Die Stiftung „Kampf dem Schlaganfall“ hat Anfang Juli 2011 erstmals einen Preis für eine exzellente Leistung in der Schlaganfallforschung verliehen.
Jährlich sind in Deutschland rund 250.000 Menschen von einem Schlaganfall betroffen. Er ist damit die zweithäufigste Todesursache, in vielen weiteren Fällen führt er zu bleibenden Behinderungen.
Um dem entgegenzuwirken, hat Günter Hentschel, der ehemalige Leiter des Würzburger Gewerbeaufsichtsamts, im Jahr 2009 die Stiftung „Kampf dem Schlaganfall“ ins Leben gerufen. Der Kapitalgrundstock der gemeinnützigen Initiative stammt aus seinem Privatvermögen. Die Motivation für Hentschels Engagement war eine einschneidende persönliche Erfahrung: Seine Schwiegermutter war nach einem Gehirnschlag eineinhalb Jahre ans Bett gefesselt und musste künstlich ernährt werden bevor sie starb. „Ich hoffe auf die Entwicklung eines Medikaments, das Schlaganfall-Risikopatienten prophylaktisch einnehmen können“, beschreibt Hentschel seine Vision.
Mit 4.000 Euro dotiert
Um die Schlaganfall-Forschung voranzutreiben, hat die Stiftung in diesem Jahr erstmals einen mit 4.000 Euro dotierten Preis ausgeschrieben. Teilnahmeberechtigt waren Arbeiten aus der Grundlagen- oder klinischen Forschung, einschließlich Prävention, Diagnostik und Therapie. Sie mussten am Universitätsklinikum Würzburg oder an der Medizinischen Fakultät der hiesigen Universität entstanden sein und der oder die Forscher/in sollte zudem nicht älter als 33 Jahre sein.
Problematische Gerinnungsprozesse
Am 4. Juli 2011 überreichte Dr. Paul Beinhofer, Regierungspräsident von Unterfranken, den Preis an Ina Hagedorn vom Rudolf-Virchow-Zentrum (RVZ) in Würzburg. „Die Regierung von Unterfranken ist für die Anerkennung der Stiftung zuständig und fühlt sich zuallererst als Partner und Berater von potenziellen Stiftern und bereits existenten Stiftungen. Ich freue mich daher, dass ich mit der heutigen Preisverleihung nicht nur die herausragende Leistung von Frau Hagedorn würdigen darf, sondern auch die Öffentlichkeit auf die wichtige Arbeit der Hentschel-Stiftung aufmerksam machen kann“, so der Regierungspräsident.
Im RVZ hatte die Forscherin im Labor die Wirksamkeit eines neuen Wirkstoffs überprüft, der die Blutgerinnung hemmt. „Der Verschluss von Gefäßen im Gehirn durch Gerinnungsprozesse und die damit einhergehende Minderdurchblutung zählen zu den Hauptursachen bei Schlaganfällen“, erläutert Prof. Christoph Reiners, Ärztlicher Direktor des Würzburger Uniklinikums und Vorstandsmitglied der Stiftung „Kampf dem Schlaganfall“. Zwar gebe es bereits Medikamente, wie Aspirin, Heparin oder Marcumar, die blutverdünnend wirkten, ihr Gebrauch sei jedoch durch die gleichzeitige Wirkung auf die normale Blutstillung deutlich begrenzt. „Hier besteht unter Umständen die Gefahr lebensbedrohlicher Blutungen“, so Prof. Reiners.
Neuer Inhibitor im Labor- und Tiertest
Eine alternative Behandlungsmöglichkeit könnte die Hemmung eines vor wenigen Jahren von Prof. Bernhard Nieswandt am Rudolf-Virchow-Zentrum identifizierten Gerinnungsfaktors sein, der an der Entstehung von Thrombosen beteiligt ist, aber keine Rolle bei der körpereigenen Stillung von Blutungen spielt. Auf Basis der Erkenntnisse des Würzburger Biomediziners hat die Pharmafirma CSL Behring aus Marburg den Inhibitor rHA-Infestin-4 hergestellt, der den besagten Gerinnungsfaktor hemmen kann. Die Preisträgerin Ina Hagedorn untersuchte nun die Wirksamkeit dieser Medikamenten-Vorstufe – im Reagenzglas sowie an lebenden Ratten und Mäusen. Mit vielversprechenden Resultaten: „rHA-Infestin-4 verhinderte vollständig die Entstehung von gefäßverschließenden Thromben, hatte aber keinerlei Effekt auf die normale Blutstillung“, berichtet Ina Hagedorn
Die Forscherin bedankte sich beim Vorstand der Hentschel-Stiftung für die Auszeichnung, bei CSL Behring für die erfolgreiche Zusammenarbeit sowie bei Prof. Bernhard Nieswandt für die Unterstützung und Förderung des Projekts.
Spenden erwünscht
Um auch in Zukunft den Kampf gegen den Schlaganfall vorantreiben zu können, freuen sich Günter Hentschel und seine Stiftung über Spenden auf das Konto: Kampf dem Schlaganfall, HypoVereinsbank Würzburg, BLZ 790 200 76, Konto-Nr. 347 390 402. Die Stiftung ist vom Finanzamt Würzburg als gemeinnützig anerkannt. Zustiftungen und Spenden sind daher steuerlich absetzbar.
Das Bild zeigt die Preisträgerin Ina Hagedorn vom Rudolf-Virchow-Zentrum mit Dr. Paul Beinhofer, Regierungspräsident von Unterfranken, Günter Hentschel von der Stiftung „Kampf dem Schlaganfall“ und Prof. Christoph Reiners, Ärztlicher Direktor des Würzburger Universitätsklinikums und Vorstandsmitglied der Stiftung (von links nach rechts).