Per Wohnmobil entlang des Camino Francés. Mehr als 800 Kilometer misst der spanische Jakobsweg. Eine Monatsreise zu Fuß, mit dem Wohnmobil ein entspanntes Erlebnis.
Der legendäre Camino Francés in Spaniens Norden fordert, verzaubert und prägt seit Jahrhunderten Jakobspilger aus aller Welt. Mit dem Wohnmobil spart sich der Pilger die stets vollen Herbergen und ist flexibel und unabhängig. Der Jakobsweg der Jakobswege beginnt in den französischen Pyrenäen und zieht sich durch die spanischen Provinzen Navarra, La Rioja, Kastilien-Leon und Galizien. Der aragonesische Zweig und der französische treffen sich in Puente la Reina und verlaufen von dort an gemeinsam bis Santiago de Compostela.
Warum Pilgern?
Die Pilgerreise nach Santiago ist nicht erst seit Hape Kerkelings Bestseller „Ich bin dann mal weg“ in. Seit Jahrhunderten machen sich Jakobspilger aus aller Welt auf die Reise nach Nordspanien zum Grab des Apostels Jakobus. Manche aus religiösen Gründen, manche aus spiritueller Motivation. Wieder andere suchen das Abenteuer, den Sportsgeist, die Selbstfindung. Generell gilt der Wanderer als der wahre Pilger. Immer mehr nehmen die Strecke auch unter die Fahrräder. Jeder auf seine Art. Und auch der Wohnmobilpilger hat seine Berechtigung. Das Heilige Compostela Jahr 2010 ist ein Höhepunkt für die Jakobspilger.
Vor- und Nachteile des Wohnmobil-Pilgerns
Wer sein eigenes Zuhause dabei hat, nimmt den anderen Wallfahrern keine Betten weg. Denn diese sind schwer umkämpft, sei es in den Refugios, Herbergen oder den Pensionen. Es ist der pure Luxus, seine eigene Matratze, Dusche und Küche zur Verfügung zu haben. Das erspart viel Zeit und Mühe. Komfortabler und praktischer ist es allemal. Man kann sich auf das nötigste Tagesgepäck beschränken. Der Nachteil: Man trifft seine Mitpilger und Leidensgenossen nur auf dem Weg. Der Austausch am Abend in den Herbergen entfällt. Zudem muss man zu zweit unterwegs sein und die Logistik regeln. Einer fährt mit dem Mobil voraus oder hinterher und einer pilgert.
Etappen des Jakobsweges
Der französische Kleriker Aymeric Picaud schrieb im Mittelalter den päbstlichen Codex Calixtinus, auch als Liber Sancti Jacobi bekannt. Dort dokumentierte er alle Wanderetappen des Camino Francés, die bis heute die Grundlage der Pilgerführer bilden. Ein bis zwei Dutzend Tagesetappen je nach Kondition und Art der Pilgerschaft führen zum Ziel aller Jakobspilger. Die meisten beginnen ihre Reise in St. Jean-Pied-de-Port über Roncesvalles. Andere starten vom Somportpass über Jaca. An der mittelalterlichen Bogenbrücke von Puente la Reina treffen sich beide Wegen und verlaufen fortan gemeinsam.
Kunst und Kultur entlang des Jakobsweges
Die Route des spanischen Camino de Santiago ist gesäumt von mittelalterlichen Kirchen, Klöstern und Kathedralen. Die Romanik ist hier konzentrierter als anderswo in Spanien. Einige Kapellen gehen auf den geheimnisvollen Templerorden zurück. Die meisten stammen aus dem 12. Jahrhundert. Die schönsten und ältesten sind die Einsiedlerkirche Santa Maria de Eunate, die romanische Kirche San Martin in Fromista und die schlicht-schöne Iglesia Santa Maria von O Cebreiro, das älteste Kirchlein des Camino.
Die Kathedralen von Leon, Burgos, Santo Domingo de la Calzada, Astorga und Santiago de Compostela sind architektonische Meisterwerke. Verwunschene Klöster wie San Juan de la Peña, Irache, Samos, Santa Magdalena in Sarria oder Vilar de Donas in Palas del Rey nehmen mit auf eine Reise ins Mittelalter. Das Portico de la Gloria der Kathedrale von Santiago de Compostela führt die Pilger zum Ziel: dem Hauptaltar mit dem Apostelabbild und dem silbernen Sarkophag des Heiligen Jakobus in der Krypta.
Wohnmobil Stellplätze entlang des Camino Frances
Abgesehen von den Campingplätzen entlang des Weges, gibt es mittlerweile eine Reihe von ausgewiesenen Übernachtungsplätzen für Reisemobile. Die meisten mit Frischwasserversorgung und Abwasserentsorgungsmöglichkeit. Zum Beispiel in St. Jean-Pied-de-Port, Fromista, Astorga, Leon, Carrion de los Condes, O Cebreiro, Santiago de Compostela.
Wege nach Santiago gibt es viele, Jakobsweg nur einen
Viele Wege aus ganz Europa führen nach Santiago de Compostela. Doch als offiziell festgelegter Jakobsweg gilt nur der Camino Francés. Innerhalb Spaniens sind auch die Via de la Plata (Silberstrasse) von Sevilla kommend bekannt. Der portugiesische Weg über Tui, der englische Weg über das Baskenland, der Primitive Weg oder der Weg zwischen Finisterra und Muxía der Küste entlang.
Egal von wo und wie, wer auf der Plaza de Obradeiro vor Santiagos Kathedrale ankommt, ist am Ende seiner Pilgerreise. Die Pilgerurkunde „A Compostela“ erhält, wer die letzten 100 Kilometer (Fotos Lou Avers) zu Fuß oder die letzten 200 Kilometer per Rad oder Pferd zurückgelegt hat. Das Ganze bestätigt mit den Stempeln im Pilgerpass. Die wichtigsten Stempelstationen sind mit dem Auto nicht zu erreichen, um so Schummeln auszuschließen. Dennoch können auch Wohnmobilisten in Tagesetappen auf die geforderten Kilometer kommen. Auch mit dem Heim auf Rädern ist die Pilgerschaft nach Santiago ein emotionales Erlebnis.