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Physikalische Therapie – was ist das eigentlich?

Krankengymnasten, Physiotherapeuten, Masseure, Medizinische Bademeister – alle machen Physikalische Therapie, aber was ist das und wer bezahlt sie?

Zur Zeit sind auf dem Markt der Physikalischen Therapie in Deutschland eine Fülle von Techniken und auch Menschen mit Berufsbezeichnungen zu finden, die alle im ähnlichen Sinne tätig sind. So kann man sich zum Beispiel massieren lassen von Masseuren, Masseuren und medizinischen Bademeistern, Physiotherapeuten und Krankengymnasten. Aber warum so viele Berufe für die gleiche Tätigkeit? Gibt es Unterschiede in der Behandlung, der Übernahme der Kosten oder ist das alles identisch? Um den Unterschied zu verstehen, muss man ein wenig eintauchen in die Geschichte dieser Berufe und die dazugehörige Gesetzgebung.

Berufsgesetz in der BRD

In der Bundesrepublik gab es ab 1959 ein Gesetz, das die Ausbildung für folgende Berufe regelte: Krankengymnasten, Masseure und Masseure und medizinische Bademeister. Alle mussten eine schulische Ausbildung durchlaufen, die für Krankengymnasten mindestens zwei Jahre dauern musste, für Masseure mindestens ein Jahr, diese wurde mit einer staatlichen Prüfung beendet. Es schloss sich eine einjährige praktische Tätigkeit in der ausgebildeten Richtung in dafür ermächtigten Institutionen an, nach Absolvierung dessen gab es die Erlaubnis zur Führung der Berufsbezeichnung. Entsprechend konnten sich die Absolventen nun Krankengymnasten oder aber Masseur nennen.

Wollte man Masseur und medizinischer Bademeister werden, musste man eine sechsmonatige praktische Tätigkeit in der Massage und eine zwölfmonatige praktische Tätigkeit in einer Medizinischen Badeanstalt nachweisen. Erst dann bekam man die Erlaubnis zur Führung der Berufsbezeichnung.

Berufsgesetz in der DDR

In der DDR wurde die Ausbildung zum Physiotherapeuten ab 1980 mit einem Berufsgesetz geregelt, das eine dreijährige Ausbildung an einer medizinischen Fachschule vorsah, nach einem Jahr Ausbildung an diesen Schulen konnte man diese mit einer Prüfung verlassen und als Masseur arbeiten, nach drei Jahren und einer bestandenen Prüfung war man Physiotherapeut. Die Ausbildung umfasste gleichermaßen theoretische und praktische Inhalte.

Wiedervereinigung und Berufsgesetz

Mit der Wiedervereinigung der vormaligen deutschen Staaten wurde eine Neuregelung nötig, da die Ausbildungswege so unterschiedlich waren, dass es keine einheitlichen Berufsgruppen gab. Nach langem Ringen wurde 1994 ein neues Berufsgesetz verabschiedet.

Es regelt die Zusammenfassung der Berufe des Masseurs und des Masseur und medizinischen Bademeisters zum Masseur und medizinischer Bademeister. Hierfür ist jetzt eine zweijährige Grundausbildung und ein folgendes halbjährliches Praktikum erforderlich. Praktische Teile sind jetzt auch schon in der Grundausbildung enthalten.

Die krankengymnastische Ausbildung wurde auf eine dreijährige Ausbildung an einer Berufsfachschule vereinheitlicht. Die praktische Tätigkeit wurde dabei integriert. Bei erfolgreichem Abschluss dieser Ausbildung ist man nun Physiotherapeut, denn der Name wurde gleichzeitig internationalen Standards angepasst.

In Zukunft wird es noch zusätzlich studierte Physiotherapeuten geben

Die deutsche Besonderheit der Trennung der Berufe Masseur und Physiotherapeut ist geblieben, eine Entscheidung, die die internationale Wettbewerbsfähigkeit nicht verbessert hat. Nun gibt es also parallel Absolventen, die noch nach alten Richtlinien die Ausbildung absolviert haben, welche, die nach den neuen Regeln gelernt haben und in Zukunft kommen noch Studienabgänger hinzu. Ab dem Wintersemester 2010/2011 gibt es in Deutschland erstmalig die Möglichkeit, primärqualifizierend Physiotherapie zu studieren, die Absolventen werden als Bachelor of Science den Arbeitsmarkt bereichern.

Wer kann welche Technik?

Im Grunde unterscheidet Physiotherapeuten und Masseure und medizinische Bademeister in der Praxis die krankengymnastischen Techniken. Diese sind den Physiotherapeuten vorbehalten. Sie umfassen im Groben das Beüben von Bewegungsmustern und Haltungen und finden in allen Bereichen der Medizin Anwendung, von der Pädiatrie bis zur Geriatrie.

Masseure und medizinische Bademeister können auch in allen Bereichen der Medizin arbeiten, sind aber in den Techniken auf Massagetechniken und Hydro- und Elektrotherapie ausgerichtet. Auch Physiotherapeuten können das, aber meist haben sie weniger Übung darin und sind meist auch nicht so umfassend ausgebildet.

Als Patient ist es also hilfreich zu wissen, dass im Regelfall die Massage von einem Masseur und medizinischen Bademeister die größere Qualität hat und das aktive Beüben von Problemen im Bewegungsapparat oder im Bewegungsablauf eher in die Hände eines Physiotherapeuten gehört. Letztlich ist aber, wie in allen therapeutischen Richtungen, auch in der Physikalischen Therapie die Beziehung zwischen Patient und Therapeut zum großen Teil mit entscheidend für den Therapieerfolg und so sollte man neben der Technik sich auch den Menschen gut aussuchen, in dessen Hände man sich begibt.

Wer bezahlt die Physikalische Therapie?

Von den Gesetzlichen Krankenkassen werden sowohl Massagen als auch die Physiotherapie übernommen. Sie müssen bei einer vorliegenden Diagnose mit Krankheitswert von einem Arzt verordnet werden, dieser muss sich hierbei an den Heilmittelkatalog halten, der die Verordnungsmengen vorgibt.

Beide Berufsgruppen können auch tätig werden, bevor man Schmerzen entwickelt. Hierfür gibt es eine große Bandbreite präventiver Angebote, die man auch ohne Rezept in Anspruch nehmen kann. Die Kosten hierfür werden jedoch nur teilweise und auf Antrag von den Kassen übernommen.