Durchspülungstherapie bei Erkrankungen von Nieren und Blase.
Pflanzliche Aquaretika sind zur Durchspülungstherapie geeignet: Indikationen, Kontraindikationen, Wirkstoffe, Rezepturen und Empfehlungen der rationalen Phytotherapie.
Aquaretika sind harntreibende Drogen, die zur Durchspülungstherapie geeignet sind. Diese veranlassen, dass Krankheitserreger ausgespült werden oder das Wachstum von Steinen gehemmt wird.
Die Aufnahme der Drogen als Teebereitung beinhaltet die zeitgleiche Aufnahme von Wasser. Synthetische Diuretika hingegen bewirken eine Wasserausschwemmung, ohne zuvor Flüssigkeit zugeführt zu haben (auf diese Weise werden zum Beispiel Wassereinlagerungen im Gewebe, Ödeme, ausgeschwemmt) und sind deswegen klar von den pflanzlichen Aquaretika abzugrenzen.
Indikationen der pflanzlichen Aquaretika
- Unterstützung des Selbstreinigungsmechanismus bei chronisch wiederkehrenden entzündlichen Prozessen der Harnwege (Spüleffekt durch vermehrte Wasserausscheidung)
- Unterstützend zur Steinprophylaxe
- Reizblase und Blasenkatarrh
- Fiebrige Harnwegsinfektionen
- Unterstützend bei Antibiotikagabe in den aufgeführten Bereichen
Kontraindikationen aller pflanzlichen Aquaretika
- Herz- und Nierenschwäche
- Ödeme aufgrund von Herzinsuffizienz
- Bluthochdruck (Bei Behandlung des Bluthochdrucks sind pflanzliche Aquaretika nicht indiziert, da hier die Wasserzufuhr zu vermehrter Einlagerung in das Gewebe führen kann oder das Herz durch die erhöhte Flüssigkeitszufuhr unnötig belastet wird)
Wirkstoffe der pflanzlichen Aquaretika
Drogen mit aquaretischer Wirkung können Flavonoide, Saponine, Kaliumsalze oder ätherisches Öl enthalten. Der aquaretische Effekt der Flavonoide bedarf weiterer Absicherung durch klinische Studien.
Aufgrund des weit verbreiteten Vorkommens von Flavonoiden im Pflanzenreich wird ihre Wirkung kontrovers diskutiert. Ein Mechanismus, warum Kalium zu einer verringerten Wasserrückresorption führen könnte, ist bisher nicht beschrieben. Die aquaretische Wirkung der Saponine und der ätherischen Öle könnte durch eine Reizung des Nierenepithels verursacht werden.
Drogen mit desinfizierender Wirkung – Pro und Kontra
- Bärentrauben- und Bergenienblätter besitzen aufgrund von Hydrochinonglykosiden einen harndesinfizierenden Effekt. Das im Körper daraus entstehende und wirksame Hydrochinon kann krebserregend und erbgutschädigend wirken. Daher wird die Anwendung auf maximal eine Woche beschränkt und sollte nicht häufiger als fünfmal im Jahr stattfinden.
Freies Hydrochinon wird in der Leber wieder an Zucker gebunden (Hydrochinonglucuronid), sodass es über die Niere ausgeschieden werden kann. Um wieder in die wirksame Substanz (Hydrochinon) umgewandelt zu werden, nahm man früher an, wie in der Monografie der Kommission E noch beschrieben, dass der Harn mittels zusätzlicher Einnahme von Soda (Natriumhydrogencarbonat) basisch sein müsse.
Neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass bei Anwesenheit von Krankheitserregern in der Harnblase die für die Bakterien giftigen freien Hydrochinone wieder freigesetzt werden können. Aufgrund der Zubereitungsweise als Kaltmazerat und der Anwendungszeitbeschränkung ist es wenig sinnvoll, Bärentraubenblätter mit harntreibenden Drogen zu kombinieren, die meist als Infus zubereitet werden und in der Regel länger als eine Woche verwendet werden sollten.
- Bucco-, Salbeiblätter und Thymiankraut enthalten ätherisches Öl mit desinfizierenden Eigenschaften. Der Einsatz von Sandelholz oder seinem ätherischem Öl ist wegen der nierenreizenden Wirkung problematisch.
Es ist ein Kunstfehler, die Therapie bei Harnwegsinfekten, bei denen eine Antibiotikatherapie (beispielsweise Norfloxacin, Sulfonamide) angezeigt wäre, mit desinfizierend wirkenden Phytopharmaka allein vorzunehmen, da desinfizierende Mittel Infektionserreger nicht vollständig zu beseitigen vermögen und die Gefahr einer Infektion der Nieren besteht. Da Antibiotika verschreibungspflichtig sind, ist bei Infektionen der ableitenden Harnwege in jedem Fall ein Arzt aufzusuchen!
Rezepturen
Zur Durchspülungstherapie ist die Gabe von Teemischungen sinnvoll, damit sichergestellt ist, dass dem Körper zur Durchspülung Wasser zugeführt wird. Von Tinkturen zur Durchspülungstherapie ist abzuraten, da Alkohol zum einen austrocknet und auch anderweitig Flüssigkeit zugeführt werden muss.
Zweckmäßige Teekombinationen können aus Aquaretika, entzündungshemmenden und geschmacksverbessenden Drogen hergestellt werden. Zur Desinfektion sind bei Harnwegsinfekten nur Thymiankraut, Bucco- und Salbeiblätter in Teemischungen zu empfehlen. Ein guter Geschmack trägt dazu bei, dass viel Tee getrunken wird.
Die Beimengung von Süßholzwurzel zur Geschmacksverbesserung ist bei längerfristiger Einnahme von aquaretischen Teemischungen nicht zweckmäßig, weil sie die Ausscheidung von Wasser über die Harnwege hemmt und die Wassereinlagerung in das Gewebe (Ausbildung von Ödemen) begünstigt.
Oft werden Blasen- und Nierentees entzündungshemmende Drogen wie Schafgarbenkraut oder auch Kamillenblüten zugesetzt. Echtes Goldrutenkraut hat ebenfalls entzündungshemmende Inhaltsstoffe, die den Salicylaten der Weidenrinde ähnlich sind.
Harntreibende Drogen (Aquaretika)
- Ackerschachtelhalm (kann sich leicht entmischen)
- Birkenblätter
- Brennnesselkraut, Brennnesselblätter
- Echtes Goldrutenkraut, Riesengoldrutenkraut
- Hauhechelwurzel (entmischt sich leicht)
- Holunderblüten (entmischen sich leicht)
- Hopfenzapfen (schmecken sehr bitter, verhindern das Entmischen)
- Liebstöckelwurzel (entmischt sich leicht, Tee schmeckt nach Suppe)
- Orthosiphonblätter (entmischen sich leicht)
- Sauerkirschenstiele (volksmedizinisch, entmischen sich leicht)
- Schlehenblüten (volksmedizinisch, entmischen sich leicht)
Entzündungshemmende Drogen
- Kamillenblüten (entmischen sich leicht)
- Schafgarbenkraut (schmeckt bitter)
- Echtes Goldrutenkraut (schmeckt aromatisch, herb)
Geschmacksverbessernde Drogen
- Pfefferminzblätter
- Anis-, Fenchelfrüchte (angestoßen, entmischen sich leicht)
- Thymiankraut (entmischt sich leicht)
- Salbeikraut
- Holunderblüten (entmischen sich leicht)
- Hagebuttenfrüchte (entmischen sich leicht)
- Rosinen (verhindern durch Verkleben der Teebestandteile das Entmischen)
Drogen, die eine Entmischung hemmen
- Gänsefingerkraut, Himbeerblätter
Die Rezepte
Blasen- und Nierentee I.
- Betulae folium (Birkenblätter)
- Solidaginis herba (Goldrutenkraut)
- Orthosiphonis folium (Orthosiphonblätter)
1 EL bzw. 2-3 TL Teemischung mit 150 ml kochendem Wasser übergießen, 5-8 Minuten ziehen lassen und 3-5 Tassen zwischen den Mahlzeiten trinken. Zusätzlich viel trinken.
Blasen- und Nierentee II.
- Betulae folium (Birkenblätter)
- Equiseti herba (Schachtelhalmkraut)
- Solidaginis herba (Goldrutenkraut)
- Anisi fructus cont. (Anisfrüchte, angestoßen)
- Lupuli strobuli (Hopfenzapfen)
1 EL bzw. 2-3 TL Teemischung mit 150ml kochendem Wasser übergießen, 10 Minuten ziehen lassen und 3-5 Tassen über den Tag verteilt trinken. Zusätzlich viel trinken.
Indikationen gemäß rationaler Phytotherapie, Monografien der Kommissionen E und ESCOP und Standardzulassungen
I. Wassertreibende Mittel bei Harnwegskatarrhen, Nieren- und Blasensteinleiden
- Ackerschachtelhalmkraut
- Birkenblätter
- Brennnesselkraut und -blätter
- Hauhechelwurzel
- Hopfenzapfen
- Liebstöckelwurzel
- Löwenzahnwurzel mit Kraut
- Orthosiphonblätter
- Petersilienfrüchte
- Queckenwurzelstock
- Goldrutenkraut (Echtes, und Riesengoldrutenkraut)
II. Desinfizierende Mittel bei Harnwegsinfektionen
- Bärentraubenblätter
- Bergenienblätter
- Buccoblätter
- Echtes Goldrutenkraut
- Hopfenzapfen
- Sandelholz
III. Prostatahyperplasie
- Brennnesselwurzel
- Kürbissamen
- Roggenpollenextrakte
- Sabalfrüchte
IV. Reizblase
- Kürbissamen
- Hypoxisknollen
- Sabalfrüchte
- V. Volksmedizin
- Bohnenschalen
- Maisgriffel
- Weidenröschenkraut bei Prostatavergrößerung