Wer schon älter ist und beim Lesen plötzlich keine Brille mehr braucht, sollte den Verdacht auf einen Grauen Star abklären lassen.
Der erste Eindruck ist erfreulich: Menschen, die sich seit vielen Jahren beim Lesen mit einer Brille behelfen müssen, sehen eines Tages auch „ohne“ wieder tadellos. Wem so etwas passiert, der sollte dieser plötzlichen „Verjüngung“ seiner Augen allerdings mit Skepsis gegenüberstehen. Weitsichtigkeit jenseits der 40 ist eine typische Alterserscheinung, die nicht ohne Grund einfach verschwindet.
Eine Katarakt, also ein Grauer Star, ist eine mögliche Ursache dafür, dass sich die Brechkraft des Auges allmählich verändert und wir in der Nähe wieder scharf und problemlos sehen. Diese Veränderung tritt aber nicht bei jeder Katarakt auf und ist auch nicht von Dauer. Das Gegenteil ist der Fall. Beim Grauen Star verschlechtert sich das Sehvermögen insgesamt, wenn auch langsam und nicht von heute auf morgen.
Meist beginnt die Krankheit mit einer Phase, in der nur wenige Veränderungen erkennbar sind. Oft machen sich in dieser Zeit die Katarakt nur durch eine höhere Empfindlichkeit gegen Blendung in der Nacht und vor allem beim Autofahren bemerkbar.
Wenn eine „Nebelwand“ den Blick trübt
Grauschleier, die sich fast wie eine Nebelwand vor das Blickfeld schieben, sind ein weiteres Warnzeichen. „Es ist fast so, als würde ich ständig durch ein beschlagenes Fester gucken“, beschreibt eine 62-jährige Katarakt-Patientin ihre Wahrnehmung der Krankheit. Auch Vergleiche mit dem Blick durch ein Milchglas werden von Betroffenen immer wieder gezogen.
Der Verlauf ist individuell: Die Stadien reichen von einer leichten Trübung ohne Einschränkung der Sehkraft bis zur völligen Trübung und Erblindung. Das hängt auch immer davon ab, an welcher Stelle und wie stark die Linse getrübt ist. Wenn sich das Krankheitsgeschehen nicht gerade in der Nähe der Linsenmitte abspielt, ist die Sehkraft meist nur gering beeinträchtigt. Womöglich wird in diesem Fall der Graue Star vorerst gar nicht bemerkt.
Sicherheit durch einen Sehtest
Umso wichtiger ist gerade in älteren Jahren die regelmäßige Kontrolle beim Augenarzt. Er kann bei einer gründlichen Gesamtuntersuchung mit dem Sehtest feststellen, ob die Sehschärfe beeinträchtigt ist. Mit einem speziellen Mikroskop, der Spaltlampe, lässt sich die Augenlinse auf Anzeichen des Grauen Stars untersuchen. Meist wird dazu die Pupille mit ein paar Augentropfen erweitert, damit die Linse besser sichtbar ist. Wird eine Katarakt festgestellt, kann der Augenarzt auch feststellen, ob eine Operation bereits nötig und sinnvoll ist.
Was bringt die Operation?
Die Operation des Grauen Star ist die einzig wirklich sinnvolle Behandlungsmethode, um die Trübung der Linse zu beseitigen. Nur dann, wenn die alte Linse durch eine Linse aus Kunststoff ersetzt wird, kann man die frühere Sehschärfe wieder herstellen. Die Kataraktoperation ist eine der sichersten Operationsverfahren und wird in Deutschland jährlich rund 600.000 mal praktiziert. Keine andere Operation wird so häufig durchgeführt wie die Entfernung der eingetrübten Linse beim Grauen Star.