern, Abführmittel nehmen, deine Haare kurz schneiden, dir andere Kleidung kaufen – alles, damit du dünner aussiehst.
- Du sollst nicht essen ohne dich schuldig zu fühlen.
- Du sollst keine nahrhaften Dinge essen, ohne dich anschließend zu bestrafen.
- Du sollst Kalorien zählen und deine Nahrungsaufnahme entsprechend reduzieren.
- Du sollst deine Waage als das wichtigste in deinem Leben ehren.
- Du sollst nie glauben, du bist dünn genug.
- Du sollst dünn sein und nicht essen. Dieses sind die wahren Zeichen von Willenskraft und Stärke.
Thinspiration – Bilder von Magersüchtigen
Wer nun meint, dies sei „schon“ alles, täuscht sich. Auf Pro-Ana-Websites motivieren sich die Anhänger auch noch zusätzlich mit Fotos von extrem dünnen Models und Bildern von Magersüchtigen. Thinspiration wird das genannt. Hervorstehende Knochen, eingefallene Gesichter, dürre Beinchen und knöcheldicke Arme sind die Hauptinhalte der Bilder.
Gegenbewegungen zu Pro-Ana
Bereits 2017 wurde die Zahl der deutschsprachigen Pro-Ana-Seiten auf mehrere hundert geschätzt. „Dank“ zahlreicher magersüchtiger Hollywoodstars und -sternchen dürfte diese Zahl im Laufe der vergangenen Jahre wohl angestiegen sein. Die gute Nachricht: Es gibt inzwischen auch sehr viele Seiten, die sich gegen diese Bewegung aussprechen und Informationen sowie Hilfe für Betroffene anbieten.